Agent blå (Band) | Portrait + Interview

Porträt/Interview Agent blå | Was ’ne Band! Von Agent blå habt ihr hier schon in Form ihres Debütalbums und der folgenden EP gehört. Nun folgt ein ebenso großartiges zweites Album namens „Morning thoughts“. Höchste Zeit die schwedischen Jung-Shoegazer endlich gebührend vorzustellen.

Gut getroffen:

Musikstil – das sagt die Band:

Ein selbst getaufter Musikstil namens „Deathpop“ wird auf der Facebook-Page angeführt.

So klingen Agent blå eigentlich:

Wie die energische, wilde Jugend, meinte ich zumindest noch zum famosen selbstbetitelten Debüt. Da das nun aber etwas aus dem Kontext gerissen kommt, hier noch einmal etwas allgemeiner. Die Schweden mischen Shoegaze-Gitarren mit druckvollem 80s-Bass und nicht besonders ausartenden Beats. Hinzu kommt der nahezu genuschelte aber umso verzweifeltere Gesang von Emelie, die das Ganze zu einem Soundschwall verschwimmen lässt.

Mitglieder:

Hier kommt wieder der Bezug zur Jugend: Die insgesamt sechs Mitglieder von Agent blå sind gerade mal Anfang 20 und schauen so drein, wie schwarz tragende Post-Teenager es eben so tun: nicht besonders glücklich. Verlorene Liebe, die Frage nach dem Sinn des Lebens und stürmische Freude und/oder Trauer sind daher auch durchgehend die Themen von Agent blå. Und wie das eben immer so ist, können diese Gefühlslagen im Sekundentakt wechseln.

Besonderheit:

So schäbig und verschwommen manchmal das Gesamtbild der Aufnahme daherkommt, so traumschön sind die sich dahinter auffindbaren Songs – und das nun schon bei knapp 25 Songs. Zu Beginn ist das unscharfe und wehleidige Klangbild noch etwas überfordernd, doch mehr und mehr zieht Sängerin Emelie und ihr markantes Gesäusel in einen Sog. Nun lassen sich die einfachen, aber fantastischen Songs ergründen, denen es mit limitierten Mitteln immer wieder das Herz springen zu lassen. Auch toll: Trotz aller Melancholie finden sich immer wieder Lichtblicke, die voller Schönheit erkennen lassen, dass das Leben so schlecht doch nicht ist.

Aktuelles Werk:

Einen Output-Drang haben sie, diese Agent blå. 2017 Debütalbum, 2018 schon wieder eine EP und nun 2019 der nächste Langspieler. „Morning thoughts“ geht den Weg der grandiosen EP weiter und wirkt insgesamt etwas entschlackter und abwechslungsreicher. So schafft es im treibenden „Colors of the dark“ auch mal ein Wah-Pedal aufs Album pder mit „Boys“ ein extrem schleppendes Stück voller Schönheit. Insbesondere die zweite Hälfte, beginnend mit eben jenem „Boys“ hat es emotional in sich. Bevor „Defenestration“ in seiner Epik kurzerhand einen abschließenden C-Teil einbaut, krachen die dramatischen „Cambion“ und „You’ll get it when you’re older“ mit der Tür ins schwedische Holzhaus hinein. Vor allem ersteres ist zwischendurch brutale Zerstörung, um dann im Pre-Refrain vollkommen ungeniert mit einer kaputten Orgel die Stimmung zu kontrastieren. Wow!

Zentraler Song:

„Cambion“ würde sich hier bestens eignen, kann letztlich aber noch vom fantastischen „Dream boy dream“ des Debütalbums übertroffen werden. Zunächst spielt hier das Schagzeug einen simplen Beat, der Bass kraxelt über die Tabulatur und aus dem Gitarrenverstärker donnert ein kratzendes Riff. Im Refrain öffnet sich schließlich etwas besonders Warmes, wie das Licht am Ende des berüchtigten Tunnels – ein erster Wahnsinnsmoment! Nach dem zweiten Refrain wird ordentlich Richtung Bridge gekracht, die dann nach einem Instrumentalteil den Refrain zurückbringt. Und dann, so simpel und effektiv, ein kurzer Tonartwechsel, der die Hook vergoldet und den perfekten Abschluss herbeiführt.

Gut gesagt:

„I want you to dream about me, every night“
Dream boy dream

Fun-Fact:

Ganz ähnlich klingen übrigens die Lokal- und Labelkollegen von Makthaverskan, von denen Agent blå offensichtlich soundmäßig einiges abgekupfert haben. Aber: Hier ist die Kopie aufgrund ihres einzigartigen verwaschenen Klangbilders spannender als das Original.

Das sagen die Zyniker:

Mädel, mach mal den Mund auf beim Singen.

Passend zu:

Herzzerreißenden Tiefen und den ausschlagenden Höhen. Agent blå sind emotional und lassen die Armhaare hoch stehen, egal ob vor Freude oder der mitreißenden Melancholie. Eine Herzenssache.

Drei Fragen an Agent blå

1) Only two years between the first and the second album is not a lot. Why did you decide to release an EP on top of that between those two?

We just had a lot of songs that were half or nearly finished that didn’t get to be on the album. We just wanted to get them out, so we could start Morning Thoughts on a clean slate, in a way.

2) I think your music may fit to very different feelings. In which situation would you like people to listen to your records?

We’ve always said that we want people to be able to find comfort in our songs, if they need to. Even if it’s for a happy, sad or apathetic occasion.

3) With six different persons, how does decision taking work in your band, for example when choosing songs for single releases?

When we’re writing songs, there’s never really been an issue being six people. It’s more to our advantage, really, since we’re all good at bringing different things to the group. When it comes to choosing singles etc there can sometimes be difference in opinions, but we usually settle for something quite quickly. If we don’t, we’ve got our record labels behind us to steer us straight.

Lasst euch von Agent blå in einen Bann ziehen. <3

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