Alternative Konzerttipps für den Frühling

Ihr habt Multifunktionshallen und aufwendige Shows satt? Lust auf bezahlbares (Flaschen-)Bier, absolute Nähe und Bands, die euch noch ohne große Soundhilfsmittel entgegenbrettern? Dann solltet ihr eine dieser fünf Konzerttouren in den nächsten Monaten besuchen. Garantiert echt, schwitzig und erlebnisreich. Die Tourdaten findet ihr unten.

5. Heart Ovt (März/April)

Okay, zugegeben, das erste Beispiel trifft auf ein kleines Detail der Einleitung nicht so richtig zu. Heart Ovt hantieren nämlich doch mit dem ein oder anderen Backing-Track, was aber vielmehr an der Besetzung und dem Soundbild als an fehlender Punk-Einstellung liegt. Das Trio aus Leipzig fabriziert seit einigen Jahren atmosphärischen und doch treibenden Indie-Rock mit starkem Emo-Einschlag. Mit unerwarteten Shout-Ausbrüchen wie am Ende von „29“ zeigen Heart Ovt eine harte Kante im sonst doch eingängigen Sound. Auf der Bühne (ich hatte die Ehre die Jungs im Vorprogramm der Forkupines zu sehen) stellen die drei allein schon durch ihre Besetzung die verspielte Gitarre und die massiven Drums in den Vordergrund. Vollkommen ohne Bassist erscheinen Heart Ovt live dabei visuell ungewohnt, legen dafür aber eine epische Schippe drauf. Bevor später im Jahr die erste Platte erscheinen soll, geht’s auf ausführliche Tour durchs Land.

Zeit für einen Song? Dann: „29“

4. Shoreline (Februar/März)

Einen sehr viel direkteren Ansatz zur Gitarrenmusik verfolgen die Jungspurte von Shoreline. Die vier Jungs aus Münster sind dabei noch ganz frisch und unverbraucht, haben gerade erst über Uncle M ihre erste EP „You used to be a safe place“ releast und klingen trotzdem wie alt eingesessene US-Helden der Konsorte The Menzingers. Mit viel Gitarre und einem laut gedrehten Bass preschen Shoreline ziemlich unaufhaltsam nach vorne. Da die Melodien und der Pop-Appeal nicht auf der Strecke bleiben (siehe „Breakfast (at 5 pm)“ und die Gitarren zwar kratzen aber nicht beißen, dürfte das Quartett auch einer etwas breiteren Masse munden. Etwa einer, die den Green-Day-Sound der frühen 2000er vermissen.

Kurz reinhören? Dann: „Recovery“

 3. Fun Fare (Februar)

Weg von perfekt klingenden Gitarren und 3-Minuten-Tracks, hin zu einer Band, bei der ein Stück auch mal ein paar Minütchen länger gehen darf. Fun Fare – schon wieder aus Leipzig – spazieren mit ihrer Musik durch experimentelle, poppige und psychedelische Welten. Wechselnd zwischen männlichem und weiblichen Gesang, leistet das Quartett mehrfach eine Zeitreise binnen weniger Sekunden. Vor allem wegen des stählernen Basses fühlt man sich vereinzelt an The Cure erinnert („Fibre glows“) – Duett-Momente wie in „Chinese walls“ lassen die sehr unbekannte und leider nicht mehr existierende deutsche Band We Arms wiederbeleben. Auch wenn die Instrumente das Zepter der Aufmerksamkeit länger übernehmen wie im tollen „The smile song“ bereiten Fun Fare viel Freude. Ein unglaublich spannendes Konzept, welches es ab dem 16. Februar zum zweiten Mal in Alburform zu erleben gibt. Dann erscheint nämlich „Trifles“ über das Berliner Label Späti Palace (bei dem Namen musste das Label genannt werden, sorry!). Außerdem geht es für Fun Fare ab diesem Tag auf Reise durch 12 Städte und ihre feschen, alternativen Schuppen.

Audiovisueller Eindruck gefällig? Dann: „The smile song“

2. New Native (Februar)

Wenn die Promoagentur liebevoll titelt, es würde sich um die „vielleicht wichtigste europäische Emo-Band der Stunde“ handeln, dann hat das erstmal wenig zu bedeuten. Klar, würde ich auch sagen, wenn ich die Truppe vermarkten müsste. Tatsächlich sind die so beschriebenen New Native aber zumindest die vielleicht emoigste (ist das ein Wort?) europäische Emo-Band der Stunde. Und das ist toll. So eindeutig wie dieses Quartett aus Wien und Berlin hat sich wohl schon länger keine Band mehr dieser Musikrichtung verschrieben. Es sei denn, die kommen aus den USA und heißen Turnover. Mit derartigen Genregrößen können es New Native definitiv aufnehmen, wenn sie Ende März ihre erste Platte „Asleep“ veröffentlichen. Die Jungs kreieren eine sanfte Schwebewolke voller Gitarren, die ebenso einladend wie wehleidig sind. Schon die ersten Töne von „Awful thinker“ geben an, wo es langgeht – starke Refrains wie der von „By design“ sind selbstverständlich und traumhafte Gitarrenharmonien wie in „Until it all stops spinning“ endlos genießbar. Im Februar geht es für New Native auf Tour. Damit Konzertbesucher nicht vollkommen unvorbereitet kommen müssen, veröffentlichen die Jungs ihr Debüt im digitalen Format schon diesen Freitag.

Ein klassischer Song? „Until it all stops spinning“

1. Sandlotkids (Februar)

Doppel-Eins. Wie einst Nico Rosberg und Lewis Hamilton stehen sie gemeinsam auf dem Treppchen. Nur, dass sie wahrscheinlich mehr persönlich miteinander anfangen können. Ihr seid, auch als ehemalige Formel-1-Fans vollkommen verwirrt? Die Erklärung folgt. Die wunderbaren Sandlotkids, die den ersten Platz dieser Auflistung ausfüllen, gehen nämlich gemeinsam mit der Silbermedaille auf fantastische Co-Headlinetour. Was werden das nur für Abende, wenn neben der 90s-Emo-Resurrection New Native auch die noch ein Stücken markantere Variante, nämlich Sandlotkids auf der Bühne stehen? Das Quintett baut weniger weite Flächen auf, überzeugt dafür mit einer starken Abwechslung und Wandelbarkeit. In „Super bowl“ werden die Instrumente zunächst perfekt filigran in Szene gesetzt – nach hinten raus steigt der Druck. „Can you or can you not“ wechselt hingegen innerhalb von drei Minuten mehrmals zwischen locker-leichtem Nada-Surf-Sound, Blackmail und groovigen Elementen, die mit anderer Instrumentierung auch von Biffy Clyro umgesetzt werden könnten. Dank eines Re-Release des Zeitstrafe Labels können Liebhaber nun auch vier, vorher nur digital erhältliche Stücke auf Vinyl hören. Kann nur geil sein. Noch geiler? Sich die Chose in echt anzugucken.

Vorher doch mal reinhören? Dann: „Can you or can you not“

Iht habt bis hierhin gelesen? Stark! Dann seid ihr sicher auch so musikbegeistert und geht eine der fünf Bands unterstützen. Das ist auf diesen Konzerten möglich.

Heart Ovt:

10.03.2018 DE-Reichenbach, City Happening
16.03.2018 DE-Cuxhaven, Döser Börse
17.03.2018 DE-Hannover, Strangriede Stage
18.03.2018 DE-Münster, Auf den Punk gebracht
20.03.2018 DE-Freiburg, Slow Club
21.03.2018 DE-Mönchengladbach, Kulturküche w/ Birk
22.03.2018 DE-Trier, Lucky´s Luke w/ Zeki Min
23.03.2018 DE-Oettingen, TBA
24.03.2018 DE-Rosswein, Jugendhaus
25.03.2018 DE-Chemnitz, Aaaltra
30.03.2018 DE-Leipzig, Täubchenthal
31.03.2018 DE-Leipzig, Täubchenthal
13.04.2018 DE-Magdeburg, Das Stübchen
14.04.2018 DE-Bremerhaven / Rock Center
20.04.2018 DE-Ulm, Studentencafé
21.04.2018 CZ-Pilsen, Pohoda Music Club

Shoreline:

16.02. DE – Münster – Gleis 22
17.02. DE – Bielefeld – AJZ + 
18.02. DE – Lüneburg – Anna & Arthur
19.02. DE – Hannover – K38
20.02. DE – Wiesbaden – Kreativfabrik
21.02. DE – Saarlouis – JZ Utopia
22.02. DE – Karlsruhe – P8
23.02. DE – Freiburg – White Rabbit
24.02. CH – Salavaux – Le Trou
25.02. CH – Luzern – Privat
28.02. SLO – Ajdovscina – Tongue Chainsaw
01.03. HRV – Zagreb – Route 66
02.03. A – Graz – Sub
03.03. A – Innsbruck – Jellyfish
04.03. A – Salzburg – Sub
06.03. CZ – Prag – Café Na Pul Cesty
09.03. DE – Braunschweig – B58 #
10.03. DE – Lennestadt – OT Grevenbrück
11.03. BEL – Erpe Mere – JH Dido
13.03. UK – Cardiff – The Undertone
14.03. UK – Worcester – Paradiddles +
15.03. UK – Nottingham – Old Salutation Inn +
16.03. UK – Manchester – The Blossoms (Stockport) +
17.03. UK – London – Private Space +

Fun Fare:

16.02.2018 Leipzig, TIFF – record release show! 
17.02.2018 Berlin, Kantine am Berghain – record release show! 
19.02.2018 Jena, Café Wagner Jena 
20.02.2018 Hannover, Kulturpalast Linden Nachtclub 
21.02.2018 Marburg, Trauma im G-Werk / Marburg 
22.02.2018 Frankfurt, Klapperfeld
23.02.2018 Nürnberg, Musikverein im K4
24.02.2018 Bamberg, Pizzini 
25.02.2018 München, Kafe Kult 
26.02.2018 Wien, Venster 99 
28.02.2018 Bremen, Erle31 
01.03.2018 Hamburg, Mokry 

Sandlotkids & New Native:

08.02.2018 München – Kranhalle
09.02.2018 Stuttgart – Juha West
10.02.2018 Luzern (CH) – Treibhaus
11.02.2018 Freiburg – White Rabbit
12.02.2018 Antwerpen (BE) – JC Bouchenborgh
13.02.2018 Köln – Privat
14.02.2018 Münster – Baracke
15.02.2018 Kiel – Medusa
16.02.2018 Hamburg – Gängeviertel
17.02.2018 Berlin – Scharni 38
18.02.2018 Chemnitz – AC17
20.02.2018 Wien (AUT) – B72

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