Best of 2018 | September

Der Jahresrückblick auf that new music blog | Im rappelvollen September kloppen sich u.a. Lydmor, Adam Angst, Slothrust, Metric, Avec, Lysistrata, Black Honey und Martin Baltser um die Auszeichnungen. Der Top-Monat des Jahres – lasst euch verzaubern.

Album | Lydmor – I told you I’d tell them our story

Jede Zeile, die über dieses Album berichtet wird, hat sich „I told you I’d tell them our story“ durch und durch verdient. Und auf that new music blog ist es bei weitem nicht die erste. Als Lydmor kurz nach ihrem erfolgreichen Projekt mit WhoMadeWho-Bassisten Bon Homme die Arbeit an einer weiteren Scheibe ankündigte, ging die Faszination los. Kurz nach ihrem wahnsinnigen Shanghai-Aufenthalt, der die Platte durch und durch prägt, erzählte Jenny Rossander bereits im ersten #nofilter über ihre großen Pläne. Im September war es dann endlich so weit: Das monumentale, intime und zugleich mächtige Album erblickt das Licht der Welt – und es ist genau das Monstrum an Platte geworden, welches weit im Vorlauf angekündigt wurde. Im weitesten Sinne ein Electro-Pop-Werk, dabei aber immer auf der artistischen Variante dieses Genres basiert, liegt „I told you I’d tell them our story“ nicht nur ein komplexes Konzept mit mehreren Erzählsträngen zugrunde. Auch auf der Musik-Ebene wütet sich Lydmor den Schmerz und das Leben im Allgemeinen von der Seele. Wenn das Bass-Pad in „The mansion“ am Ende ernst wird oder der Synthie-Lead im letzten Abschnitt von „Claudia“ so richtig eskaliert, spürt man das lodernde Feuer, welches hinter diesem Album steckt. Außerdem fasziniert Lydmor mit einer unglaublichen Liebe zum Detail, die auch die etwas simpleren Tracks mit Tiefe versieht. Absolutes Highlight ist der 6-Minuten-lange Build-Up in „Soft islands“, welches ganz zerbrechlich beginnt und am Ende einfach, ja, alles vergisst. Taucht ein in diese Welt – es lohnt sich.

In der Verlosung könnt ihr übrigens auch eine CD von Lydmor gewinnen.

*Viel Content zu Lydmor. Lest hier ein Interview über „Money towers“, hier ein #nofilter-Gespräch über den Inhalt der Platte und guckt euch schließlich hier die Video-Review mit Hörbeispielen an.*

Band | Metric

Ja, hier spricht auch das Herz. Natürlich könnten hier auch Black Honey mit ihrem kurzweiligen Debüt ausgezeichnet werden. Oder die kompromisslosen Post-Everything-Herren von Lysistrata. Aber nein, auch meine Kanada-Habibis von Metric haben im September ein neues Album veröffentlicht und selbst wenn dieses hintenraus minimal abfällt, haben es Emily Haines und Co. mit „Art of doubt“ verdient, auch am Jahresende erwähnt zu werden. Für diese Platte, ihre bereits siebte (!), hat das Quartett im Schrank Platz gemacht und den Großteil der breitflächigen Synthesizer der letzten Alben verstaut – und sich stattdessen wieder die Gitarre geschnappt. Schon die ersten Töne von „Dark saturday“ malen ein weitaus rockigeres Bild als zuvor. Doch das alles wäre sinnlos, würden Metric nicht auch hier ihre phänomenalen Melodien einpflanzen. Surprise: Das gelingt wie immer. So entstehen Zucker-Stücke wie „Die happy“ und der Titeltrack, die beide durch die große stimmliche Vielfalt von Emily Haines nochmal die letzten Prozent hinzugewinnen. Auch die Instrumental-Section gibt ihr Bestes, wie das große „Dressed to suppress“ beweist. Wenn hier nach dem sphärischen Teil Drums und Bass einsetzen ist das bereits auf dem Album große Klasse. Wie das live reinhaut, kann sich jeder selbst ausmalen.

In der Verlosung könnt ihr übrigens „Art of doubt“ als großartige Doppel-LP in weiß gewinnen.

*In der Video-Review könnt ihr meine Ersteindrücke zu „Art of doubt“ nachvollziehen – die Live-Review beleuchtet die Platte aus der Konzertperspektive.*

Solo-Act | Avec

An dieser Stelle muss ich mich zuallererst mal entschuldigen. Im ursprünglichen Artikel hatte ich die ultra-talentierte Avec als Schweizerin bezeichnet. Dabei kommt die junge Dame doch aus Österreich. Eine Verwechslung, die mir natürlich in jedem Falle peinlich wäre, mir aber noch besonderer leid tut, weil es sich hier um eine so spannende Künstlerin handelt. Im zarten Alter von 23 Jahren – der Autor sendet ein virtuelles High-Five auf den gleichen Jahrgang – hat Avec bereits ein zweites Album in Petto, welches nochmal eine Schippe Ernsthaftigkeit und Ambition drauflegt. „Heaven/hell“ ist schlicht, will nicht mit Plastik-Sounds in den Pop-Olymp aufsteigen und verzaubert gerade dadurch. Es sind so simple, feine Stücke wie „Love“, die man zeigen müsste, wenn mal wieder jemand trällert, dass Pop doch generell Quatsch sei. Nicht hier! Avec sorgt in zehn, mal atemberaubenden dann wieder schunkeligen Songs, was Indie-Pop eigentlich wirklich ist. Egal ob in Österreich oder der Schweiz.

*Zu „Heaven/hell“ gab es zum Release-Date eine kleine aber feine Kurz-Review.*

Video | Slothrust – Double down

Mein Video des Jahres! Die eine Dame und zwei Herren von Slothrust haben ja sowieso einen beachtlichen Platz in meinem Herzen. Mit dem Release des sehr abwechslungsreichen, teilweise mutigen „The pact“ hat sich dieser Platz nochmal vergrößert. Über die gesamte Platte hinweg flirtet das Neo-Grunge-Trio mit verschiedenen ungewohnten Tönen und zeigt dabei unverhoffte Qualitäten, auch bei ruhigeren Songs. Den perfekten Hybrid liefern Slothrust hingegen mit Album-Opener „Double down“, der einen Mega-Sound abbekommen hat und mit seinem ebenso verspielt-guten Video so richtig wirkt. <3

*Das gesamte Album von Slothrust könnt ihr hier entdecken. Leah Wellbaum erzählt euch hingegen in einem ausführlichen Interview mehr über „Double down“ und den zugehörigen Clip.

Und sonst so?

Black Honey liefern ähnlich wie Lysistrata ein Debüt-Feuerwerk ab – We Were Promised Jetpacks schrauben auf ihrem Viertling hingegen ein wenig das Tempo herunter und tauchen damit in Foals-ähnliche Gefilden ab. Eine ganz starke Platte kommt von Adam Angst, die auf „Neintology“ beweisen, dass sie weder ihr musikalische Können noch ihren Wortwitz verloren haben. Nicht so stark wie erwartet ist hingegen das Debüt von Agar Agar, welches sich am ehesten als „Konzeptalbum ohne Konzept“ beschreiben lässt. Spannende Platten von Solo-Acts kommen aus dem dänischen Hause von Martin Baltser, dem Franzosen Flavien Berger sowie dem Warhaus-Bandmitglied (und das hört man!) Faces on TV.

Den Super-Monat des Jahres könnt ihr euch hier zusammengefasst anhören:

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