Dass Bicep talentiert sind, ist kein Geheimnis und zeigt sich allein schon daran, wie vielen Leuten der Dancefloor-Killer „Glue“ bedeutet. Mein Erklärungsansatz: Die Synthesizer bohren sich zum Einen #nofilter durch die Synapsen und treffen den wunden Punkt der Seele – gleichzeitig fühlen sie sich so an, als würden sie eben jener erst entspringen. Ein Lebenselixier, was ernährt und doch schon vorher ein Teil uns aller ist. Oder so ähnlich. Fakt ist: Der Track ist ein absoluter Hit, davon haben die beiden schwarzbekleideten Briten noch ein paar wie „Opal“ oder „Just“. Ob das Erfolgskonzept, welches zugegebener Maßen immer sehr ähnlich aufgebaut ist, auch auf Plattenlänge funktioniert, habe ich bis vor ein paar Tagen in Ehrfurcht bezweifelt. Anhand der neuen Platte „Isles“ wollte ich meine Zweifel verifizieren – vorher wusste ich bereits, dass mit den sommernostalgischen „Atlas“ und „Apricots“ schon mal zwei Instant-Classics vertreten sind. Und siehe da, mein schönes Narrativ wurde brutal zerschlagen. Das funktioniert sowas von, egal ob zum entspannten Kaffee am Vormittag oder zum Hoch-die-Hände-Wochenende-ach-scheiße-ist-ja-immer-noch-Corona am Freitagnachmittag. Einzelne Tracks sind kaum noch hervorzuheben, funktionieren sowohl im Gesamtkonzept wie auch im Einzelnen und im Grunde frage ich mich, ob hier zehn fünf-minütige „Glues“ oder ein fünfzig-minütiges „Glue“ meine Ohren beseelt hinterlässt. Vielleicht spricht hier auch die Sehnsucht, nach Sommer, nach Gin Tonic mit Gurke um 15:00, nach Sonnencreme in den Augen, Sand im Turnschuh und Sonnenbrand auf dem Rücken. Oder die Platte ist einfach gut. Eben weil sie wie der Bicep-Hit diese hypnotische Verbindung mit der Seele erzeugt, egal ob es jetzt das eingestreute Säusel-Sample in „Saku“, der markante Bass in „Rever“ oder die warmen Klangspiele aus „X“ und „Cazenove“ sind. Es flasht einfach. 50 Minuten lang.