Review Black Honey | Auf der Insel werden ihnen quasi schon die Füße geküsst, jetzt bringen Black Honey endlich ihr erstes, selbstbetiteltes Album raus. Das extravagante Quartett aus Brighton beweist vor allem viel Spielfreude und die berüchtigte gute Hand für Pop-Melodien.
Black Honey? Wer ist das denn?
Der neue Lieblingshype aus UK. Während Black Honey hierzulande noch quasi Geheimtipp sind und in überschaubaren Clubs gebucht werden, verfallen auf der Insel nicht nur Musikredakteure sondern auch Indie-Fans in Begeisterungsstürme. Dem Release des Debüts „Black honey“ sehnt schon lange eine größere Gruppe von Menschen entgegen, spätestens seitdem das Quartett aus Brighton mit „Hello, today“ (übrigens jetzt auch auf dem Album zu hören) auf den britischen Airwaves rauf und runter gedudelt wurde. Auf Radio 1 wohlbemerkt. Mit zwei zugedrückten Augen ist das hier 1Live. Aber überregional. Aber egal. Auf jeden Fall verzaubern Frontfrau Izzy B Phillips und das hinter ihr agierende Instrumental-Trio vor allem seit diesem Jahr mit ihrem spaßigen und ausgefeilten Alternative-Rock die Massen – und spannen diese mit wirklich liebevoll abgedrehten Videos vor Release gekonnt auf die Folter. Trotz vieler bereits veröffentlichter Tracks soll sich das Warten gelohnt haben: Das Album überzeugt nämlich mit einer musikalischen Tiefe, die den ohnehin schon tollen Singles noch ein variables i-Tüpfelchen aufsetzt.
In welche Genres driften Black Honey denn ab?
Neben dem genialen Garbage-Hommage-Alternative-Rock aus „Only hurt the ones I love“ und „Hello, today“ überraschen Black Honey immer wieder mit vereinzelten Elementen aus dem Pop. Genial zum Beispiel, wie Izzy in der Strophe von „Bad friends“ mit Autotune kokettiert und dabei gerade die richtige Dosis einsetzt. Auch in „Crowded city“ lässt die Sängerin ihren Gesang ordentlich modellieren und sorgt dabei für die perfekte Vertonung des Konzepts der Band. Schon Rock’n’Roll aber mindestens genauso Discokugel, Glitzer und 80er. „Into the nightmare“ lässt die unverzichtbare Blondie-Assoziation erklingen und liefert im neunten Song den neunten guten Refrain ab. Ruhiger wird es hingegen im schönen „Dig“ und in „Baby“, welches eine Akustikgitarre spendiert bekommt und schon einen gewissen Kontrast zu Disco-Tracks wie „Just calling“ aufwirft. Da aber sowohl Disco- als auch Rock-Tracks und Balladen kleine Modulationen und Sound-Spielereien beinhalten, ist der rote Faden ähnlich rot wie die obszönen Lippen auf dem Album-Cover.
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Was sind die großen Momente?
Albumübergreifend definitiv die zuckersüßen Melodien, die mal dem Kitsch gegensteuern („Bad romance“) oder etwas schnöden Tracks wie dem frühen Hit „Hello, today“ doch noch Charme verleihen. Soundmäßig überzeugt besonders „What happened to you“ an dritter Stelle. Mit massivem Beat und einer verrückt überdrehten Hook sägt sich der Song voran und muss sich dabei quasi nicht vor dem alles überragenden „Midnight“ just davor verstecken. Wie Black Honey hier Gitarren und Disco verbinden, muss Beispiel sein für viele andere Bands, die an genau dieser Stelle gescheitert sind. Schon der erste Refrain der Haupt-Single röhrt schön durch die Lautsprecher und lädt in die wunderbar aufgeworfene Party-Welt des Videos (unbedingt ansehen!) ein. Wenn der Vierer aus Brighton dann aber nach zwei Refrains und einer Bridge entscheidet, alles auf eine riesige Rave-Rock-Karte zu setzen, verdient Respekt. Also bei 2:07 so richtig aufdrehen und ab geht die Lutzi.
Wann sollte ich die Platte auflegen?
Aufgrund des immens hohen Spaßfaktors und der Kurzweiligkeit empfiehlt sich „Black honey“ direkt für gesellige Abende mit Möglichkeit zum Ausrasten. Wobei sich hier in der zweiten Hälfte des Albums durchaus der obligatorische Action-Freak über das eine oder andere langsamere Stück beschweren könnte. Vielleicht dann doch lieber als persönliche Einstimmung auf eine Friday oder Saturday night out. Oder auch jeden anderen Tag. Hauptsache auflegen, aufdrehen und ähnlich viel Spaß und Freude am Leben wie Black Honey haben.
Wirklich spaßig! Hier könnt ihr euch auf einen Trip mit Black Honey einlassen:
Live sind die Briten dieses Jahr auch noch zu sehen, und zwar hier:
05.11.2018 | Hamburg – Molotow Skybar
06.11.2018 | Berlin – Cassiopeia
08.11.2018 | Köln – MTC
Das Album habe ich noch nicht gehört (ist aber gleich dran), aber ich verfolge die Band schon seit ca. 2 Jahren und hatte immer auf ihren Durchbruch gewartet/gehofft. Wird ja jetzt vielleicht was. 🙂
Ich denke sogar, das wird auf jeden Fall was! 🙂