Blackout Problems live in Frankfurt | Konzertbericht

Konzertbericht von Blackout Problems in Frankfurt | Ambitioniertes Album – ambitionierte Konzertreise. Auf ihrer ausführlichen KAOS-Tour kommen Blackout Problems auch im Frankfurter Club Das Bett vorbei. Hier stellt die Münchener Alternative-Band ihr ausgetüfteltes, zweites Werk vor und begeistert damit das junge Publikum.

Anlass:

Wenn man den vielen Berichten im Netz glaubt, dann sind Blackout Problems in erster Linie eine großartige Live-Band. Kein Wunder also, dass die Münchener Jungs nach Release ihres detailreichen Zweitwerks „KAOS“ (hier in der Video-Review) noch im selben Jahr auf große Tour gehen. Nach den sommerlichen Festivals sind nun die Clubs dran. Pogoschuhe also ausgekramt und los geht’s. Die Begleitung ist leider krank, also wird es heute mal ein alleiniger Trip.

Venue:

Das schöne, etwas abgelegene Das Bett ist prächtig gefüllt – die anderen Begleitungen wurden demnach nicht von der Grippewelle erfasst. Um Punkt halb neun verstummt der Support-Act Bloodhype und der Club, der sich übrigens direkt neben einer Lasertag-Halle befindet (crazy!) wird von elektronischen Klängen durchflutet. Schon in der Umbaupause zeigen Blackout Problems Genre-Konvergent. Nichts mit Gitarren-Only, hier wird erstmal zu Moderat und Nora En Pure mit dem Kopf gewackelt, während der letzte Sound gecheckt wird.

Publikum:

Bandshirt-Alarm! In zumeist schwarze Shirts von Blackout Problems, Heisskalt, Die Ärzte, Silverstein oder Touché Amoré zwängt sich ein insgesamt sehr junges und auffallend weibliches Publikum. Die Gespräche sind angeregt und locker, auf einer Skala von Montag bis Samstag Abend eher bei Donnerstag als Dienstag angesiedelt. Teilweise sind die jungen Besucher ziemlich durchgestylt, der kleine alternative Twist – häufig in Form von Piercings oder Septum – darf aber nicht fehlen. Ein Kollege trägt sich rasch noch ein wenig schwarzen Lippenstift auf. Ein paar Minuten später wird ab dem ersten Ton ordentlich gepogt.

Special FX:

Blackout Problems lassen es sich nicht nehmen auf der Tour zu einem derartig ausgetüftelten Album unter leicht inszenierten, epischen Orchestral-Klängen die Bühne zu betreten. Eine kleine Bitte von Mario, doch alle einen Schritt näher zu kommen und zack geht’s los. Performance-technisch gibt es in den nächsten knapp 90 Minuten nichts auszusetzen – insbesondere für ein zumindest im Ursprung Punkrock-Konzert. Blackout Problems geben sich Mühe die vertrackten Songs so live wie möglich darzubieten und schaffen immer wieder passende Übergänge. Insbesondere Drummer Michael liefert beachtlich ab, aber auch Gitarrist Moritz holt zum Beispiel in „Limit“ jeglichen Soundeffekt aus seiner Klampfe raus, während Marcus am Bass sehr variable Lines und Sounds auspackt. Frontmann Mario mimt unter aufwendiger und schick eingesetzter Licht-Installation die Rampensau. Ein bisschen hier hochklettern, da ins Publikum laufen, dort auf dem Bar-Tresen singen – hier ist sich niemand zu schade und scheut mal gar nicht den Kontakt. Einzig die Stimmung auf der Bühne wirkt ungewöhnlich kühl. Keine Wie-Geil-Ist-Das-Denn-Gerade-Blicke oder herzlicher Austausch zwischen den Stücken. Vielleicht sind die Jungs zu sehr in ihren durchaus fordernden Spuren drin – dieses kleine Detail fällt aber auf.

Dramaturgie:

Einen beachtlichen Teil der Show hangelt sich das Quartett an der Tracklist von „Kaos“ entlang, wobei sich inmitten der neuen Stücke immer wieder ein alter Song mischt. Diese Mischung von zwei durchaus unterschiedlichen Stilen gelingt mal besser, mal schlechter. Nach dem Doppel-Intro von „How are you doing“ und „How should I know“ wird beispielsweise das tolle „911“ ein wenig zu früh verheizt. Der stimmungsvolle Track funktioniert an der Stelle nur semi-gut, was aber auch daran liegt das ein paar überschwängliche Besucher es mit den Wall-of-Deaths ein bisschen übertreiben. Der Klassiker. Im Laufe der Show fließen die straight-punkrockige Seite und die eher konzeptueller Kaos-Seite aber immer mehr zusammen. „Difference“, das schwungvolle „Queens“ und das zelebrierte „Black coffee“ werden zu Highlights. Die Zugabe eröffnet das ruhige „Charles“, bei dem Mario in Leoparden-Mantel am Keyboard neben Sound und Mischer sitzt. Ein Heisskalt-Cover später schließen Blackout Problems mit ihrer aktuellen Single „Rome“ den Abend gebührend ab – hier wird nach emotionaler Danksagung nochmal der letzte Funken rausgeholt.

Moment des Abends:

Am besten ist die Show, wenn Blackout Problems die größten Gegensätze aufzeigen und sie schließlich verbinden, wie beispielsweise in „Kaos“. Zunächst tun die vier Jungs das, wozu eine Live-Show eben gut ist. Sie verpassen dem Stück ein Extended-Intro und lassen den Saal im Disko-Gewand zu den gesampelten Tönen des Titeltracks hüpfen. Schließlich folgt das originale Stück, welches sich langsam hocharbeitet und am Ende ausbricht. Sogar die auf der Platte herausstechende Mini-Pause im Instrumental-Teil wird auf der Bühne umgesetzt. Der stärkste Song des Abends.

Und sonst so?

Bedingungsloser Einsatz, gute Location und viele glückliche Gesichter sprechen für einen gelungenen Abend. Wenn jetzt noch jemand den vereinzelten Kollegen erklärt, wann man eine Wall of Death macht und wann nicht… Der Klassiker eben!

Gut getroffen:

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Bock bekommen? Blackout Problems kommen auf der ausführlichen Kaos-Tour sicher auch noch in deine Stadt.

07.11.2018  DE – Köln- Gebäude 9
09.11.2018  DE – Bremen- Tower
10.11.2018  DE – Hannover- Chez Heinz
12.11.2018  DE – Hamburg- Knust
13.11.2018  DE – Berlin- Musik & Frieden
14.11.2018  DE – Leipzig- Naumanns
16.11.2018  AT – Wien- Chelsea
17.11.2018  DE – Nürnberg, Club Stereo
21.11.2018  CZ – Prag, Rock Cafe
22.11.2018  DE- Dresden- Groove Station
23.11.2018  DE- Rostock- Peter Weiss Haus
24.11.2018  DE- Osnabrück- Bastard Club
26.11.2018  DE- Dortmund- FZW Club
27.11.2018  DE- Koblenz- Circus Maximus
01.12.2018  DE- München- Technikum

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