Review zum Album „Get tragic“ von Blood Red Shoes | Lange verschwunden und mit neuem Anstrich zurück. Blood Red Shoes haben sich ordentlich gewandelt und legen mit „Get tragic“ ein sehr spaßiges Album an den Tag.
Wie lange darf man von der Bildfläche verschwinden, ohne Relevanz zu verlieren? Nichtmal ein Tag sagt mein blöder How-To-Instagram-Guide und verweist auf den noch viel blöderen Algorithmus, den ich auch heute wieder voller Liebe fütter – nicht. Auch in der schnelllebigen Musikwelt sind lange Pausen rar. Viele Acts verschreiben sich dem Drei-Jahre-Rhythmus und kommen damit zwischen Aufnehmen, Promo und Tour kaum zur Ruhe. Länger hat’s jetzt aber bei Blood Red Shoes gedauert. Laura-Mary und Steve haben sicher fünf Jahre extrem wenig von sich hören lassen, musikalisch eigentlich gar nichts. Man hatte sich schon Fragen gestellt, dabei ist alles in Butter. Nun ist das Duo aus Brighton mit „Get tragic“ zurück. Ob diese lange Wartezeit mal gut gegangen ist? Zumindest führt sie dazu, dass Blood Red Shoes ohne große Hate-Anfeindungen etwas machen kann, wofür Bands aus ähnlichem Spektrum früher von der Indie-Polizei mental gesteinigt wurden: mit dem Synthie-Pop flirten. Die Truppe erweitert ihr musikalisches Repertoire beachtlich, verstellt sich aber kaum. Ganz ehrlich: Auch früher sind die krachenden Songs des Duos nicht durch ihre musikalische Feinheit sondern eher die Spielfreude aufgefallen. Anders ist es auf „Get tragic“ auch nicht. Steve prügelt nicht mehr ganz so wild auf sein Drumset ein, sondern groovt im Titeltrack bestechend voran. In „Bangsar“ übernimmt der Drummer den gesamten Gesang und braust spaßig auf. An anderer Stelle wird es ruhiger, zum Beispiel wenn Laura-Mary fast in Depeche-Mode-Sphären eintaucht und das wunderschön verstörende „Berverly“ vorträgt. „Mexican dress“ wiederholt seine hingegen Hook so häufig, dass sie sich im Mittelohr einpflanzt, während „Find my own remorse“ und „Anxiety“ nochmal ein ganz anderes Gesicht verpasst bekommen. In „Nearer“ erinnern Blood Red Shoes fast schon an die Yeah Yeah Yeahs, was sicher an mancher Stelle für Nasenrümpfen sorgt. Dem Querhörer und Indie-Polizei-Verachter soll es egal sein. Wenn „Howl“ verführerisch auf den Dancefloor einlädt, kann einfach nicht abgelehnt werden. Glitzer auftragen, die Synthies bratzen hören und Spaß haben – eigentlich immer eine gute Devise.
Die aktuellen Tourdaten sind schon ausverkauft. Es darf auf mehr gehofft werden. Bis dahin könnt ihr hier das Album rauf und runter hören.