Die beste Musik aus 2017 zum Entspannen

Ihr kennt sie sicher alle. „Deep Focus“ oder die „Concentration Playlist“ ziehen zehntausende Musikbegeisterte an, die sich auch während Arbeit, Lernen oder Entspannen gerne Künstler reinziehen. Nun ist da natürlich auch viel Mist dabei. Hier findet ihr deswegen fünf Albentipps aus 2017, in denen ihr euch wunderbar verlieren könnt. 

5. Bonobo – Migration

Würde es in dieser Auflistung allein um die Qualität der einzigen Alben gehen, würde Bonobos Meisterwerk aus dem Januar wohl vom ersten Platz thronen. Die bisher beste Platte des Briten unternimmt eine großartige Reise durch elektronische und organische Klanglandschaften und präsentiert sich in äußerst stimmiger Form. Einziges Problemchen, welches in diesem Fall vier Plätze kostet: Hin und wieder wird es dann doch ein wenig zu aufregend, um sich zu entspannen – und das ist überhaupt nicht negativ gemeint. So viele Tracks stechen aus dem Gesamtwerk heraus und generieren dafür genaueres Hinhören. Ob der sich schön aufbauende Titeltrack, das Elektro-Kunstwerk „Outlier“ oder das epische „Second sun“ – auf „Migration“ fällt es nicht schwer fündig zu werden und sich dem Album vollkommen hinzugeben.

4. Mogwai – Every country’s sun

Zugegeben, um sich hierbei zu entspannen muss man auf Gitarren stehen. Denn auch wenn Mogwai auf ihrer neuen Platte sehr viele ruhige Momente darbieten, gibt es das ein oder andere Gewitter von Saiteninstrumenten („Old poisons“). Abgesehen davon überzeugen die Schotten mit einem Instrumental-Spektakel, das eher wieder an alte Mogwai-Momente erinnert und sich wieder mehr dem Post-Rock widmet. Der Opener „Coolverine“ schwimmt zwischen verschiedenen Klangwelten, wohingegen „Party in the dark“ mit Vocoder-Gesang schimmert. Wunderbar sphärisch wird es im verspielt ruhigen „aka 47“, welches im Gegensatz zum genialen „Don’t believe the fife“ (nicht FIFA, haha) auf den epischen Ausbruch verzichtet. Mit dem geduldigen, namensgebenden „Every country’s sun“ endet die aufregende Reise, die trotz aller Action auch nebenbei seinen Charme entwickeln kann.

3. Tale Of Us – Endless

Surprise! Nachdem das ursprünglich italienische DJ-Duo Tale Of Us jahrelang eher Rambazamba-Techno geballert hat, veröffentlichen die nun in Berlin ansässigen Jungs 2017 ein wunderbares Ambient-Album namens „Endless“. Einfach so. Dass die Chose dann auch noch auf dem Klassiklabel „Deutsche Grammophon“ erscheint macht die Überraschung perfekt, und zeigt auch, in welche Richtung die Platte geht. Traumhafte Klangwelten, fast vollständig ohne Percussion, geführt von Klavier, Streicher und endlose Pads. Angenehm ist dabei, dass Tale Of Us trotz ähnlicher Instrumentierung die einzelnen Kompositionen voneinander abgrenzen. So lebt „Ricordi“ von einem schnellen Klaviermotiv, während „Notta senzi fine“ eher die fiependen Elektro-Töne in den Vordergrund rückt. Schlechte Überraschungen gibt es hier keine, sodass die fast 80 Minuten wie aus einem Guss aus den Boxen triefen und verzücken.

2. Daughter – Music from before the storm

Und wieder eine angenehme Überraschung. Die meisten Fans hatten sich wohl gerade erst die Tränen vom gut eineinhalb Jahre alten Monstrum „Not to disappear“ aus dem Gesicht gewischt, da kündigen Daughter auf einmal schon wieder neue Musik an. Diese entsteht jedoch nicht als klassische, dritte Platte sondern wurde als Soundtrack für das Indie-Computerspiel „Before the storm“ entworfen. Und auch wenn das Spiel leider nicht getestet werden konnte, lässt das überragende Album vermuten, was dort für eine schaurig schöne Stimmung herrscht. Daughter berühren auch im Soundtrack-Format. Die Tracks sind allesamt deutlich instrumentaler gehalten und verleihen damit den einzelnen Spuren mehr Aufmerksamkeit. Nur selten singt Elena Tonra – dafür tut sie es im umwerfenden „Burn it down“ umso schöner. Der klassische Daughter-Sound wird außerdem von elektronischeren Percussion-Elementen untermalt, die einerseits dem Soundtrack dienen, sich andererseits wunderbar einfügen. Tracks wie das kompakte „Flaws“ kommen dadurch wie Post-Rock-Kunstwerke rüber. Gänsehaut.

1. Portico Quartet – Art in the age of automation

Frisch, neu, besonders! Auch wenn Portico Quartet mit „Art in the age of automation“ bereits ihren vierten Langspieler hingelegt haben, kann man die innovative Musik der Vier nicht oft genug als besonders bezeichnen. Das Quartett aus London kreiert seine Klangwelten ohne Gesang mit den üblichen, bekannten Instrumenten, setzt jenem dann aber die außergewöhnliche Hang hinzu – ein sehr elektronisch klingendes, aber trotzdem vollorganisches Musikinstrument. Jenes Alleinstellungsmerkmal zeigen Portico Quartet auch gleich wieder im ersten Track. Das stimmungsvolle „Endless“ überzeugt mit einem großartig abgewischten Schlagzeug und verspielten, weiten Motiven klassischer Art. Ganz großartig sind die verschiedenen Harmonieauflösungen wie zum Beispiel im feinen „Objects to place in a tomb“, welches bedrohlich beginnt und schließlich mit dem Einstieg der Percussion seinen Weg in ein harmonisches Licht findet. Bereits nach zwei Songs völlig fertig. Doch „Art in the age of automation“ hat so viele weitere tolle Momente. Der dicke Bass in „A luminous beam“, der friedvolle Abschluss „Lines glow“, das kleine Tanz-Zwischenspiel in „Rushing“, welches abrupt von Pads gestoppt wird, oder das stürmische Ende von „Beyond dialogue“. Selten sind Entspannung und emotionale Erschöpfung so nah beieinander.

Ihr wollt eine Zusammenstellung der Acts hören? Dann findet ihr hier that new chill mix mit den Highlights aus dieser Liste und einigen dazu passenden Songs.

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