Drei Tage (okay, für mich nur zwei) lang Konzerte der feinsten Selektion aus der deutschen und internationalen Musikszene. Da muss doch mal ein fescher Überblick gemacht werden. Hier findet ihr die fünf überzeugendsten Konzerte des Rocken am Brocken.
5. Van Holzen
Ein bisschen zu ernst und un-ironisch aber dafür mit einem Ballen voller Energie kamen Van Holzen daher. Zur feinsten Prime-Time und Sonnenuntergangs-Zeit hatte das schwäbische Trio die Ehre den Jägerzirkus zu zerlegen – und tat dies durchaus gewaltig. Mit viel Nebel, Schwarz- und Blitzlicht tauchten die jungen Männer das kleine Zelt in eine Moshpit-Trance, in der ihre ohnehin schon intensive Musik noch dringlicher daherkam. Harter Rock trifft hier auf Hardcore- und Stoner-Elemente. Beeindruckend ist dabei vor allem die Klangtiefe, die Van Holzen in ihrem jungen Alter mit nur drei Instrumenten erzeugen. Wenn jetzt noch ein wenig Selbstironie dazukommt, ist die Hauptbühne nur eine Frage der Zeit.
4. Gurr
Nachdem sie in England bereits als Support-Act überzeugten, fanden sich Gurr auf dem Rocken am Brocken auf einem vergleichsweise hohen Slot wieder. Die zwei Girls plus Anhang hatten die Aufgabe zwischen den umstrittenen SXTN und Iris Révoltés das kleinere Zelt zu bespielen und profitierten daher von einem großen und tanzwütigen Publikum, welches an den einprägsamen Songs von Andreya und Laura sichtlich Spaß hatte. Die zwei Berlinerinnen hatten das tanzwütige Publikum ordentlich in Griff und boten glücklicherweise auch alte Tracks wie das tolle „Ode to oatmeal“ dar. Einziges Manko: Trotz einer Reise quer durch ihr Album „In my head“ und der vorgehenden EP „Furry dreams“ konnten Gurr ihren 60-Minuten-Slot nur zu drei Vierteln erfüllen. Schade, schließlich hätte die Menge gerne eine komplette Version ihres „Hollaback girl“ Covers gehört.
3. Feine Sahne Fischfilet
Ganz ehrlich: Ich war ein wenig skeptisch, als ich erfuhr, dass Feine Sahne Fischfilet den diesjährigen Headliner-Slot einnehmen sollten. Nicht, weil die Band nicht gut ist oder das nicht verdient hätte. Aber seit ihrem letzten (ziemlich großartigen) Brocken-Auftritt um 18 Uhr sind eben auch nur zwei Jahre und genau null Alben vergangen. Wieso also dieser Sprung? Während des Konzerts zeigte sich aber, dass Monchi und Co. absolut zurecht zu später Stunde die Bühne erklimmen durften. Die wohl größte Menge des Wochenendes flippt komplett aus, singt mit, zündet Rauchbomben. Und auch wenn das Set sich von dem vor zwei Jahren nur bedingt unterscheidet, macht die Sause mit doppelt so vielen Menschen im Dunkeln auch gleich doppelt so viel Spaß. Klar, Monchi ist nicht der beste Sänger, die Band erfindet die Welt nicht neu. Aber eine tolle und absolut unterhaltsame Polit-Party reißen Feine Sahne Fischfilet definitiv ab. Und genau das braucht es eben auch auf der Headliner-Position.
2. Parcels
Die Babies in dieser Liste kommen ursprünglich von weit weit her – und zwar aus dem Känguru-Staat Australien – haben sich nun aber in Berlin niedergelassen. Der Hauptstadteinfluss ist bei Parcels dann auch rein ästhetisch nicht zu übersehen. Langhaarige Hippies, irgendwo zwischen Beatles und Bad-Taste-Party, betreten zu Abendstund die Jägerzirkus-Bühne. DIE sollen der neue Hype aus der Indie-Funk-Pop-Richtung sein? Aber hallo. Parcels grooven sich in ihren lächerlichen Klamotten mit ultra lässigen, weil uncoolen Posen durch ihr 1-Stunden-Set und bringen auch das letzte Bein zum Tanzen. Obwohl die Australier noch kein Album veröffentlicht haben, wirken sie routiniert – und freuen sich dann doch sichtlich über den frenetischen und überschwänglichen Applaus. Eine verdammt reife Leistung von Parcels, die sich aufmachen das Erbe von The Whitest Boy Alive anzutreten.
1. Leoniden
Was ist das für 1 Band? Da hat die Kieler Truppe nicht nur ein sensationelles Debütalbum auf die Beine gestellt. Nein, die bringen es auch noch live so richtig und sich überdies unglaublich ambitioniert. Weil Leoniden sich in diesem Sommer die volle Festival-Ladung geben und an jenem Freitag gleich zwei auf einmal mitnehmen, verschiebt sich der Auftritt der Indie-Disco-hastenichtgesehn-Rock-Truppe bereits auf 15 Uhr. Für das Kieler Quintett jedoch kein Grund einen Gang runter zu schalten. Zu Geländeöffnung wird ab dem ersten Ton gerockt – das frühe-Vogel-Publikum rastet komplett aus. Kein Wunder, schließlich tun Leoniden alles, was man von einer Live-Band so erwartet. Sie heizen ein, ziehen manche Songs („1990“) mit genialen Instrumental-Improvisationen in die Länge und tanzen von links nach rechts. Hits wie „Nevermind“ werden dementsprechend frenetisch abgefeiert. Gänsehaut überall. Das wird sicherlich den meisten Besuchern im Gedächtnis bleiben.
Ihr wollt in die Songs reinhören? Im that new music mix sind diese Woche alle fünf Interpreten vertreten.