Kennt ihr das? Ihr werft einen Blick auf das Programm eines Festivals, entdeckt da die bekannten Namen und dann ca. 300 Bands, von denen ihr noch nie gehört habt. Häufig lohnt sich eine genauere Inspektion – damit man vom Campingplatz-Trinken auch mal eine Pause bekommt. that new music blog präsentiert fünf Schätze im Lineup des äußerst vielseitigen Dour Festivals. Und selbst wenn ihr nicht hingeht: Notiert euch diese fünf Acts.
5. Francois & The Atlas Mountains
Ihr steht auf Indie-Pop, seid aber von den ständig gleich klingenden Bands genervt? Dann probiert es doch einfach mal in einer anderen Sprache. In zuckersüßem, französischem Chanson-Slang führen Francois & The Atlas Mountains durch ihre kleinen Musikstücke. Dabei verarbeitet Frontmann Francois Marry auch andere weltmusikalische Einflüsse. So kann man in den Tracks seines vierten Albums „Solide mirage“ durchaus auch Nuancen aus der afrikanischen Klangwelt entdecken. Um die musikalische Globalisierung komplett zu machen, ist Francois übrigens vor einiger Zeit nach Bristol gezogen. Das lässt ihn aber längst nicht davon abhalten in schönstem, wehleidigen Französisch vor sich hinzusäuseln. Wer Indie-Pop und die Sprache des Nachbarlandes verehrt, der könnte hier ziemlich glücklich werden.
Anspieltipp: „Apocalypse à Ipsos“
4. Alcest
Wie berechenbar muss Musik eigentlich sein? Und bis zu welchem Grad sind Stilwechsel eigentlich in Ordnung? Eine schwierige Frage. Wenn Rammstein nun auf einmal Gangsta-Rap machen würde, wäre die Verwunderung inklusive Shitstorm wahrscheinlich monumental. Dass manche leicht gegensätzliche Musikstile besser zueinander passen können, zeigen die französischen Alcest. Das Soloprojekt um den Musiker Neige aus Avignon begann auf seinem ersten Album mit klassischem Black Metal, um sich dann mit dem Zweitling jenem abzuwenden und in Post-Rock und Shoegaze-Sphären einzutauchen. Ganz verschwinden die Metal-Einflüsse jedoch nie – so hört man zum Beispiel des Öfteren Metallica aus „Black Album“-Zeiten. Mit ihrem Mix aus düsteren Gitarren, weiten Flächen und tiefgehenden Songs gelten Alcest letztlich als Begründer einer eigenen Stilrichtung: dem Blackgaze. Und all das trotz ihrer französischen Lyrics. Ein äußerst interessanter, musikalischer Ausflug, der live in seiner ganzen Schönheit brillieren dürfte.
Anspieltipp: „La nuit marche avec moi“
3. Mountain Bike
Es muss einfach auch mal wertgeschätzt werden, wenn eine Band im Jahr 2017 ein nicht außergewöhnlich anderes aber eben gutes Indie-Rock-Album herausbringt. Häufig wird diese Art von Bands ja einfach übergangen mit dem Argument „Hatten wir schon mal. War gut. Aber dann können wir ja auch die alten Acts hören“. Stimmt schon. Manchmal hat man aber eben auch Lust auf klassischen, schnörkellosen Indie-Rock, so wie jenen von Mountain Bike. Die Wahl-Brüsseler setzen da auf die bewährten Elemente, klopfen vor allem bei Bands wie den Babyshambles an, machen ingesamt aber einfach gute Laune. Und da springt dann eben auch der ein oder andere Hit bei raus, wie zum Beispiel das eingängige „Mean with you“. Prädikat: macht Freude und darf ruhig ein bisschen bekannter werden.
Anspieltipp: „Mean with you“
2. Romare
So muss handgemachte Elektro-Musik klingen. Inzwischen unter Vertrag beim renommierten Ninja-Tune-Label liefert Romare ein ideales Gegenstück zum Plastik-EDM-Elektro der heutigen Zeit. Inspiriert vom Cut-up-Künstler Romare Bearden fügt der gebürtige Brite kleine Sample-Schnipsel, echte Instrumente und Mid-Tempo-Beats zu interessanten Tracks zusammen – etwas, was man sonst vor allem vom Labelkollegen und Star Bonobo kennt. Ähnlich sind ebenfalls die Live-Shows von Romare. Der junge Elektro-Musiker steht dabei entweder ganz klassisch als DJ an den Reglern oder kommt in voller Band-Montur. Vor allem letzteres sollte seinen eingängigen, vom Soul inspirierten Tracks das ideale Leben einhauchen.
Anpieltipp: „All night“
1. NAO
Na, das ist mal eine fesche Art von R&B, die NAO aus dem Osten von London so anbietet. Mit ihrem Debütalbum „For all we know“ ist die Engländerin dann auch ordentlich durchgestartet. Über 70.000 Facebook-Fans sprechen da ihr Übriges. Musikalisch springt NAO lässig zwischen R&B, Sound und J-Pop hin und her. So erinnert sie teilweise an Momente der letzten Grimes-Platte („Fool to love“), manchmal dann wieder an klassische Black Music („Bad blood“). Ganz besonders ist dabei ihre geniale, weitreichende Stimme. Von der BBC in den Himmel gelobt, von Fans gefeiert, erlebte NAO ihr persönliches Karrierehighlight jedoch gar nicht während eines eigenen Sets. Beim diesjährigen Coachella wurde sie von Bon Iver auf die Bühne geladen und durfte dort mit ihm den Song „Michicant“ darbieten. Nette Sache. So richtig fetzt es aber bei NAOs eigenen Gigs.
Anspieltipp: „Fool to love“
Ihr habt Bock euch durchzuhören? Die fünf Anspieltipps sind alle auch im „that new music mix – dour special“ enthalten und werden dort von 25 anderen Tipps fürs Dour Festival ergänzt. Den Mix findet ihr unter und neben dem Artikel.