Die besten Refrains des 21. Jahrhunderts

Billboard.com hatte vor Kurzem die nicht schlechte Idee ein Ranking, der besten Refrains des aktuellen Jahrhunderts (bis jetzt) anzufertigen. Guter Einfall, das Ergebnis der Top 100 ist aber ein bisschen fragwürdig. „Call me maybe“ auf der Eins. Really? Grund für that new music blog, eine eigene Top5 zu lancieren – natürlich ohne Anspruch auf Richtigkeit. Geil sind die Refrains aber schon. Entschuldigt die Superlative.

5. Young The Giant – It’s about time

Die Amerikaner sind wahrscheinlich die größte Überraschung in dieser Liste. Klar, natürlich kennt man Young The Giant. Die machen ja schließlich ganz netten Indie-Pop. Dieser „Cough syrup“-Song war doch ganz nett. Aber unter den besten Refrains von 2000 bis zum aktuellen Moment? „It’s about time“ ist sicherlich ein Ausreißer im Schaffen der Kalifornier. Dafür ist jene erste Single des zweiten Albums ein Song des Kalibers „gehört, verzaubert“. Ein Mörder-Riff, ein unglaublicher Breakdown im Refrain und dann eine übermenschliche Hook mit fetter Gitarre. Oh je, geht ja gut los mit den Superlativen. Aber überzeugt euch selbst!

4. Arcade Fire – Rebellion (Lies)

Würde man hierzu eine repräsentative Umfrage unter Musiknerds machen, wären die Kanadier zu 99% dabei. Bei allen Superlativen und Top-Listen, die Musik im 21. Jahrhundert betreffen, muss der Name Arcade Fire fallen. So auch hier. Selbst wenn bei der Indie-Rock-Kapelle um Win Butler die allgemeine, emotionale Stimmung im Vordergrund steht, hat es doch dieser eine Refrain mehr als verdient in diese Auflistung geschafft. Eigentlich ist „Rebellion (Lies)“ ein simpler Tanzflächen-Füller. Erst Stampf-Rhythmus, danach ein bisschen Disco-Touch. Doch dann kommt dieser ebenfalls simple, aber geniale Tonart-Wechsel im Refrain: A-Dur wird zu A-Moll. So einfach ist es letztlich. Doch auch beim hunderttausendsten Hördurchgang wird dieser Moment nicht langweilig.

3. Coldplay – White shadows

Heute scheiden sich an Coldplay zurecht die Geister. Die Entwicklung der Indie-Popper um Anführer Chris Martin ist sicherlich fragwürdig. Doch bevor (spätestens) mit „Viva la vida“ alles anfing den Bach herunterzugehen, gehörte das Quartett zu den größten Songwritern der Neuzeit. Klar, war auch damals schon Pop. Aber letztlich hätte es fast jeder Song auf „A rush of blood to the head“ verdient, in dieser Liste zu stehen. Doch warum tut es dann ein deutlich unbekannterer von „X&Y“? Ein Versuch der Erklärung: „White shadows“ besitzt die perfekte Opulenz, baut den erlösenden Refrain ganze zwei Minuten lang auf, und selbst in dessen komplettem Emotions-Delirium ist jedes Instrument klar ersichtlich. Volltreffer!

2. Muse – Bliss

Der wohl kürzeste Refrain dieser Liste – von der Band, die von den hier Vertretenen wohl die komplizierteste Musik macht. Auch Muse erlitten ein ähnliches Schicksal wie die Kollegen von Coldplay. Doch auch bei dem englischen Bombast-Trio bleibt die Frühzeit unvergessen. Massenweise Hymnen, alle Grenzen sprengend. Und dann dieser großartige, druck- und hoffnungsvolle Pop-Song „Bliss“ – der live zu einem absoluten Spektakel wird. Ähnlich wie bei „Rebellion (Lies)“ lebt der Refrain von einem Tonartwechsel. Doch hier wird aus Moll Dur. Und diese Erlösung ist spürbar. Bis ins letzte Mark.

1. Keane – Bedshaped

Die Nummer 1 ist tatsächlich das komplette Gegenteil von „Call me maybe“ – und sicherlich auch für die meisten eine mittelgroße Überraschung. Die längst musikalisch toten Keane, die ungefähr eineinhalb gute Alben zustande gebracht haben. Really? Jap, genau die! Vielleicht ist es etwas Persönliches. Zugegeben, hier muss der Pre-Refrain muteinbezogen werden. Insofern man dies aber tut, ist „Bedshaped“ tatsächlich ein monumentales Stück Musik. Die zurückgenommene Strophe geht in den Pre-Refrain, der in einer verdammt außergewöhnlichen und doch so harmonisch klingenden Akkordführung in einen Refrain führt, für den die Bezeichnung „Hymne“ nicht ausreichend ist. Gänsehaut Gänsehaut Gänsehaut. Danke Keane. Und nun reicht’s mit Superlativen.


Zufrieden mit der Auswahl?

Ihr habt Bock auf die Klassiker? Hier gibt’s eine Spotify-Playlist mit den Top5 und weiteren, wichtigen Nennungen.

Außerdem findet ihr wie immer den ersten Platz im aktuellen that new music mix. Und ihr wisst ja, wo ihr den findet.

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