Vor zehn Jahren haben Tegan and Sara mit „The con“ irgendwie ein bisschen Musikgeschichte geschrieben. Während es damals von vielen Medien belächelt wurde (hierzu ein schöner Pitchfork-Bericht), müssen sich heute viele Acts an dem derart starken und relevanten Gitarren-Pop-Album messen. Zum zehnten Geburtstag bekommt die vielseitige Platte eine Cover-Compilation mit namhaften Künstlern spendiert, deren Erlöse die Kanadier an eine LGTBQ-Stiftung spenden. Dafür haben unter anderem Ryan Adams, Cindy Lauper, Hayley Williams und Grimes Beiträge beigesteuert. Nicht alle Versionen können überzeugen – hier sind die fünf Besten.
5. Dark come soon – Trashique (Grimes X Hana)
Vielleicht die von mir am sehnsüchtigsten erwartete Version. Für das Cover von „Dark come soon“ hat sich das kanadische Mastermind Grimes mit ihrer künstlerischen Partnerin Hana, die auf der letzten Tour ebenso den Support-Act mimen durfte, zusammengetan. Das Ergebnis lässt in erster Linie Claire Boucher als Grimes erklingen; Hana bleibt hinter den Reglern und hat den Track produziert. Die gemeinsame Version ist wenig aufregend, setzt aber doch markant Grimes Stimmchen und Stil in den Vordergrund. Da aber die Percussion nicht aus der Komfortzone hinauskommt, avanciert das Cover der beiden Künstlerinnen aber längst nicht zum Top-Highlight. So lässt sich sagen: Schön mal wieder Grimes zu hören, aber da wäre mehr drin gewesen.
4. Relief next to me – Muna
Das charakteristische und im Original relativ ungewohnt voranschreitende „Relief next to me“ bekommt hingegen von Muna eine Komplett-Umwandlung. Die amerikanischen Elektro-Popper verpassen dem Track einen fast schon klebrigen Beat, ziehen dies aber sowas von konsequent durch, dass man sich davor verneigen muss. Die Band hat hier stark den wahnsinnig großen Pop-Appeal des Originals erkannt und aus dem verschrobenen Indie-Song einen Dancefloor-Filler gemacht. Vielleicht würde es nicht jeder sofort zugeben, aber zu so einer Nummer würde man in jeglicher Dizze gerne abhotten.
3. Call it off – Chrvches
Ebenfalls für Dancefloor-Filler bekannt, begeben sich Chvrches für ihre Interpretierung von „Call it off“ auf neue Wege. Die Schotten verlängern den Track einfach mal fast um 100% und legen wunderbar tief gehende Synthesizer-Schichten ohne Humor übereinander. Heraus kommt etwas zwischen Ambient und Shoegaze, womit Chvrches nach ihrem letzten schnörkellosen Album sicher überraschen. Lauren Meyberrys wird dazu passend durch verschiedene Vocoder gedreht und erscheint wie ein außerirdisches Wesen im Sci-Fi-Film. Trotzdem bleibt „Call it off“ extrem harmonisch und bietet wie auch im Original einen sehr passenden Abschluss der Platte.
2. Burn your life down – Bleachers
Hier muss kurz auf die Lowlights hingewiesen werden: Auf dieser Zusammenstellung ist ungefähr jeder zweite Song eine entweder akustische oder deutlich verlangsamte Version der Originale. Nur ganz selten gelingt diese Variante der Neu-Interpretierung. City And Colour schleicht sich beispielsweise durch ein langweiliges „Hop a plane“, Sara Bareilles entzieht dem zauberhaften „Floorplan“ jegliche Dynamik, Shura lässt bei „The con“ Kreativität vermissen und Hayley Williams von Paramore zeigt in ihrer Synthie-Pad-Version von „Nineteen“ zwar wie schön der Song ist, vergisst dabei aber ihre imposante Stimme in den Vordergrund zu rücken. So. Das musste gesagt werden. Angenehme Ausnahme ist das wunderbare „Burn your life down“, welches auf dem Tegan-and-Sara-Album eher unauffällig daherkommt, hier aber in der Version von Bleachers sehr überzeugt. Der auf Solopfaden unterwegs seiende Gitarrist von fun. holt mit leisem Gesang, Klavier und Akustikgitarre das meiste heraus und überrascht mit einer schönen Dynamiksteigerung in der Mitte des Songs. So muss das.
1. Are you ten years ago – Pvris
Der musikalisch interessanteste Song im Original bekommt auch die interessanteste und vermutlich beste neue Version spendiert. Die amerikanische Elektro-meets-Rock-Band Pvris nähert sich dem Zappelphilipp „Are you ten years ago“ mit bedrohlichen Synthie-Flächen und einem simplen mit Akustikgitarre garnierten Beat an. Auch wenn das Original in seiner Dringlichkeit und musikalischen Innovation nicht erreicht wird, überzeugt die Pvris-Version mit einem aufgeladenen und dramatischen Refrain, der von Sängerin Lynn Gunn knatschend vorgetragen wird. Hit bleibt Hit!