Die dänischen Highlights beim ESNS Festival

Neben dem hamburgischen Reeperbahn Festival ist das Eurosonic Festival (kurz ESNS) im schnuckeligen Groningen wohl DIE wichtigste Showcase-Veranstaltung und DER Platz, um aufstrebende Bands vor dem Durchbruch kennenzulernen. Wie das Spektakel auf St. Pauli stellt auch das ESNS jährlich ein Land in den Mittelpunkt. Dieses Jahr spielen daher besonders viele dänische Künstler vom 17. – 20.1. in den Clubs und Bars der niederländischen Stadt. Hier findet ihr fünf empfehlenswerte Acts.

5. Svin

Was tut man, wenn man eine Instrumentalband ist und eben keine charismatische Stimme hat, um herauszustechen? Man schraubt noch mehr an den Sounds und lässt eine vielfältige Auswahl an Instrumenten erklingen. Mit dem Druck einer Katapultachterbahn kommt das nennenswerte „Faergen Ellen“ von Svin daher gedröhnt. Insbesondere die Drums wurden wohl durch hunderte Kompressor gezogen; das intensive Synthie-Sample, welches sich durch den gesamten Track zieht, steht dem aber in wenig nach. Svin sind hier kurzweilig und abwechslungsreich – zwei Attribute, die besonders für Instrumentalbands Gold wert sind.

4. iceage

Auch der seit Jahren abgeschriebene Indie-Rock taucht bei der ein oder anderen, jungen Band im Stilrepertoire auf. Die schon etwas länger existierenden iceage sind da so ein Kandidat. Im frechen The-Libertines-Style bieten die Jungs einen leicht abgerotzten Sound, der irgendwo in der Hinterkammer auch ein bisschen Punk versteckt hält. In ihrer Single „The lord’s favorite“ tritt dies in Form von Lo-Fi-Gitarren und einem gleichweg simplen wie schnellem Beat auf. Der Bass drückt gewaltig und Sänger Elias nölt sich genervt durch die Nummer. Nicht nur Mitte der 2000er ergibt diese Kombi einen astreinen Hit.

3. School of X

Vom Drummer zum Solo-Künstler – eine Geschichte, die nicht nur beim Manchester-Rocker Rum Thief zu funktionieren scheint. Auch Rasmus Litauer, der gewöhnlich für Mø und Major Lazer trommelt, hat sich nach Jahren hinter den Becken für die vordere Bühne entschieden. Als School of X konnte sich Rasmus auch gleich zu Beginn nicht vor Anfragen retten. Eine erste Version von „Words“ brachte Labels auf Soundcloud zum Austicken. Nun hat sich School of X eines ausgesucht, eine EP veröffentlicht und den Hit überarbeitet. Und tatsächlich ist „Words“ ein fantastisches Elektro-Pop-Stück. Mit bekannten aber doch wohl dosierten Sounds und einem Bilderbuch-Refrain groovt sich Rasmus mit Chillwave-Vibes in offene Herzen. Wunderschön.

2. D/troit

ENDLICH mal echte Instrumente. Wer eine Playlist der dänischen Acts beim ESNS hört, wird sich beim Ertönen von D/troit (erleichtert) die Ohren reiben. Während viele Künstler insbesondere mit elektronisch erzeugten Klängen arbeiten und dem doch so angesagten R’n’B nacheifern, macht eine junge Truppe aus Kopenhagen etwas komplett gegensätzliches. Die sympathischen Jungs von D/troit (hier im Porträt + Interview) spielen einwandfreien Soul im Garage-Rock-Gewand. Mit einem extremen Groove vereinen Toke Bo und Co. damit Generationen an Musikfans. Ältere Semester, die mit James Brown, Tom Waits oder Otis Redding aufgewachsen sind, dürften ebenso Gefallen finden wie Fans der neueren Soul-Schiene um Charles Bradley, Ephemerals oder auch Amy Winehouse. D/troit können schnell („Soul sound system“) wie langsam („Rock me baby“) und kreieren dabei etwas Unfassbares im 21. Jahrhundert.

1. Lydmor

Das MUSS doch der nächste internationale Superstar im Indie-Elektro-Pop sein. Mit einer perfekten Mischung aus künstlerischer Kreativität, Pop-Appeal und fabelhaften Songwriter-Skills steht Lydmor in einer idealen Welt kurz vor dem großen Knall und könnte die beste Freundin der genialen Grimes werden. Nach einigen Solo-Alben (darunter das fantastische „Y“) erlangte die junge Jenny Rossander in der deutschen Indie-Öffentlichkeit ein wenig Bekanntheit durch ihre hochspannende Kollaboration mit Bon Homme (WhoMadeWho). Nach einer künstlerischen Krise bereitet die Dänin nun ein großes Ding vor und macht um dieses ein mysteriöses Geheimnis. Über ihr folgendes Werk ist nur wenig bekannt (im #nofilter-Interview verrät sie Einzelheiten). Einziger musikalischer Vorbote ist dabei die großartige Single „Helium high“, die mit ihrem explosiven Ausbruch die Grenzen der gewöhnlichen Dynamik ausdehnt. Ein intimes Video mit starker Aussage begleitet das wavigen Elektro-Stück. Wenn die folgenden Stücke auf „Helium high“ und Lydmors exzentrische Bühnenshow aufbauen, MUSS die Welt der Künstlerin zum Durchbruch verhelfen. Undskyld!

Auf Spotify könnt ihr die fünf Tracks auch im that new music mix genießen.

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