Seit eh und je ist das beschauliche Festival im Harz dafür bekannt, im Lineup die Newcomer von heute und die Stars von morgen zu vereinen. So spielen dort auch dieses Jahr wieder einige Bands auf größeren Slots, die vor vielen Jahren noch die kleinste Bühne beehrt hatten (Razz oder Feine Sahne Fischfilet). Grund genug im Lineup dieses Jahres nach den neuen und eher unbekannten Sternchen zu suchen.
5. Emily’s Giant
Als Aushängeschild der Singer-Songerwriter-Bühne in Elend bei Sorge ist dieses Jahr Emily’s Giant am Start. Ich mache es kurz: Es ist schwierig in der Fülle der Musiker mit Akustikgitarre heute rauszustechen und zu überzeugen. Das gelingt Robert Groos-Albouts, dem Leipziger hinter Emily’s Giant aber ganz gut – mit rauchiger Stimme, längst nicht perfekt produziert und hin und wieder mit gemächlichen und vor allem nicht kitschigen Geigeneinsatz. So schafft es Emily’s Giant eher wie die wolkigen stripped-down Stücke einer Rockband zu klingen – die klassische Songwriter-Lethargie wird damit ein wenig aufgehoben, was man Robert Groos-Albouts nicht hoch genug anrechnen kann.
4. Mother’s Cake
Sie verbinden Schubladen. Auch wenn Mother’s Cake auf den ersten Blick keine unglaublich neuartige Musik machen, lohnt sich ein genaueres Hingucken bei den Österreichern. Einerseits erinnern sie an den Blues- und Stoner-Rock von Queens Of The Stone Age und Co. – dann schwingen da aber auch noch psychedelische und vor allem progressive Momente mit, sodass das ein oder andere Lied gerne mal die Vier-Minuten-Grenze lässig hinter sich lässt. Sicher nicht etwas für jedermann. Diejenigen, die sich für die verschiedenen Ströme der Rockmusik interessieren, dürften hier aber einen wunderbaren melting pot vorfinden.
3. Vizediktator
„Straßenpop“ aus Berlin-Kreuzberg. Zumindest behaupten das die drei im Kiez aufgewachsenen Jungs von Vizediktator. Die eingängige Gitarrenmusik von Vizediktator vereint größtenteils Rock und Post-Punk. Und trotz dieser in der deutschen Musik doch überproportional vertretenen Stile gelingt den Berlinern die Kreation eines Trademark-Sounds. Klar, da klingen ein wenig die Broilers durch. Und doch kann sich der Vizediktator mit seinen verrauchten, liebevoll hingerotzten Stückchen etablieren. Bis jetzt ist bei den Jungs nur die EP „Rausch“ (2015) rumgekommen. Mehr wird erwartet. Jetzt!
2. Van Holzen
Auf den Spuren von Heisskalt haben sich in den letzten zwei Jahren Van Holzen in der deutschen Szene einen Namen gemacht. Dabei kommen die drei Jungs nicht nur geographisch aus der Nähe der Stuttgarter (und zwar aus Ulm), sondern befinden sich auch musikalisch nur unweit entfernt. Relativ düstere Grundstimmung, scheppernde Drums und kratzige Gitarren – ein bisschen Punkrock da, ein bisschen Post-Hardcore hier. Dabei beschränken sich Van Holzen trotz ihrer dunklen Klangwelten eher auf kürzere, knackige Drei-Minuten-Songs, bei denen gerne mal eine Melodie hängenbleibt. Ihr Debütalbum „Anomalie“ (2017) ist aber trotzdem in keiner Weise eine Reise durch radiotaugliche Welten – viel Potential hört man hier aber auf jeden Fall.
1. Parcels
Über Daft Punks „Get lucky“ kann man sich ja wochenlang streiten. Natürlich nehmen einige ihren alten Electro-Helden eine derartige straight-forward Pop-Nummer übel. Und über den etwas dümmlichen Text muss nicht viel verloren werden. Fakt ist aber, dass der Funk-Pop-Beat durchaus seinen Charme hat. Die australische Band Parcels hat dies ebenfalls entdeckt und mit ihren paar veröffentlichten Songs in ähnlichem Stil einen Nerv getroffen. So sehr, dass die französischen Helm-Helden sogar beim letzten Track „Overnight“ einfach mal mitgeholfen haben. Und tatsächlich verzücken Parcels auf voller Linie. Was sind „Gamesofluck“ oder „Hideout“ funky und sexy. Überdies bieten jene Songs im Vergleich zum elendigen „Get lucky“ eine erfrischende Prise Melancholie, durch die sie noch ehrlicher werden. Und so starten Parcels gerade so richtig durch – noch ganz ohne Album.
Wie immer findet ihr Tracks der TOP5 auch im that new music mix unten und rechts auf dieser Seite.