Vorbei mit klassischen Best-of-2017-Listen. that new music blog zerpflückt das Musikjahr in sechs verschiedenen Songkategorien. Innovation! Okay, nur ein bisschen. Los geht es mit den zehn überzeugendsten Kracher des Jahres. Kurz, knallig, radikal und mit ordentlich Dampf ist hier die Ansage.
10. Beatsteaks – You in your memories (feat. Chad Price)
Die diesjährige Beatsteaks-Platte war eine sehr bunte Veranstaltung, auf der die Berliner nicht nur Kracher verbuchen konnten. Dass die Buletten trotzdem immer noch das Potential haben, dicke Dinger rauszuhauen, zeigt unter anderem das großartige „You in your memories“. In gut zwei Minuten kommen sowohl Gitarrist Peter, Front-Partysau Arnim sowie der legendäre Chad Price von ALL (eines der vielen Features auf „Yours“) zu Gehör und fliegen über die feschen Gitarrenspuren.
9. Captain We’re Sinking – Trying year
DER Track, der zwar bereits im Sommer das Licht der Welt erblickte, aber schon damals für die Jahreslisten der Emo-Rock-Fans gebucht wurde. Einerseits aufgrund seines programmatischen Titels und der Lyrics, die an Silvester sicher einigen zusprechen werden. Andererseits wegen seiner kreativen Gitarrenarbeit, die das dritte Album von Captain We’re Sinking furios starten lässt.
8. Forkupines – Crows
Eine der interessanteren Punk-/Emoplatten aus Deutschland kam dieses Jahr von den umtriebigen Forkupines, die im September ihr Debüt „Here, away from“ veröffentlicht haben. Seit eh und je werden die drei Jungs nicht nur optisch mit Biffy Clyro verglichen. Mit ihrer Single „Crows“ zeigen die Braunschweiger aber, dass sie mindestens genauso zielstrebige Songs wie die inzwischen im Bombast ersoffenen Schotten schreiben können. Knallt.
7. Plastic Tones – Blue Citroen
Auch wenn der eingängigste Track der Finnen von Plastic Tones mit einem gemütlichen, ausgiebigen Gitarren-Intro beginnt, entwickelt sich „Blue citroen“ danach zu einem Power-Pop-Highlight. Das aufstrebende Quintett vermischt stark eingängige Melodien mit fetzigem Gitarren-Pop und lässt Parallelen zu den 80s-Darlings Blondie aufblitzen. Dazu gibt es jugendlich unbeschwerte Texte: „Eating french fries, out in the night time, I’m waiting for you“. Sweet.
6. Circa Waves – Fire that burns
Für die stets abgehoben auftretenden Circa Waves gab es dieses Jahr einen musikalischen Stilwechsel. Ihr zweites Album „Different creatures“, mit dem die Briten ursprünglich die großen Festivals headlinen (!) wollten, setzt mehr auf düstere Töne, die im Vergleich zum Sunshine-Sound des Debüts eher mit dem Emo-Rock von Jimmy Eat World flirten. Was zunächst komisch klingt, aber im furiosen Auftaktdrittel des Albums absolut funktioniert. Highlight ist dabei das energische „Fire that burns“, welches nach knallendem Gitarrenintro sich langsam in die Höhe arbeitet und in einer starken Bridge kumuliert.
5. Keele – Terminal
Eine vollkommen durchknallende Platte haben in diesem Jahr die Rookie-Records-Newcomer Keele abgeliefert. Deren großartiges Debüt „Gut und dir“ ordnet sich irgendwo zwischen Captain Planet, Turbostaat und Adolar ein und tischt dazu noch ein wenig Kraftklub-Eingängigkeit auf. Die Verbindung dieser Elemente lässt sich bestens im fulminanten „Terminal“ erkennen – ein absolut drückendes Stück mit simplem, großartig klingenden Gitarrenriff und einem treibenden Gesang.
4. Rum Thief – Spittin daggers
Wo liegt der Unterschied zwischen gestandenen Bands und fast unbekannten, jungen Newcomern? Häufig gar nicht mal an der Qualität der Songs, sondern einfach an der Power der Produktion. So zu hören beim jungen Musiker Rum Thief. Dass es der Gitarrist und Sänger aus Manchester trotzdem prominent in diese Auflistung geschafft hat, liegt an der vehementen Kraft, die er in seinen EP-Opener „Spittin daggers“ gelegt hat. Der Track beginnt mit einem vielversprechenden Gitarrenintro, ehe Jot Green aka Rum Thief übertrieben in die Becken haut und trotz nicht perfekter Produktion Druck erzeugt. Chapeau!
3. Sløtface – Night guilt
Im Vorfeld der Veröffentlichung hatte ich ein wenig Angst ob des Debüts der norwegischen Sløtface. Nach eher ordinären Singles kam „Try not to freak out“ überraschenderweise mit mehreren Indie-Punk-Knallern um die Ecke, die jegliche Auskopplung locker in die Tasche stecken. Neben dem famosen „Galaxies“ imponiert dabei vor allem das hektische „Night guilt“. Zu einem zappelnden Gitarrenriff führt ein extrem charakteristischer Bass durch die Strophe. Im Refrain wird hingegen ordentlich auf die Drums gedrescht, bevor in der Bridge ein kleines aber feines Gitarrensolo die Welt erhellt. Ganz starker Track, der auch live hervorragend funktioniert.
2. Leoniden – Nevermind
Was für ein Jahr für DIE deutschen Newcomer Leoniden. Nach der Veröffentlichung ihres selbstbetitelten Debüts (auf eigenem Label!) gingen die fünf sympathischen Jungs gleich zwei Mal auf Headline-Tour – und spielten außerdem noch über 40 Festivals. Kein Wunder, dass die energievolle Indie-Pop-Mischung die Republik begeistert. Aushängeschild ist und bleibt dabei das wundervolle „Nevermind“, welches ab dem ersten Ton knallt, im plakativ einprägsamen Refrain die Massen mitschreien lässt und in einem genialen Schlussteil endet. Ein 3-Minuten-Hit aus dem Lehrbuch, welcher auch auf Platz 1 stehen könnte.
1. The Rural Alberta Advantage – Dead / Alive
Gewinner dieser Kategorie ist jedoch das Album-Highlight der kanadischen The Rural Alberta Advantage. Gar nicht unbedingt, weil es der bessere Song ist. Das nur gut zwei Minuten lange „Dead / Alive“ verkörpert aber die Definition eines Krachers am passendsten. Im hohen bpm-Bereich trommelt sich das Trio mit ungewöhnlicher Ziehharmoniker durch das Stück, welches in erster Linie von Gitarrist und Sänger Nils getrieben wird. Der Mann mit der kratzigen Stimme schrubbelt über seine verzerrte Akustikgitarre, brüllt und überschlägt sich mehrfach im Gesang. 140 Sekunden Vollgas.
Gönnt euch hier die volle Ladung – alle zehn Kracher: