Die mitreißendsten Live-Songs des Dour Festivals

#dour2018 | Über tolle, gesamte Liveauftritte des Dour Festivals habe ich im Festival-Vlog bereits berichtet. An dieser Stelle soll es noch ein wenig tiefer gehen. Diese fünf Songs hinterließen auf der Bühne nachhaltig Eindruck. Entschuldigt die teils miserablen Videos – aber an der Stelle müssen Live-Songs eingebettet werden.

5. Parcels – Gamesofluck

Parcels sind an diesem frühen Moment ihrer Karriere schon verdammt gut. Nicht nur schaffen es die spacigen Australier problemlos ein 60-Minuten-Set zu spielen. Sie gestalten dieses auch äußerst unterhaltsam und verzichten dabei auf ein lahmarschiges Wir-spielen-unsere-Songs-und-gehen à la alt-J. Die in Berlin lebende Band zieht ihre Stücke kunstvoll in die Länge und fügt ihnen unbekannte und vor allem live spaßige Teile hinzu. Paradebeispiel ist da „Gamesofluck“, welches in der Live-Version mit einem groovigen Gitarren-Intro beginnt und erst nach einer guten Minute in das Main-Riff übergeht. Da zucken sie alle, die langhaarigen Boys auf der Bühne. Nicht so sehr aber, wie im Outro, wenn Parcels dem Song einen Elektro-Überguss verpassen und in einem drei-minütigen Instrumental-Teil noch einmal alles rausholen. Da darf man auch mal tanzen!

4. L’impératrice – La lune

In ähnlichen musikalischen Gefilden wie Parcels unterwegs, liegen bei L’impératrice die Stärken auf der Bühne auch an den gleichen Ecken und Punkten. Die Franzosen bieten die Track ihres Debütalbums und ihrer EPs ungleich dynamischer vor und lassen Platz für Impros und Synthie-Solos. Kurz und knackig bleibt jedoch das famose „La lune“. In der Studio-Version noch sanft vor sich hin träumend und erst gen Ende sich aufbäumend, profitiert die energische Live-Variante von einem dynamischeren weil stärkeren Disco-Beat und einem angezogenen Tempo. Dank diesem und der tollen Melodie gerät „La lune“ als Dosenöffner für die unterhaltsame und kurzweilige Show von L’impératrice. In Frankreich und Belgien ist der Saal hier schon rappelvoll – Deutschland dürfte nicht mehr lange warten müssen.

3. Jon Hopkins – Emerald rush

Ich hatte es im Festival-Vlog schon angedeutet. Schon lange, wenn nicht gar noch nie, hat mich ein Elektro-Konzert mit nur einer einzigen Person so sehr beeindruckt wie das von Jon Hopkins. Da ging es schon gleich episch los mit Ambient-Soundwelten und einem knallharten Drop. Als dann aber der zweite Song, die melodische Single „Emerald rush“ ertönte, war es endgültig geschehen. Gänsehaut bei Elektro. Die Gitarren-Polizei darf das nie erfahren. Dabei ist die Melodieführung dieses Stückes einfach nur absolute Sahne. Schwermütig rumpelt der Beat voran und durchläuft dabei in unregelmäßigen Rhythmen eine ganze Reihe von Harmonien. Vielleicht der poppigste Track des ganzen Sets – aber mit Abstand der Moment, der am meisten kickt.

2. Mogwai – Old poisons

Drei Songs vor Ende ihres perfekt durchgeplanten Sets, als Mogwai sich entschlossen eine andere Richtung einzuschlagen. Weg mit den sphärischen Parts, die ja schon länger große Teile der Alben einnehmen. Bis dato Keyboarder Barry Burns verlässt symptomatisch sein Podest, schnappt sich eine Gitarre und wird damit Teil des Soundgewitters, welches noch zwei Tage später in den Ohren klingelt. Drei Songs pure Gitarrenwand, in dessen Mitte das fantastische „Old poisons“ vom letzten Album „Every country’s sun“ steht. Zugegeben, man hört nicht viele Einzelheiten, aber das drückende Feeling ist monströs gut. Und dann ist da dieser Mini-Teil, in dem eine steigende Melodie ertönt. Ein bisschen Schönheit im Lärm. Fantastisch.

1. Selah Sue – This world

Gleich am ersten Abend gab es den wohl intensivsten Live-Moment des gesamten Festivals. Für ihr Akustik-Set, welches ein brechend volles Zelt begeisterte, krempelte die belgische Soul-Göre Selah Sue einige ihrer lässigen Songs ordentlich um. Im ersten Drittel des Sets loopte sie sich selbst während „Piece of mind“ in höchste Höhen, das große Highlight hielt sich die sympathische Sängerin jedoch für das Grande Finale parat. Das ansonsten groovige „This world“ wird von Selah Sue und ihren beiden Mitmusikern in eine dramatische Hymne verwandelt. Ein cineastisches Klavier treibt den Song mysteriös voran, ein flehendes Cello garniert das Ganze und steckt dann doch zurück wenn die Belgierin die Stimme hebt und im traumhaften Refrain an die Grenze geht und das Zelt zum Beben bringt. Und dann wird es monumental. Im Schlussteil schlägt Selah Sue mit ihren bloßen Händen auf einem Drumpad rum und kreiert mit dieser simplen Geste nochmal mehr Intensität. WOW.

Im that new music mix findet ihr die Studio-Versionen der Songs sowie weitere Stücke, die an diesem Wochenende auf der Bühne so richtig überzeugen konnten.

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