Live-Alben – eine Grundsatzfrage, die sich gerade im November und Dezember neben der erst letztens besprochenen bezüglich Best-of-Compilations einreiht. Weihnachtsgeld für die Plattenfirmen, kritisieren die einen, während andere die Bühneninterpretationen leidenschaftlich sammeln. Gerade am Ende dieses beschissenen Jahres gibt es jedoch definitiv schlimmere Dinge als ein Konzert in Konservenform. Elementar ist dabei natürlich die Umsetzung, von Klang über Setlist bis zu den Live-Qualitäten. Über welche Konzertplatte sollte ich also eher schreiben als jene allererste (!) der Band, die ich vermutlich am allerhäufigsten in Aktion gesehen habe? Die Donots sind sowieso in meinem Musik-Universum einer der Prototypen der klassischen Live-Band. In dem Sinne, dass ich die Musik nur selten in Albenform höre, aber sehr gerne und häufig auf die Konzerte gehe. Umso schöner in einem 2020 mit original zwei Live-Erlebnissen an diese schönen Momente zurückzudenken. Mit „Birthday Slams Live!“ gelingt das problemlos, was vor allem an der Voll-auf-die-Zwölf-Power liegt, welche die Aufnahme in alle Richtungen rausballert. Perfekt unperfekt gemischt, sodass die leicht verballerten Griffe und reingebrüllten Background-Gesänge noch da sind, aber insgesamt druckvoll nach vorne geprescht wird. Die Crowd auf den insgesamt sechs aufgenommenen Konzerten gibt auch alles, eskaliert nicht nur visuell sondern auch stimmlich und sorgt mit den fünf Rampensäuen aus dem Münsterland für einen fulminanten Auftakt. Im Mittelteil werden erst einige Tracks aus der Old-School-Pop-Punk-Ära untergebracht und schließlich mehrere Features, u.a. das straighte „Gegenwindsurfen“ mit Jan Windmeier. Die allertollsten Momente sind jedoch aktuell jene, in denen das Live-Feeling schmerzlich an neun Monate Entzug erinnert und sie gleichzeitig wettmacht. Etwa wenn im Closer „So long“ bis zum Geht-Nicht-Mehr weitergesungen wird. Oder in „Dann ohne mich“ ganz fucking Ibbenbüren „Kein Mensch ist illegal!“ schreit. Bald bald bald bald bald wieder.