Donots live in Wiesbaden | Konzertbericht

Konzertbericht von Donots live im Schlachthof Wiesbaden | Silberhochzeit! Kaum zu glauben, aber die Donots werden bereits runde 25 Jahre alt. Zur Feier des Jahres hat die Truppe vier Städte musikalisch zerlegt. Zum Tourabschluss in Wiesbaden gab es gleich zwei Konzerte am selben Tag! So war das jetzt schon historische Punkrock-Frühschoppen.

Anlass:

Über den Anlass der Tour hat die Einleitung bereits genug Aufklärung gegeben. Die Frage ist jedoch: Wieso eigentlich zwei Konzerte? Und wieso eigentlich in Wiesbaden? Fakt ist: Ursprünglich stand als Torabschluss die Offenbacher Stadthalle im Terminkalender – was bei Terminankündigung beim letzten Wiesbadener Konzert für, sagen wir, negative Emotionen gesorgt hat. Über alles Weitere kann nur spekuliert werden. Vielleicht war die Multifunktionshalle in des Frankfurter Vororts (sorry!) mit seiner 4000er Kapazität doch etwas groß (wahrscheinlich)? Oder die fünf Münsterländer lieben einfach den Schlachthof (sicher)? Oder man hatte Bock auf etwas komplett besonderes (möglich)? Man weiß es nicht…

Venue:

…und findet sich dann der Neugier wegen natürlich (!) schon gegen 13:00 vor dem Wiesbadener Schlachthof. Die Grünanlage mitsamt Venue neben den Bahnschienen zeigt sich mal wieder von seiner allerbesten Seite. Im 60/40 gibt’s Punkrock-Brunch, im kleineren Kesselhaus ein Kinderkonzert und im Kulturpark finden die Wiesbadener Schoppetage statt. Heißt: Bier- und Weinstände, vielleicht auch Essen, die trotz ekelhaftem April-Wetter gut besucht sind. Auf einmal trottet ein musizierender Zwei-Menschen-Zug vorbei, begleitet von einem halben Dutzend stoisch marschierender Gänse. Was machen Sachen? Alles crazy, dabei geht’s doch noch gar nicht los.

Publikum:

Raus aus dem Regen, rein in die Dunkelheit. Trotz einiger Resttickets ist die Halle auch mittags bereits gut gefüllt und feiert den Premium-Support Anti-Flag so ab, wie es die aufgedreht-engagierten Jungs aus Pennsylvania verdient haben. Moshpit hier, springen da, Festivalfeeling überall. Wann sonst tanzt man um diese Uhrzeit denn schon (außer heimlich zuhause, versteht sich)? Insgesamt ist die Crowd herrlich entspannt. Zu Die-Hard-Fans (machen natürlich beide Shows) reihen sich auch auffällig viele Familien mit Kids. Träumchen und kleines Flashback an mein Teenie-Ich auf der „The Long Way Home Tour“ (Danke Papa an dieser Stelle!). Einziger Unterschied: Da waren etwa 1800 Leute weniger und es war abends.

Dramaturgie:

Noch in der Umbaupause wird klar, dass für die 25-jährige Fete nicht an Mühen gespart wurde. Ein riesiges Banner wird vor die Bühne gehangen, die Anspannung und Vorfreude steigt. Dann das fantastische, epische „Dead Man Walking“ Intro, die fünf Bandmitglieder blitzen hinter dem Banner auf, die ersten Töne von „Ich mach nicht mehr mit“ erklingen und *BUM* der Vorhang fällt. Volleskalation und was für ein Beginn. Früh folgt die Bounce-Nummer „Wake the dogs“ sowie das stets atemberaubende „Dead man walking“ – anschließend wird wild gemischt. Da trifft mal ein „Superhero“ auf das neuere „Eine letzte letzte Runde“ – die Hits wie „Calling“ und „Dann ohne mich“ dürfen selbstverständlich nicht fehlen und werden frenetisch abgefeiert. Das alt eingesessene Doppel aus „Whatever happened to the 80s“ und „We’re not gonna take it“ ist Mittelteil der Zugabe, die schließlich mit der Hymne „So long“ nach zwei kompletten Stunden beendet wird.

SpecialFX:

Fassungslose Gesichter, wohin man auch schaut. Eigentlich ist die ganze Chose ein einziger Spezialeffekt. Zwischen 15:00 und 17:00 zerlegen 2000 feierwütige, teilweise gut angeheiterte Konzertgänger ganz ohne Regrets und komplett selbstverständlich die Halle. Die ungespielte Begeisterung ist Guido, Ingo, Alex, Jan-Dirk und Eike komplett anzusehen. Man mag sich kaum vorstellen, dass das Quintett nur etwa 16 Stunden vorher noch in Berlin war und dort allem Anschein zufolge die Columbia-Halle malträtiert hat. Trotz gerissenem Muskel (Ingo) und einem Arm voller Tapes (Alex) werden Show-mäßig keine Abstriche gemacht. Durch wilde Bühnenbewegung wird wie üblich dem Publikum ordentlich eingeheizt, „Hier also weg“ bekommt eine kleine Hinsetz-Passage und hier und da für regelmäßige Konzertgänger ein Leckerli wie der tolle „Up song“ eingestreut. Zu „Kaputt“ wird die Crew gehuldigt und in die Moshpit-Mitte eingeladen – das wunderschöne „Room with a view (gimme shelter)“ inmitten des hierfür sitzenden Publikum gespielt. Auch das Licht blitzelt traumhaft und aufwendig mit häufig rotem Teint. Der Sound ist unauffällig da einwandfrei.

Moment des Nachmittags:

Das wie immer tief reingehender „So long“ wird nur vom herrlich unprätentiös und schon früh gespieltem „Stop the clocks“ getoppt. Keine Ansagt à la „Dieser Song hat für uns alles verändert“ (isso), nein, einfach gar nichts. Nur dieser markante, schöne Keyboard-Ton in die schwarze Halle, die brutal gute Gitarre und losgeht. Alle setzen sich hin – es wird gerudert und mitgebrüllt. Ganz schön emotional. Da darf man auch schon mal eine Träne verdrücken.

Und sonst so?

Nur ganz kurz wird es wirklich etwas surreal, und zwar beim Schritt aus der Halle in die brutale Nachmittagssonne. Da stehen tatsächlich die ersten schon wieder für die Abendshow Schlange, andere vertreiben sich die konzertfreie Zeit mit einer Runde Karussell. Alles normal. Letztlich eine absolut einwandfreie Erfahrung und ganz ehrlich – Samstag nachmittag hat doch sowieso jeder Zeit, wieso eigentlich nicht häufiger schon um 15:00 die Katze aus dem Sack lassen?

Gut getroffen:

Im Sommer lassen die Donots ihrer Energie wieder unter freiem Himmel freien Lauf – und zwar auf diesen Festivals:

14.06. Rottershausen, Ab geht die Lutzi!
15.06. Ellingen, Gutsfestivals
29.06. Münster, Vainstream Rockfest
12.07. CZ – Tabòr, Mighty Sounds
13.07. Straubenhardt, Happiness Festival
20.07. Cuxhaven, Deichbrand Festival
08.08. Eschwege, Open Flair
09.08. Püttlingen, Rocco del Schlacko
10.08. Rothenburg o.d.T., Taubertal

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