Electric Horseman (Band)

Electric Horseman sind keine Psychedelic-Folk-Rock-Stars aus den Staaten sondern vier Jungs aus Darmstadt, die gerade ihre erste EP namens „Arrival“ rausbringen. Im SHORTCUT lernt ihr die vielversprechende Band kennen. Außerdem erklären Electric Horseman, warum sie diese Art von Musik machen und was hinter der Über-Hymne „Wild flowers“ steckt.

Gut getroffen:

Musikstil – das sagt die Band:

„a four-piece psychedelic folk rock band“ sagen die Jungs auf Bandcamp.

So klingen Electric Horseman wirklich:

Ich habe es in der Einleitung schon gespoilert. Electric Horseman wirken wie eine Band, die in leicht vergangenen Jahrzehnten vor allem in den USA Stars gewesen sein müssen. Die Anleihen an Neil Young, Crosby, Stills & Nash und auch Pink Floyd sind nicht zu überhören. Scheint wohl gerade in zu sein, diese psychedelisch angehauchte Rock-Musik, die sich vor allem im Folk und Blues bedient. In Deutschland machen Suzan Köcher und die Blackberries Ähnliches.

Mitglieder:

Die vier Herren von Electric Horseman kommen nicht aus Texas, California oder Nevada sondern aus dem nicht gerade für Populärmusik bekannten Darmstadt. Zunächst als Duo, nun als Quartett ist die Truppe außerdem gleich mit zwei Sängern unterwegs. Dan und Andy, die jeweils auch Gitarre spielen werden von Jan am Bass und Robert an den Drums begleitet.

Besonderheit:

Nicht nur imponieren Electric Horseman mit einem fantastischen, klaren Sound, bei dem die ganzen alten Helden ziemlich neidisch dreinblicken dürften (aufgenommen in den Klangkantine Studios) sondern auch mit einer spürbaren Spielfreude. Wenn die Truppe in „Wild flowers“ zum Gitarrensolo ansetzt, entsteht ein Drang, die imaginäre Luftgitarre rauszuholen. So wirken die vier Jungs trotz ausufernder Songs extrem dringlich und pointiert und lassen längst vergessene Musik in modernem Licht erscheinen.

Aktuelles Werk:

Die erste EP „Arrival“ ist ein von vorne bis hinten überzeugendes Leckerbissen, welches in erster Linie von den klassischen und doch kreativen Gitarrenparts getragen wird. Häufig lassen die Rhythmus-Sektion und die beiden Stimmen den Sechs-Saitern den Vortritt, wenn sich zum Beispiel die Single im Solo verliert, um dann doch wieder zum schönen Refrain zurückzukommen. Das sommerliche „Glassed“ stellt eine lockere Akustik-Gitarre in den Vordergrund, die dann ab der zweiten Hook von einem dramatischen Motiv überlagert wird. Der Titeltrack rundet „Arrival“ besonders psychedelisch und abwechslungsreich ab.

Zentraler Song:

Nach dem wunderbar einstimmenden Opener „Page“ fegt das folgende „Wild flowers“ auf der EP alles weg. Der mit knapp sechs Minuten längste Track von Electric Horseman startet mit einem Crunch-Gitarren-Intro, welches Neil Young aufhorchen lassen dürfte und wird schließlich von den tighten Drums in den schönsten Refrain der Platte geführt. Die Chose wiederholt sich ein Mal und dann, ja, DANN kommt DAS Gitarrensolo des Sommers. Nach einem wilden Anfang, bewegen sich Electric Horseman kurz in Gilmour-Sphären, um sich am Ende doch wieder für die explosivere Variante zu entscheiden. Ein wilder Ritt (see what I did there?).

Fun-Fact:

Bei Newcomer darf man zwar auch nicht nach dem Bandnamen fragen, aber immerhin noch darüber reden. Dieser ist höchstvermutlich angelehnt an einen amerikanischen Western aus dem Jahre 1979. Voilà!

Das sagen die Zyniker:

Ach komm, zieht doch nach Amerika!

Passend zu:

Hier ist mir der Standard-Roadtrip-Vergleich zu plump, deswegen: Um die neue Anlage auszutesten und davor Luftgitarre spielend rumzuwackeln. Ok, im Auto geht auch.

Drei Fragen an Electric Horseman

1) Eine blöde Frage zu Beginn. Wie kommt es dazu, dass vier Jungs aus Darmstadt so, sagen wir mal, „amerikanische“ Musik machen?

Schlichtweg, weil das die Musik ist, die wir lieben! Wir haben alle einen musikalischen Background, der sich auf teils alte, aus vergangenen Jahrzehnten, und teilweise neuerer, aktueller Musik bezieht. In Kindertagen wurden wir natürlich auch mit solch einer Musik durch unsere Eltern bespaßt… Als wir als Akustik-Duo gestartet haben, haben wir viel Neil Young, James Taylor, Crosby, Stills and Nash etc. und auch aktuelle Künstler wie Jonathan Wilson und JJ Grey gehört (was wir heute noch immer tun). Genauso wie wir auch den britischen Musikkosmos lieben… Das hat uns natürlich alles beeinflusst. Wir haben halt einfach Bock auf diese Musik!

2) Nachdem ihr aus eurem Akustik-Duo eine Band gemacht habt: Wie funktioniert ihr nun, was Songwriting aber auch Entscheidungsfindung betrifft?

Meist ist es so, dass entweder Dan oder Andy mit einem fertigen Song ankommen, der dann von der Band arrangiert wird, d.h. jeder legt sein Instrument drüber. Manchmal ist es auch so, dass der Songwriter schon eine klare Vorstellung von den anderen Instrumenten und deren Rolle hat, was dann umgesetzt und verfeinert wird (oder eben auch über den Haufen geworfen wird). Man hat ja auch meist schon ein Konzept im Kopf, wenn man einen Song schreibt… Und manchmal ist es eben nur eine kleine Blaupause, an der wir dann zusammen herum schreiben, bis der Song perfekt ist. Es ist immer ein offener, respektvoller Diskurs, indem auch alles ausprobiert wird. Am Ende wird dann schon gemeinsam entschieden, ob es das nun ist oder eben nicht. Was bei uns die Arbeit erleichtert ist, dass wir musikalisch  ein ähnliches Verständnis haben, wo der Song hin soll, sodass wir uns immer sehr schnell einig sind. Das Konzept hat Vorrang, aber nichts ist in Stein gemeißelt.

3) Euer Produzent Chris meinte geheimnisvoll, die Nacht der Entstehung von „Wild flowers“ würde euch noch lange in Erinnerung bleiben. Dann erzählt doch mal.

Damit meinte er wohl die Nacht, in der wir Wild Flowers mit ihm aufgenommen haben… Naja, zunächst war es der letzte Song, den wir in der Session aufgenommen haben. Bis dato ist sehr viel Absinth, Bier und Rotwein geflossen… Unser Produzent (Chris Kling) hat es geschafft eine Atmosphäre zu erzeugen, die diesem Song einfach genau entsprochen hat. Es war bereits Nacht, überall standen Kerzen und alles in allem war es einfach eine sehr ruhige und innige Stimmung, was alle auch ausgestrahlt haben. Man muss dazu sagen, dass wir die instrumentalen Teile der Songs alle zusammen live eingespielt haben, wobei es hilfreich ist, für alle eine passende Stimmung zu erzeugen, damit man sich richtig tief in den Song hineinfühlen kann. Nachdem der Instrumentalteil im Kasten war, ging es an die Vocals. Der Rest der Band hat sich für die Vocal-Recordings mit unserem guten Freund und Musiker Thomas Steinert von Elephants Foot (der Dauergast war und die Keys auf der Arrival EP eingespielt hat)  ins Studio B verzogen um Andy in Ruhe die Gesangaufnahmen mit Chris machen zu lassen. Leider sind wir jedoch vorher alle wieder in einen Modus verfallen, in dem die Running-Gags fielen und die Stimmung angeheitert lustig war. Um dieser lustigen Stimmung zu entfliehen und wieder in den Modus des Songs zu kommen, haben Andy und Chris eine Flasche Rotwein geleert und tiefsinnige Gespräche geführt, sofern man um drei Uhr morgens mit diesem Pegel noch von tiefsinnig reden kann… Während die beiden sich nun ihrem Rotwein und schließlich dem Vocal-Recordings widmeten, hat der Rest einen neuen Song geschrieben. … Klingt zwar mega kitschig, aber hat sich so abgespielt… Dann waren die Vocals im Kasten und wurden der Band präsentiert, doch die Session wollte nicht enden. Bis 6 Uhr wurde noch energisch quer durchs Studio geschrien: „Ich höre da noch ein… !“ und spontan wurden Instrumentarien aufgefahren und die Ideen wurden einfach just in dem Moment der Vision eingespielt.

Lasst alles stehen und nehmt euch jetzt mal 20 Minuten, um in die EP reinzuhören! 😉

Wenn ihr in der Rhein-Main-Area wohnt, könnt ihr euch Electric Horseman am 8.9. in der Luise (Darmstadt) angucken. Alle anderen müssen noch ein bisschen warten! 😉

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