Hui, ist das düsterer Trip-Hop. Wieso die Musik von Eleonora derartig dunkel und verstörend daherkommt, versteht man besser, wenn man die Geschichte der gebürtigen Russin kennt. Nun in Berlin lebend hat die Musikerin ihren ersten Langspieler „The ghost“ veröffentlicht.
Gut getroffen:
Mitglieder:
Das Solo-Projekt von Eleonora Zaripova beginnt unter tragischen Voraussetzungen. Die gebürtige Russin wird im Jugendalter schwer krank und zieht nach Berlin, mit der einzigen Hoffnung auf Genesung. Während ihrer langwierigen Therapie findet die junge Künstlerin Kraft in der Musik und beginnt nach der Heilung ihr Herzensprojekt Eleonora in der Hauptstadt.
Musikstil – das sagt die Künstlerin:
So klingt Eleonora eigentlich:
Besagter Trip-Hop ist tatsächlich das im Vordergrund stehende Zugpferd. Und innerhalb dieser Kategorie wählt Eleonora definitiv nicht die zugänglichere Art, die mit dem Pop flirtet. Vielmehr setzt sie auf schwermütige Bässe, die meist von drückenden Elektro-Drums in die Enge getrieben werden.
Hauptzielgruppe:
Personen, die eine ordentliche Soundanlage haben. Über ein kleines Gerät kann die intensive Musik der gebürtigen Russin schnell monoton wirken. So richtig entfalten sich die Klangspielereien, für die man sich auch Zeit lassen sollte, nur auf großen Boxen oder feinen Kopfhörern.
Das sagen die Zyniker:
Herr, lass eingängige, positive Melodien vom Himmel fallen…
Aktuelles Werk:
Ende Oktober hat Eleonora mit dem dunklen „The ghost“ ihren ersten Langspieler veröffentlicht. Nur acht Tracks, dafür aber 36 Minuten sprechen schon Bände. Nur selten agiert die junge Künstlerin anhand bekannter Songstrukturen. Oft lässt sie den Synthesizer-Arrangements freien Lauf und kratzt demnach in „But I am not“ beispielsweise an der Sechs-Minuten-Grenze. Neben sehr eindringlichen Stücken („About her“) zeigt Eleonora auch hin und wieder ihre sanfte Seite wie im smoothen „Right away“.
Zentraler Song:
Der Titeltrack ist ein treibendes Monster, welches mit verstörenden Beats und aufreibenden Break-Downs daherkommt. Irgendwo zwischen viel Wut und apokalyptischer Stimmung erscheint im Licht eine tanzende Person, die sich intensiv die Seele aus dem Leib tanzt. Eine besondere Reise.
Gut gesagt:
Winter is magical.
It is pleasant melancholy, sweet coldness, white mildness.
It is time for our wandering soul to the get back to the would of blurry pictures, vanisched emotions, dimmed memories. We think about ourselves, we smile, we cry. We feel.
Eleonora über ihr Instrumental-Stück „Winter“
Fun-Fact:
Das Debütalbum „The ghost“ ist längst nicht das erste Werk der Wahlberlinerin. In den letzten Jahren hat Eleonora einerseits mehrere EPs und Singles selbst veröffentlicht und auch in zahlreichen anderen Projekten mitgearbeitet. So lässt sie sich etwa auch auch für Jazz begeistern.
Passend zu:
Dies beantwortet Eleonora gerne selber in den folgenden Fragen. Siehe unten. 🙂
Drei Fragen an Eleonora
1) Wie hast du zum Trip-Hop gefunden und dich dann für diesen Stil entschieden?
2) Du hast nach deiner Genesung angefangen Musik zu machen, nachdem du vorher Klavierunterricht genommen hattest. Wie ging dieses Musikmachen dann letztlich los?
Ehrlich gesagt habe ich auch während meiner Behandlung Musik gemacht, was eine unglaubliche Hilfe für mich war. Kurz vor Abreise habe ich auch Gitarrenunterricht genommen. Deswegen kauften mir meine grossartigen Eltern bei der ersten Möglichkeit auch hier in Berlin eine Gitarre. Am Anfang war es schwer, da ich durch meine Krankheit plötzlich keine Kraft in der Stimme mehr hatte und dadurch nicht singen konnte. Doch die Motivation war zu groß – so entwickelte ich mich schnell und gab nie auf. Musik hat auch mein Leben gerettet, finde ich. Deswegen werde ich nie damit aufhören.
3) Normalerweise versuche ich das immer einzuschätzen, jetzt drehen wir den Spieß mal um. In welchen Momenten und wie sollte man deiner Musik lauschen?
Eine genaue Gebrauchseinweisung habe ich natürlich nicht und kann für Nebenwirkungen keine Verantwortung tragen, aber ich denke mir: in intimen Momenten, gemütlich für sich, wenn man grade in der Herbststimmung ist und/oder für süße Melancholie und Überraschung bereit ist – das passt. Ansonsten rate ich, natürlich, die Musik so oft anzumachen wie es geht (aber nicht bis man überlaunisch oder depressiv wird). Und die besten Momente: Natürlich live beim Konzert schön grooven!
Hier könnt ihr die ganze letzte Platte hören:
Ihr seid in der Hauptstadt? Dann könnt ihr euch Eleonora hier bald anschauen.
18.11.17 – Madame Claude, Berlin