Reportage mit The Day | Ihr fragt euch, wie Bands den Tag auf Tour verbringen? Ich habe das zauberhafte Duo The Day am Tag des Tourauftakts in Mainz begleitet – vom Radio-Interview über den Soundcheck bis zur Live-Show im Kulturclub Schon Schön. So war’s.
*UPDATE: Hier findet ihr die Review zum neuen Album „Midnight parade“ – wirklich großartig!*
Womit geht’s los?
Promo! The Day sind zum Interview eingeladen – im vom außen etwas unheimlichen SWR-Sendestudio werden die Musiker um 13 Uhr erwartet. Mit schön viel Puffer angekommen, machen die Damen am Empfang auf und schicken die Band die Treppe hoch, wo erstmal eine halbe Stunde gewartet wird. Nebenan spielen ein paar Mitarbeiter in ihrer Mittagspause Tischkicker, während Gregor und Laura über das anstehende Interview reden. Viel wissen sie nicht, außer dass es eine halbe Stunde dauern soll, aus zwei Teilen bestehen und es eine Schalte geben soll. Ob die etwa live ist, fragt man sich, um dann in der glücklichen Gewissheit zu enden, dass es sich um eine Vorproduktion handelt. Nachdem The Day um etwa 13 Uhr von einem Techniker abgeholt werden, stellt zunächst eine gut gelaunte Moderatorin ein paar Fragen im Stile eines Studio-Gesprächs. Es geht um allgemeine Fragen zur Band, wie das denn mit der Distanz zwischen Lauras und Gregos Wohnorten (Utrecht und Hamburg) so sei und ob die beiden ein Paar wären. Nein. Nachdem das klar gemacht wäre, stellt ein anderer Hörfunker noch musikalischere Fragen, die eher auf das Album und seine Tracks abzielen und später in ein Radiostück vollendet werden sollen. Etwas überzogen und Ende ist. Zufrieden mit ihren Antworten, verlassen The Day das Haus in den Mainzer Regen. Pflicht mit Bravour gemeistert!
Gibt’s am Nachmittag etwas zu tun?
Ganz ehrlich, nicht wirklich. Wie fast jeder Musikschaffende seufzend erzählt, besteht nun mal ein großer Teil des Touralltags aus: Warten. Und das so ausführlich, dass Laura und Gregor morgens außer einem bumsvollen Van nur Tonmann Max mit im Gepäck haben. Schlagzeuger Jens und Support-Act Ment kommen jeweils mit der Deutschen Bahn nachgetuckert, auffällig pünktlich sei an der Stelle mal erwähnt. Die drei Frühaufsteher wissen hingegen nicht, wie die Zeit bis zum Load-In im Club am späten Nachmittag verbracht wird. Erstmal also den Mietvan an der Venue abstellen und Nahrungsaufnahme, lautet die Devise. Zum Glück ist das zum Schon Schön gehörende Café Blumen direkt nebenan und versorgt die Truppe mit Käffchen und Focaccia. Im hübschen Glaskasten wird dann erstmal etwa zwei Stunden lang das Mainzer Schmuddelwetter beäugt und über Alles und Nichts geredet. Gut, gibt Schlimmeres, aber Illusionen sollte sich hier keiner machen. So richtig entspannen, kann man sich dabei eben nicht, meint Gregor. Ein paar organisatorische Mails werden noch beantwortet, kurz diskutiert ob eine zeitlich schwierige Radio-Session einige Tage später gemacht werden soll und schon senkt sich die Sonne bedrohlich.
Bekommt man überhaupt etwas von der Stadt mit?
Wenig. Zumindest vor der Show. Ein Mal kurz durch die Stadt gedüst, war’s das zunächst erstmal mit dem Glück. Kurz vor Sonnenuntergang geht’s dann doch nochmal ein wenig Luft holen, kurz an den Rhein und durch die Innenstadt. Gregor erinnert sich an den Schlossbiergarten, den die beiden beim letzten Mainz-Gig besucht haben. Ebenso tauchen der Strand, der aktuell Winterschlaf macht, sowie eine verblasste Currywurst-Erinnerung auf. Ein bisschen sind The Day beim letzten Mal also doch rumgekommen, was aber nicht selbstverständlich ist. Wenn Sie in anderen Städten Freunde treffen, dann meist erst ganz kurz vor der Show. Viel Sightseeing ist da demnach nicht drin.
Was ist besonders am Tag des Tourauftakts?
Zumindest mal nicht das Ausschlafen. Um pünktlich zum Studio-Termin anzukommen, geht’s immerhin auch sportlich früh gegen 9 Uhr in NRW los. Auch normal ist, dass die Band natürlich nicht perfekt eingespielt sein kann und noch die letzten Schrauben am Set festzieht. So wird beim Soundcheck eben alles etwas ausführlicher ausprobiert. Über den Effekt, der Lauras Stimme so dream-poppig macht, ist man sich uneinig, findet ihn dann aber doch nach einigen Minuten. Die Einlassplaylist steht ebenfalls zur Diskussion. Immerhin steht die Setlist schon. Auf der Italien-Tour im Dezember hat die Band bereits an einem dramaturgisch passenden Set geschraubt, sodass diese Herausforderung aus dem Weg geschafft ist. Beim Load-In lernt auch Isabel von Ment die Band kennen, die sie nun ein paar Tage begleitet. Da kommt im Nichts ein kleiner Nerd-Smalltalk über Gitarren zustande.
Wie sind die Stunden vor dem Konzert?
Die Kollegen vom Schon Schön sind schon ein wenig früher da, weswegen die nun komplettierte Band bereits um kurz vor fünf ausladen kann und langsam die Bühne mit Boxen, Instrumenten und Kabeln bestückt. Dreampop all the way, schließlich ist die Stage nur so von Effekten überflutet. Danach heißt es Soundcheck: The Day zuerst, danach Ment. Während der Hauptact insgesamt drei Stücke spielt und dabei an verschiedensten Details – insbesondere Lauras Gesangseffekt – feilt, ist Isabel mit ihren zwei Instrumenten flott durch und ebenso zufrieden. Im Anschluss gilt es sich ein wenig ausruhen, das Backstage zu beziehen, ein wenig Curry zu essen und sich fertig zu machen. Auf einmal fliegt die Zeit. Während Isabel ihre aus Frankfurt angereisten Eltern trifft, wird an anderer Stelle das Bühnenoutfit ausgesucht und mal kurz in den sich nur äußerst langsam füllenden Club geschielt. Das Support-Set können Laura, Gregor und Jens schließlich allesamt verfolgen, wenn auch nicht bis ganz bis zum berührenden Endsong „Hover“.
Und die Show?
Ist ein fantastischer Start ins Konzertjahr 2019 – und das nicht nur die glückliche Band sondern auch die Anwesenden des gut gefüllten Schon Schöns. Mit Album-Opener „Island“ eröffnen The Day stimmungsvoll und lassen passend zur Plattendramaturgie direkt „Where the wild things are“ folgen. Früh kommen auch die alten Tracks „Try“ und „We are“, die sich schön in den nun gefundenen Signature-Sound einfügen. Immer mehr grooven sich nicht nur die Drei auf der Bühne sondern auch das Publikum ein. Das tanzbare „Exit sign“ versprüht auch live eine besondere Dynamik, während Album-Closer „Illuminate“ seine majestätische Macht wärmstens verkörpert. Ein echtes Hightlight! Mit netten Anekdoten versieht Laura (wohlbemerkt jetzt Englisch sprechend) „Grow“ und „We killed our hearts“ und erzählt von ihrer Schwester (ersteres) und einer derben Trennung (zweiteres). Mit einem rockenden Instrumental-Cover nimmt die Truppe dann Fahrt auf, ehe mit „Yet to come“ das unbestrittene Highlight folgt. Ganz besonders, wie hier im Refrain der Bass die Venue erzittern lässt, während die drei Musiker auf der Bühne intensiv ihren schönsten Song darbeten. Im zunächst abschließenden „Berlin“ holen vor allem Gregor und Jens nochmal alles aus Gitarre respektive Schlagzeug, bevor „Golden arms“ den kessen Abschluss bildet und mit langem Applaus gewürdigt wird.
Passiert danach noch was?
Merch! Und Abbau. Während Laura und Gregor an einem Tisch neben der Bar ordentlich CDs und LPs an Mann und Frau bringen, beginnt der Rest der Reisegruppe mit dem Zusammenräumen. Die Schon-Schön-Crew hilft auch mit, schließlich soll um Mitternacht die Party in der Venue losgehen. Schwupps sind Floor und Club leer und Van voll und es geht gemütlich ins Backstage, wo in entspannter Manier der Abend seinen Ausklang findet. Hier schlafen die Fünf auch. Davor wird aber noch die Show ausgewertet, über technische Problemchen und das tolle Publikum mit seinen absurden Tanzeinlagen geredet. Man ist müde und geschafft, definitiv aber überglücklich. Zur Party rafft sich niemand mehr auf, eher wird der harmonische Afterglow genossen. Nebenbei werden noch GEMA-Bögen ausgefüllt, Bierchen getrunken, die Distanz bis nach Hannover ausfindig gemacht sowie entspannt der nächste Tag geplant. Um 10 Uhr, also in gut acht Stunden soll es schon weitergehen, etwa viereinhalb Stunden durch die Republik. Bevor alles wieder von vorne losgeht. Aber Tonmann Max fasst es schön zusammen: Wenn alle Tage so reibungslos laufen, werden sie zwei wunderschöne Wochen verbringen. Das sei nur zu wünschen! Von ganzem Herzen.
Hier findet ihr die restlichen Tourdaten: