Fjørt live in Frankfurt | Konzertbericht

Konzertbericht von Fjørt in Frankfurt | Meine Lieblings-Krawallmacher gehen auf Tour. Nachdem ich der letzten Fjørt-Platte namens „Couleur“ so einiges abgewinnen konnte, musste ich diese sdramatische Post-Hardcore-Konstrukt unbedingt live erleben. So war die Show in Frankfurt.

Anlass:

Noch längst nicht genug betourt ist sie, die „Couleur“, das letzte Schmuckstück aus dem Katalog des Aachener Post-Hardcore-Trios Fjørt. Weil ein gutes Album eben eine ausführliche Konzertreise verdient, geht die Band Beginn 2019 nochmal auf ausgiebige Südwärts Tour, die auch an einem Donnerstag Abend im Frankfurter Das Bett halt macht. Kleines Vorabproblem: Am gleichen Abend geben nicht nur Muff Potter ihre Reunion-Show – auch die eine ähnliche Zielgruppe bedienenden Pascow spielen im unweiten Darmstadt. So kommt es, dass in der Facebook-Veranstaltung doch die ein oder andere Person ihre Karte traurigerweise loswerden möchte.

Venue:

Gut gefüllt ist Das Bett aber trotzdem. Eigentlich perfekt, sodass es noch sehr angenehm aber dennoch kuschelig ist – zumindest zu Konzertbeginn. Ihr wisst ja, dass ihr hier immer mit sehr ehrlichen Berichten versorgt. Und Uni, Job und Geblogge führen dann eben manchmal dazu, dass es mit dem Time-Management ein bisschen eng wird, weswegen leider die sicherlich sehr sympathische Vorband Yellowknife in diesem Fall dran glauben musste. Punktladung zu Fjørt ist die Devise, und die gelingt! Zum Glück gibt es im Das Bett den wunderschönen Platz neben der Bühne, auf dem man in aller Freizügigkeit tanzen und sehen kann und trotzdem mit idealem Sound versorgt wird. Bierchen in die Hand und los geht’s.

Publikum:

Die anwesenden Personen sind leicht überdurchschnittlich männlich und größtenteils traditionell schwarz gekleidet. Schlechte Manieren gibt es genausowenig wie einen Moshpit, zumindest anfangs. Zu den ersten Songs wird im Publikum eifrig für sich genickt, mal sanfter, mal intensiver. Erst ab etwa 20 Minuten bildet sich bei manchen Songs ein liebevolles Hin-und-Her-Geschubse. Abgesehen davon fällt die Inbrunst auf, mit der manche Konzertgänger die Lyrics von Fjørt mitbrüllen. Für mich schwer vorstellbar, die alle in den Kopf zu bekommen, aber doch wunderschön anzusehen, wie hier einige Fans aufgehen.

Dramaturgie:

Fjørt spielen ein ausgeglichenes Set, lassen es an den richtigen Stellen etwas, aber wirklich nur etwas ruhiger angehen und werden gen Ende des Hauptsets zunehmend epischer. „Valhalla“ und „Lebewohl“ sorgen dort für die richtige Emotionalität, während es in der Zugabe nochmal wild zur Sache geht. Wie auf dem Album beschließt das atmosphärisch startende „Karat“ nach knapp 100 Minuten das Set. Selbst für eine Indie-Truppe viel, für eine Band an oder über der Harcore-Grenze absoluter Wahnsinn.

SpecialFX:

Produktionstechnisch haben die drei Jungs fett aufgefahren. Hinter Bass- und Gitarrenverstärker sind gar Tische aufgestellt, um die üppigen Lichtinstallationen richtig in Szene zu setzen. Diese machen dann auch verbunden mit vereinzelten Nebelmaschinen-Einsätzen richtig Laune. Insbesondere das Stroboskop blitzt im richtigen Moment und fährt die ohnehin schon große Intensität noch weiter in die Höhe. Vorne spielen die drei Herren fantastisch, fast klinisch. Ob die schicken Lampen unterhalb des Mikrofons helfen, derartig schnell über das Griffbrett zu schlittern? Womöglich. Während sich Gitarrist Chris aufopfernd durch das Set brüllt und Drummer Frank seine vielen Becken malträtiert, übernimmt Bassist David die Rolle des Ich-schreie-den-Fans-die-Lyrics-ins-Gesicht-Rolle und sorgt damit immer wieder für schöne Bilder.

Ansagen:

Viel reden Fjørt nicht zwischen ihren Songs und überbrücken jene Pausen eher mit sphärischem Gitarrengestimme. Zwei Mal erhebt David dann aber doch länger die Stimme, bedankt sich erstens für das besondere Privileg vor so vielen Personen spielen zu dürfen und liefert zweitens eine starke Ansage gegen Faschismus und Co. Die dazu einsetzenden, bedrohlichen Gitarrentöne lassen die Worte ein bisschen arg dick aufgetragen erscheinen, aber hey – zu dick kann man bei dem Thema eigentlich nicht auftragen.

Moment des Abends:

Für den Fan der Melodie – ergo ich – sind auch live die Tracks am schönsten, in denen Fjørt ihr famoses Geschepper mit ungewohnten Twists versehen. „Magnifique“ funktioniert früh auch ohne die elektronischen Spielerein der Aufnahme, „Raison“ lässt den Raum vor Spannung erzittern und auch „Couleur“ kreiert eine ganz besondere Dynamik.

Und sonst so?

Bei „Raison“ ist dann doch mal eine Gitarre kurzzeitig nicht laut genug gedreht. Puh, Glück gehabt, die Truppe ist doch noch menschlich und nicht vollkommen hart drauf.

Gut getroffen:

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Gestern beim #Fjørt #Konzert in #Frankfurt

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Hier könnt ihr Fjørt die nächsten Tage noch sehen:

29.01. Chemnitz, AJZ
30.01. Nürnberg, Z-Bau
31.01. AT – Graz, PPC
01.02. AT – Salzburg, Rockhouse
02.02. Düsseldorf, Zakk
03.02. Aachen, Musikbunker

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