Fontaines D.C. – A hero’s death (Album)

„Some artists that used to do well in the past may not do well in this future landscape, where you can’t record music once every three to four years and think that’s going to be enough.“ Mit dem so zitierten Satz im Interview mit der Plattform music:)ally hat sich der Spotify-Chef Daniel Ek vor einigen Wochen einen gewaschenen Shitstorm eingebrockt. Eine Geschichte, zu der ich einiges gelesen habe und zu der mehrere Wahrheiten gehören. Mal davon abgesehen wie taktisch unklug die Aussage ist, wurde die Story in Sekundärartikeln ebenso unnötig wie unprofessionell aufgebauscht und unzureichend in Kontext gesetzt. Heutige Musiker*innen wären faul, heißt es da zum Beispiel beim Axel-Springer-Verlag. Hat er aber nicht gesagt. So wie ich das Interview lese, geht es hier darum von Streamingeinnahmen alleine leben zu können, was einen Bruchteil eines Prozents aller Musikschaffenden betrifft. Klar, da reichen bei den lächerlichen Abgaben zehn neue Songs alle vier Jahre nun wirklich nicht. Aber welche Musiker*innen machen sich heute noch die Illusionen von CD- und Plattenkäufen oder Downloads leben zu können? Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen, aber meinen Erfahrungsberichten zufolge war auch schon vor Spotify & Co. das Live-Geschäft die Haupteinnahmequelle. Deshalb ist es an sich ziemlich irrelevant, was der anzugtragende CEO in die Welt posauniert. Verdient hat Daniel Ek den Shitstorm meiner Meinung trotzdem, einfach für das extrem dumme Timing und komplett fehlende Fingerspitzengefühl in einer Zeit, in der sich der ganz große (und kulturell viel wichtigere) Teil der Künstler*innen um ihre Existenz sorgen. Außerdem ist da natürlich die große Qualitätsfrage, die aber wie ich finde sehr wenig mit der Entstehungszeit der Musik zusammenhängt. Es gibt bescheidene Platten, an denen die Künstler*innen fünf Jahre arbeiten und Meisterwerke, die in Ein-Jahres-Abständen erscheinen. Das gab’s übrigens früher auch, wie Daniel Ek zu vergessen scheint, Stichwort Beatles oder Bowie. Mich hat, was das betrifft, aktuell das neue Fontaines D.C. Album richtig umgehauen. Nach dem Debüt 2019 kommt jetzt dieses fette Post-Punk-Brett. Kann also auch sehr schnell gehen. Sollte es aber nicht müssen. Deshalb Daumen drücken, dass es livemäßig schnell weitergeht und nach der Musikentdeckung auf Spotify auch immer mal eine Platte kaufen.

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