Forkupines in Leipzig

Den haben sie wohl schon tausend Mal gehört. Die Forkupines kommen aus Braunschweig. Ach herrje, die Armen. Zum Glück bietet das schöne Debütalbum „Here, away from“ dem Trio die Möglichkeit, die Bühnen des Landes zu bespielen und für einige Wochen aus der grauen Pseudo-Tristesse durch den grauen Herbst zu touren. Für dieses Schiet-Wetter eignet sich der Alternative-Indie-Rock mit handfesten Emo und Post-Hardcore Schüben auch ideal. So war der Gig im Leipziger Geyserhaus.

Venue:

Im hohen Norden von Gohlis muss die Subkultur erstmal gefunden werden. Nach einer Tramfahrt in unbekannte Gefilden, setzen höhere musikalische Kräfte dem Autor auch gleich zu. Ekelhafter Nieselregen bestraft das Zu-Spät-Kommen und das damit eingehende Verpassen der ersten Vorband Junost, die bereits auf 19 Uhr angesetzt wurde. Dabei wollte ich doch nur entspannt Abend essen. Wäre auch im offenen Treff des Leipziger Geyserhauses möglich gewesen, erweist sich Sekunden später. Das wunderschöne Kulturzentrum, welches fast an eine Art Kapelle erinnert hat nämlich veganes Chilli Sin Carne im Angebot. Schade denkt sich der satte Magen und greift dafür zum angenehm günstigen Bier.

Publikum:

Viel ist nicht los. Kein Wunder – für Forkupines ist dieser Gig die Leipzig-Premiere. Insgesamt sammeln sich wohl ca. 50 Leute im Saal. Dafür bereiten diese eine umso angenehmere Mischung. Freunde, Familien, Pärchen, Kinder – alle sind sie am Start, sitzen entspannt auf den gemütlichen Sofas und nuckeln zu großartiger Foo-Fighters-Umbaumusik wahlweise an ihrem Bier oder der Club Mate. Zum großen Held wird ein kleiner Junge, vermutlich größter Fan der Vorgruppe Heart Ovt, der zu deren Set stilecht mit Kopfschutz vom Bau den Dancefloor erobert.

Support:

Eben jene Heart Ovt machen in ungewohntem Lineup einen guten Job. Ihr atmosphärischer Emo lebt von Soundtexturen, die zu großem Teil vom Band kommen. Auf der Bühne wird Sänger Christoph von Lucas und Simon an Gitarre und Drums ergänzt, die jeweils von ästhetischem Neonlicht in blauer Farbe getaucht sind. Auch sonst verbreitet der Local-Act eine angenehme Stimmung und darf sich wohl über einige neue Fans freuen.

Opening:

Kurze Umbaupause – schwups stehen Forkupines auf der Bühne und legen ohne viel Vorlauf los. Man will ja trotz leichter Verspätung die Ruhezeiten so gut wie möglich respektieren, meint Sänger Skotty. Ruhe ist aber erstmal nicht. Schließlich starten die Drei wie auf ihrem Debüt mit dem coolen „A perfect match“ und dem intensiven „Crows“. Kann man machen. Auf der nicht erhöhten Bühne haben Skotty und Jens am Bass genug Platz um wild rumzuzappeln – Christian drescht hingegen ordentlich auf die Drums und behandelt einzig das etwas laute Crash-Becken mit besonderer Liebe.

Ansagen:

Skotty bedankt sich höflich bei den lieben Gastgebern, erzählt von der Tour und lädt zum gemeinsamen Biertrinken nach Konzert ein. Besonders angetan sind die Jungs aber vom am Vortag besuchten Schwimmbad, für das sie an ihrem Day-Off extra 200 Kilometer gefahren sind. Fünf Rutschen waren der wohlverdiente Lohn. Fun-Fact: that-new-music-blog-Leser (wo seid ihr?) wussten von diesem geplanten Besuch bereits durch das #nofilter-Interview mit Sänger Skotty.

Dramaturgie:

Nach dem Eröffnungsduo setzen Forkupines mit „I am the horizon“ und „Sleep by the fire, bloom in water“ auf alte Tracks der zuvor veröffentlichten EP. Eine gute Entscheidung, da sich die Braunschweiger mit diesen nach einem etwas holprigen Beginn eingrooven und auch der Sound spätestens ab dem folgenden „The good fight“ auch top abgestimmt ist. Im weiteren Verlauf bleiben die Jungs beim Album, spielen das eingängige „By the sea“ und das schöne „Paper towns“. Als Closer dient zurecht das energische „Wishful drinking“.

Moment des Abends:

Als zweitletzten Song spielt das Trio dann doch das starke „Put me through“, welches auch in der Live-Version an Genialität nichts einsteckt. Besonders sticht dabei der Gesang heraus, der in diesem Stück am Geschrei-ähnlichsten und damit auch am kraftvollsten rüberkommt. Könnte man sich auch in zehn Mal so großen Venues gut vorstellen – und das im besten Sinne.

Was fehlt?

Wie im Interview angekündigt hat die Band vor Tour einige, wenig passende Albumtracks herausgeschmissen, um ein ausgeglichenes Set zu gestalten. Während letzteres auch gelingt, hat es dabei leider auch das sehr schöne „Crosses, gates and debt“ erwischt. Mensch.

Und sonst so?

Am Bühnenrand hängt eine Kein-Mensch-ist-illegal-Flagge, die scheinbar zum Bühneninventar von Forkupines gehört. Richtig so und schön, dass auch Bands, die nicht offen politisch motivierte Texte schreiben, die richtigen Zeichen setzen.

Gut getroffen:

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Hier findet ihr die restlichen Tourdaten:

11.10. Göttingen, Dots
12.10. Hamburg, Bar 227
13.10. Kiel, Schaubude
14.10. Berlin, Dream Dive Music Fest @ Werk 9

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