Gurr als Support-Act in Bristol

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In Deutschland füllt das Duo Gurr, das live als Quartett auftritt, bereits alleine die etwas größeren Clubs. Im letzten Jahr gelang Laura und Andreya mit dem Release ihres Debüts „In my head“ der Sprung in die deutsche Musiklandschaft. Ihr Punkrock mit Surf- und Popnuancen kommt bei einer relativ breiten Masse ziemlich gut an. Nachdem sie nun die etwas größeren deutschen Venues erkundigt haben, geht es auf erneute Entdeckungstour in Großbritannien. Vor einer langen Reise mit Yonaka im Mai sind die Berliner mit den Überfliegern New Carnival auf Tour. Für mich ungewohnt: als Support-Act. Mal gespannt, wie sich die vier so machen.

Erste Gedanken:

Für Gurr ist es das zweite Mal in Bristol. Nach einer höchst alternativen Show, die sie im Set später kurz ansprechen, geht es an diesem Donnerstag ins The Louisiana. Ein schöner Ort, der sich damit schmückt die Bühne ungefähr jede jetzt große Band gegeben zu haben. Muse, Kings of Leon, Mogwai, Interpol, Travis: alles klar! Andererseits spielen in dem gut 150-Leute-fassenden Raum auch fast jeden Tag Bands. Natürlich ist da mal was großes dabei. An diesem Abend reihen sich ingesamt vier Bands in die potentielle-Superstar-Liste ein. Neben Gurr und New Carnival noch James Humphrys und eine Band, deren Set ich verpasst und deren Namen vergessen habe. Ups. Wer startet auch 10 Minuten nach Einlass?

Vor-Vorband:

James Humphyrs ist dafür eine sehr positive Überraschung. 20 Minuten sind dem Engländer und seiner Band vergönnt. In diesen (und ein paar wenigen mehr) überzeugt er das tanzende Publikum und offensichtlich ein paar Freunde mit catchy Indie-Pop-Songs. Nichts, was man nicht schon gehört hätte, aber eine wunderbare Einstimmung auf den restlichen Abend. Nach dem Set leert es sich dann auch erstmal. Nur noch 10 Minuten bis Gurr. Na, das sind mal Punk-Umbaupausen. Die Vier warten auch schon mit ihren Instrumenten bewaffnet im Publikum, um dann endlich die Bühne zu erklimmen.

GURR

Show:

30 Minuten haben Gurr Zeit – und diese nutzen die vier Damen und Herren auch konsequent aus. In Windeseile aufgebaut geht’s mit „Breathless“ auch schon schnurstracks los. Es dauert ziemlich genau den einen Song, bis die Bierholenden mit ihrem Hopfengetränk wieder vor der Bühne auftauchen und Gurr zujubeln. Der Sound ist nach dem Opener dann auch top eingestellt und es kann richtig losgerockt werden. Laura und Andreya nutzen mit ihren Gitarren den Platz, den sie haben und hüpfen von links nach recht und oben nach unten. On point! Ihre Begleitung an den tiefen Saiten spielt dauerlächelnd und ziemlich schnörkellos – ganz wie Mr. Schlagzeug.

Dramaturgie:


Eine halbe Stunde ist nicht viel – letztlich aber genau so lang wie Gurr’s Debütalbum „In my head“. Dann gibt es da aber ja auch noch die krachende 6-Track-EP. Aussortiert wird wie folgend: alle eher ruhigen Tracks raus, den Rest vom Album komplett spielen und als krönender Abschluss „So tired“ von der EP. Und dies zeigt sich als gute Wahl: Gurr rocken 30 Minuten durch, zur Freude des tanzwütigen, englischen Publikums. Einzig im Mittelteil wird es rund um „Moby Dick“ und „Walnuss“ – das übrigens in der deutschen Version gespielt wird – ein wenig gemächlicher.

Moment des Sets:

Definitiv die härteren Momente. „Rollerskate“ wird nach kurzem „Hollaback Girl“-Intro durchgefetzt, „Computer Love“ funktioniert früh ziemlich gut und „#1985“ sorgt kurz vor Schluss für die meiste Bewegung im Raum. Überraschend gut ist der Sound, der vor allem den dynamischen Tracks wie dem sehr überzeugenden „Diamonds“ gut steht. Kleines Fazit: als Support-Act leider etwas ausgedünnt und kürzer als gewohnt, aber nicht minder überzeugend.

Und New Carnival?

Die Briten sind tatsächlich ein Phänomen. Ohne Album und eigentlich auch ohne wirkliche EP füllen New Carnival mal locker das The Louisiana und bringen dieses vollständig zum Tanzen. Auf Spotify sind sie mit ganzen sechs Songs vertreten. Diese werden zur Freude des Publikums alle gespielt ­– obendrauf gibt’s noch eine handvoll neue Tracks. 50 Minuten spielen New Carnival, doch die sind richtig gut. Sichtlich überwältigt und doch selbstbewusst liefert das Quartett funky Songs wie „Like I do“ sowie potentielle Indie-Klassiker wie „Sweet Caroline“ und das extrem hittige „Where do you wanna go?“ ab. Eine Band, die man definitiv auf dem Radar haben sollte. Auffällig: sehr viele junge, männliche Besucher, die sogar die erste Reihe für sich blockierten. Das ist das 21. Jahrhundert. Sehr schön.

Weil es alle drei erwähnten Bands verdient haben, sind sie allesamt mit einem Song im aktuellen that new music mix vertreten.

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