Review zum Album „In the blank space“ von Josin | In der neuen Rubrik CROSS CHECK beurteilt mein unvoreingenommener Kumpel Niki Alben, die ich sowieso feiern würde. Los geht’s mit dem viel gelobten Debüt von Josin. „In the blank space“ beinhaltet den besonderen Stil, den die hier bereits vorgestellte Künstlerin in den letzten Jahren peu à peu kreiert hat. Atemberaubende Beats aus dem minimaoistischeren Radiohead-Universum treffen auf einen ungewöhnlichen Gesang, der in den Bann zieht. Denke ich zumindest. Ob Niki da ähnlicher Meinung ist oder die ganze Chose doch eher gewöhnungsbedürftig findet, erfahrt ihr jetzt.
Was fällt im ersten Moment auf?
Zunächst mal, dass mir eigentlich nichts wirklich auffällt. Ich fühle mich im ersten Moment ein wenig verloren. Wohin will Josin denn mit mir? Beim ersten Anhören kann ich keine Struktur erkennen, keinen Rahmen, in dem sich die Songwriterin bewegt. Ich freue mich ja grundsätzlich, wenn Künstler aus der klassischen Pop-Struktur ausbrechen. Diese Tatsache überfordert mich bei Josin jedoch zunächst. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als mich einfach mal treiben zu lassen und siehe da, die Musik beginnt sich mir langsam zu erschließen.
Josins melancholischer, fast leidender Gesang erinnert ein wenig an den Stil ihres männlichen Counterparts Konstantin Gropper von Get Well Soon. Er entführt in eine heile Welt, ohne klingelnde Telefone und vollgepackte Terminkalender, in der die Seele baumelt und die fünfe gerade sind, sehr schön!
Was sind die großen Momente?
Da Josin nicht auf eingängige Refrains setzt und sich die Titel doch ziemlich ähneln, will ich mich nicht auf ein Highlight festlegen. Wenn ich eines benennen müsste, dann wäre es wohl der Moment, in dem ich mich von jeglichen Prinzipien befreite, um mich im Strom ihrer Stimme und der begleitenden, wunderbar unkonventionellen Beats treiben zu lassen. Auf einmal wirken die nahenden Verpflichtungen gar nicht mehr so bedrohlich.
Wann sollte ich die Platte auflegen?
Normalerweise bin ich ja kein Freund von „das kann man mal nebenher hören“, weil ich finde, dass heutzutage Musik leider viel zu wenig bewusst gehört wird. Es müssen ständig mehrere Dinge gleichzeitig gemacht werden. Sich einfach mal bequem in einen Sessel setzen und eine Platte von vorne bis hinten zu hören, fällt den Allerwenigsten ein. Bei Josin muss ich dann allerdings doch mit all meinen Prinzipien brechen. Die neue Platte kann man sich wunderbar mal nebenher auflegen, denn man ahnt im Vorhinein nicht wo die musikalische Reise hingehen soll. Josin selbst scheint sich in ihrer Musik zu verlieren und sich frei von jeglichen Grenzen zu machen. Gerade in den dunklen, kalten Wintermonaten, beim Nachmittagstee oder auch beim Arbeiten schafft sie es den Alltagsstress vergessen zu machen und den Zuhörer in eine arglose Welt zu entführen.
Seid ihr „hooked“? Dann hört euch die Platte nun in ganzer Länge an und lasst euch im schönsten Sinne entführen.
Und wie gefällt euch die neue Rubrik? Was der werte Autor Niki sonst so für Musik hört, erfahrt ihr in seinem Music Maniacs Podcast. Diesen als hörenswert zu bezeichnen wäre brutalste Untertreibung.