Josin (Künstlerin)

Ehrliche Elektro-Musik, die sich vor Radiohead-Parallelen nicht scheuen muss, kommt hierzulande seit neustem von der wunderbaren Josin. Die gebürtige Kölnerin hat im Juni 2017 ihre erste EP „Epilogue“ veröffentlicht und überzeugt mit ihren intimen und alles andere als unscheinbaren Tracks.

Gut getroffen:

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Mitglieder:

Josin heißt in ihrem Personalausweis eigentlich Arabella und verwirklicht ihr Musikprojekt ganz alleine. Als Tochter von zwei Opernsängern (jene Anekdote kann die Gute sicher auch nicht mehr hören) wurde die junge Frau in Köln geboren.

Musikstil – das sagt die Künstlerin:

Alternative / Indie (Facebook)

So klingt Josin eigentlich:

Die äußerst breite und schwammige Beschreibung auf der Facebook-Seite hat sicherlich seinen Grund. Schließlich fällt im ersten Moment keine geeignete Genre-Bezeichnung für die zauberhafte Musik von Josin ein. Mal mit viel Klavier und eher Singer-Songwriter, dann wieder mit elektronischen Beats à la Radiohead, dann wieder ein bisschen eingängiger. Die äußerst wandelbare Stimme der jungen Künstlerin passt sich dem mäandernden Sound an.

Hauptzielgruppe:

Aufmerksame Rezipienten. Es ist zwar nicht so, als wären die Tracks von Josin unglaublich vertrackt und schwer zugänglich. Die stille, intime Schönheit erschließt sich aber eher bei einer äußerst intensiven Auseinandersetzung mit der Musik. Als Referenzen können da sicher Künstler herangezogen werden, für die Josin bereits den Support-Act mimte. Soléy und Ry X lassen still und heimlich grüßen.

Das sagen die Zyniker:

„Midnight sun“ ist doch sicher eine B-Seite von Thom Yorke und Johnny Greenwood.

Aktuelles Werk:

Im Juni 2017 hat die gebürtige Kölnerin ihre erste richtige EP namens „Epilogue“ veröffentlicht. Die fünf darauf befindlichen Tracks ergeben immerhin eine Gesamtspielzeit von knapp 25 Minuten – für bestimme Indie-Bands ausreichend für ein Album. Wie dem auch sei: „Epilogue“ ist ein gelungener, zusammenhängender Querschnitt durch das Repertoire von Josin. Ausgefeilte Songs wie der ruhige Opener „Oh boy“ stehen einwandfrei für sich alleine, obwohl auch die Dramaturgie der EP voll funktioniert. Der Übergang vom vielseitigen „Midnight sun“ in das erleuchtende und zügige „The one (epilogue)“ sei hier besonders hervorgehoben.

Zentraler Song:

Das großartige „Feral thing“ sticht als Einzelsong aus der insgesamt schon überzeugenden EP heraus. Hier beginnt Josin über organische Elektro-Beats zu singen und lässt dabei zunächst ihrer tieferen Stimme freien Lauf. Berührend wird es dann, wenn die junge Künstlerin von einigen dezenten „Oohs“ zum Refrain – wenn man dies so nennen kann – ansetzt. Gegen Ende steigert sich die Percussion, wodurch der zunächst ruhig wirkende Track neu entfaltet und besonders dringlich wird, ehe sich zum Abschluss sanfte Pads versammeln. Fünf aufregende Minuten!

Gut gesagt:

„You laid life upon my chest and now
you feed my lungs“
Oh boy

Fun-Fact:

Bevor sich für Josin die Musik nun in den Vordergrund bewegt hat, studierte Arabella ein Jahr lang Medizin in Frankreich. Zwei durchaus unterschiedliche Lebensentwürfe.

Passend zu:

Intensiven Bibliotheksessions, langen Heimwegen durch den Regen oder nicht endenden Autofahrten. Josins Musik gelingt es, den Einstieg in eine andere Welt zu ermöglichen. Klingt zwar verdammt kitschig – ist aber so.

Drei Fragen an Josin

1) Du hast in Frankreich studiert und gelebt und bist nun auch häufig unterwegs, um deine Musik zu schreiben. Was gibt dir das Reisen?

Das Reisen ist eine ambivalente Sache: Einerseits gibt man sein festes Studio und seine gewohnte Umgebung zum Schreiben auf, andererseits bekommt man eine Menge neue Impulse und Inspiration. Ich liebe es mittlerweile von unterwegs aus zu schreiben, gerade weil man sein Equipment reduzieren muss und sich nur auf den Inhalt eines Songs konzentriert.

2) Ich kann mir das nur schwer vorstellen: Wie reagiert ein Live-Publikum auf deine zerbrechliche Musik? Und findest du das gut?

Das konnte ich mir am Anfang auch nur schwer vorstellen! Ich bin wieder immer erstaunt wie sehr Menschen in der Lage sind, sich in einem Konzertrahmen ihren eigenen Emotionen her zu gegeben und für einen Moment (oder ein ganzes Konzert lang) ganz bei sich selbst zu sein. Wenn ich das von der Bühne aus sehe verstärkt das wiederum meine Emotionen beim Spielen. Deshalb kommen mir viele Konzerte (klingt vielleicht blöd) wie ein gemeinsames Innehalten oder Meditieren vor. Bei den beatlastigen Songs ist es immer cool tanzende Leute zu sehen. Würde ich ja am liebsten auch selbst machen, wenn das nicht immer so negative Auswirkungen auf mein Spielen hätte 🙂

3) Deine EP verspricht Großes für die Zukunft – wie kamst du dann darauf, sie „Epilogue“ zu nennen?

Auf der EP sind einige meiner ältesten Songs und irgendwie sehe ich diese erste Platte als Abschluss eines Kapitels. Nicht, dass ich ab jetzt völlig andere Musik machen werde, aber es sind eben nicht diese Songs, die dich seit Jahren begleiten. Alles was ich jetzt schreibe, werde ich schon viel früher auf die Bühne bringen und vielleicht auch sogar auf einen Tonträger. Unter einem Epilog verstehe ich auch nicht nur den Abschluss einer Sache, sondern vor allem den Ausblick auf eine neue. Mal sehen, was passiert..

Hört hier die absolut tolle EP von Josin:

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