Review zu „Cause and effect“ von Keane | Comeback! Nachdem sich Keane vor einigen Jahren irgendwie verständlicherweise aufgelöst hatten, finden sich Tom Chaplin & Co. nun zu „Cause and effect“ neu zusammen. Das Ziel: die Großtaten der ersten beiden Alben wieder zu erreichen. Wie das wohl gelingt? Ihr erfahrt es hier im Track-by-Track.
You’re not home
Gleich ein langer Track zu Beginn, und die Länge wird voll und ganz ausgenutzt. Über Intro-Synthesizer-Motive, die nur von Glockenspielchen und Minimal-Beat untermalt werden, summt Tom erst, wird dann langsam lauter und dynamischer. Das Motiv ist schön, wird dann auch aufs Piano übertragen, womit der Drop aufgebaut wird. Vier Minuten lang herausgezögert, geht es dann etwas glatt produziert los, insgesamt aber ein cooler Opener, wenn auch das Ende etwas einfallsreicher hätte sein können.
Love too much
Dem experimentellen Intro-Track folgt die 3-Minuten-Radio-Nummer. Der Beginn ist aber schön, ab dem Beat-Einsatz wird es etwas glatt, aber schon auch gut produziert. Viel Gesang, Tom stoppt fast gar nicht. Die Bridge bringt den Plucker-Synth-Breakdown. Alles nicht spektakulär, aber solide, klassische Single.
The way I feel
Richtig dynamisch für einen Keane-Song, eine Synthie-Line begleitet den Gesang zu Beginn, das Klavier wurde wohl aus dem Raum getragen. Irgendwie befremdlich, aber auch extrem catchy, vor allem der Bass (den Keane nicht in der Besetzung hat, ha!) und die quietschigen Synthie-Texturen machen Spaß. Auch wenn die Hook häufig wiederholt wird, trägt sich der Track über vier Minuten problemlos.
Put the radio on
Genug Euphorie! Nach den zwei flotten Knallern nimmt „Put the radio on“ den Schwung raus, das E-Piano und mysteriöse Drum-Texturen traben schwermütig voran. Das Stück bleibt sehr monoton, der Beat gleich und nur der Gesang wandelt sich. Tom Chaplin spielt viel mit Dopplungen oder gar einem ganzen Chor voller Stimmen, der erklingt. Zur Hälfte ändert sich der Track schlagartig, hier kommt etwas Hymnisches auf, was auch auf die zweite Keane-Platte gepasst hätte. Die funktionierende Harmonie reißt die häufige Wiederholung des Songtitels raus.
Strange room
Es wird richtig ruhig, und passend dazu erklingt ein unbearbeitetes Piano. Tom Chaplin begibt sich in tiefe Stimm-Etagen, um dann im sanft bleibenden Refrain langsam hochzusteigen. Nicht schlecht, aber auch nicht ganz so berührend wie einst „Try again“ zum Beispiel.
Stupid things
Zurück zum Mid-Tempo, die Stimmung bleit gedrückt, zumindest in der Strophe, die von sehr seichten Drums begleitet wird. Der Refrain ist abenteuerlicher und verspielter und bietet damit einen schönen Kontrast.
Phases
Wieder stehen elektronische Pianos und Synthies im Vordergrund, wie bei allen schmissigeren Stücken außer „Love too much“. Hier ist die Hook etwas vorhersehbar, gefühlt schon zigmal gehört, deswegen aber natürlich auch reichlich eingängig.
I’m not leaving
Mysteriöse Strophe mit tollem Beat, der Track entwickelt sich früh zum Interessantesten und liefert dann im Refrain noch ein fantastisches Klavierspiel, für das man Keane einst so feierte. Tom legt ein Falsett drüber, bevor es wieder unheimlicher und dunkler wird. Absolutes Highlight, da es die alten Stärken bündelt und trotzdem neue Töne einbaut. Da braucht’s auch keine Bridge sondern nur einen schönen Instrumentalteil.
Thread
Wieder absolutes Downtempo, zu Beginn plätschert es etwas vor sich hin, der Refrain ist dann aber nicht nur von Streichern und Holzbläsern durchzogen sondern auch von Schönheit. Diese tropft dann ein bisschen auf die folgende Strophe, die zumindest großartig eingerahmt ist. Insgesamt verfliegen die knapp fünf Minuten, was ja nicht das schlechteste Zeichen ist.
Chase the night away
Es geht melancholisch aber etwas schwungvoller weiter. Wieder hat die Hook etwas helles, erleuchtendes – das scheint zum Signature-Sound des Albums zu werden. Der Track ist passabel, aber kein auffälliges Highlight.
I need your love
In die gleiche Sparte fällt „I need your love“ welches als Schlusspunkt nicht nochmal eine Schippe draufpacken kann, aber friedvoll zurückbleibt. Letztlich auch ein schönes Fazit. Das Keane-Comeback ist auf jeden Fall besser als die vorigen Scheiben, mit denen sich das Trio den anfangs aufgebauten Status als tolle Piano-Pop-Band fast verbaute. Hier geht es wieder in die richtige Richtung, nur manchmal mangelt es an Kreativität.
Hier könnt ihr das Album am Stück hören: