Kid Dad (Band) | Porträt + Interview

Portrait + Interview von/mit der Band Kid Dad | Glaubt mir: Es wird höchste Zeit, euch Kid Dad vorzustellen. Die Paderborner Band bereitet nun schon seit längerer Zeit ihren ganz großen Wurf vor und veröffentlicht dabei ein gourmethaftes Alt-Rock-Leckerbissen nach dem anderen. Vorhang ab für eine der spannendsten New-Newcomer der Stunde.

Gut getroffen:

Musikstil – das sagt die Band:

Spannende Einblicke geben die auf Facebook genannten Einflüsse: Radiohead, Placebo, Elliott Smith, Joy Division, The Pixies

So klingen Kid Dad wirklich:

Wie eine vierköpfige Truppe voller Musikbegeisterten eben klingen sollte. Kid Dad ergründen mit ihrem klassisch instrumentierten Alternative-Rock verschiedene Stile, deuten mal den Grunge der 90er an, um im nächsten Song in cleanen Emo-Gitarren zu baden. Insgesamt ist die Chose von einer gewissen Melancholie geprägt und legt auch durchaus eine nicht immer unbedingt erwartbare Dramatik an den Tag, oder besser gesagt die Nacht.

Mitglieder:

Vier Jungs, über deren Vergangenheit und deren Zusammentreffen im Internet nicht besonders viel zu finden ist. Gerade erst gab es jedoch einen Wechsel im Lineup: Joshua ersetzt an der Gitarre Martin, der eine Auszeit braucht und komplettiert damit zunächst das Triple-M-Gespann aus Marius, Max und Michael. Kannste dir nicht ausdenken.

Besonderheit:

Kid Dad gelingt es auf besondere Art und Weise die immer wieder auftretenden Gefühlsausbrüche durch Mark und Blut spritzen zu lassen. Viele Songs des Quartetts leben von eruptiven, dynamischen Explosionen, die an Intensität kaum zu überbieten sind. Immer aufs Neue überraschen diese Momente jedoch im ersten Augenblick und verzücken in jedem weiteren. Obwohl Kid Dad erst etwa ein Dutzend Songs in Petto haben, scheint sich dieses Trademark-Merkmal bereits durchgesetzt zu haben, siehe „Happy“ oder „Naked creatures“.

Aktuelles Werk:

Nach der bisher einzigen „Disorder“ EP haben dich die Jungspunte auf das Produzieren von Singles und Spielen von Shows konzentriert, wobei in letzter Zeit die zeitlichen Abstände immer kleiner wurden. Ein Debütalbum ist noch nicht angekündigt, aber wohl in Arbeit. Wer an dieser Stelle von der Nicht-Existenz eines klaren Werkes überfordert ist, darf gerne selbst Hand anlegen. Aus den fünf Tracks „My inner baby“, „Rehab“, „Happy“, „Naked creatures“ und „The wish of being alone“ lässt sich eine exzellente EP erbasteln.

Zentraler Song:

Das gerade erst veröffentlichte „Naked creatures“ vereint gekonnt die bekannte Power von Kid Dad mit ihrer erst in der letzten Single gezeigten, bezaubernden ruhigen Seite. Das neue Stück leiht sich die mysteriöse Grundstimmung aus dem tollen „The wish of being alone“ und ersetzt den sanft schwebenden Refrain durch einen Kraftakt, der den Song wachrüttelt und ihm einen neuen Anstrich verpasst. Kaum zu glauben, aber die Jungs werden immer besser.

Fun-Fact:

Das Video zu „Naked creatures“ haben Kid Dad in Eigenregie produziert. Wie vierlerorts angemerkt, wirkt dieses so gar nicht „self-made“, sondern zeigt eindrucksvoll, welch talentierte Jungs da ihre Finger im Spiel haben.

Gut gesagt:

Mirror on the wall
Today I found out that I am ugly
The plainest of them all
I ask myself why no one fucks me

My Inner Baby

Das sagen die Zyniker:

Traurige Jungs mit Gitarren. Dass das nicht irgendwann mal aus der Mode fällt.

Passend zu:

Dem Soundtrack der neuen Jugend. Wie meinen? Irgendjemand müsste mal einen Film machen und zeigen, dass die heutige Jugend gar nicht so schlimm ist, wie überall behauptet wird. Dieses Gedenke ist so verdammt yesterday und in Etwa gleichzusetzen mit einem blöden „Früher war alles besser“. Wer musikalisch eines Besseren belehrt werden möchte, hat u.a. Kid Dad. Wer dafür einen Film benötigt, hat hier den perfekten Soundtrack für die vielschichtige, intellige Heldenfigur. Explosiv, teils ruhig, teils energisch, aber vor allem immer eines: real!

Drei Fragen an Kid Dad

Es tut mir leid, die Frage ist so blöd, aber sie muss einfach raus. So viele gute Singles – wann kommt endlich euer Album-Debüt?

Yeah, cool, dass euch das bisherige Material gefällt! Es kommt mehr – sehr viel mehr. Wir schreiben schon sehr lange und lassen uns sehr viel Zeit mit jedem Song, denn ein Debut Album released man im Idealfall nur einmal. Ja, ein Album wird folgen. Wann und in welcher Form verraten wir euch noch nicht. Bleibt nah bei uns und haltet die Augen offen – der Babybauch ist nicht mehr zu übersehen!

Mit eurem neuen Musikvideo zu „Naked creatures“ bringt ihr die Story aus den Clips von „Happy“ und „The wish of being alone“ zuende. Wie seid ihr an das Video, das ihr ja auch selbst gedreht habt, herangegangen?

Bringen wir sie zuende? 
Wie auch die beiden vorangegangenen Musikvides haben wir das Drehbuch selbst geschrieben und uns mit der Hilfe einer Hand voll Freunde ausgetobt. Das aktuelle Konzept thematisiert in erster Linie den Umgang mit Isolation. Hier stehen sich Klaustrophobie und Abschottung gegenüber. Als Leitsymbol dient hier das einer Box, da diese – immun gegen die Sinne – eine Grenze zwischen dem Inneren (also dir oder mir oder jedem anderen ‚Ich‘) bildet. In manchen Situationen willst du weg, raus, weil dir alles zu leer, zu einsam und zu still wird und in diesen Lebenslagen wird eine Abtrennung von der Außenwelt zum Gefängnis und zur Qual. Manchmal jedoch wünscht du dir nur, allein zu sein. Weg vom Stress, von Kommumikation jeglicher Art und sogar vor Menschen, die du liebst. Dann wird eine solche Abtrennung zum wünschenswerten Rückzugsort. In den Musikvideos wollten wir diese Diversität ein und der selben Sache aufzeigen, indem wir das ‚Alu-Ich‘ in verschiedene Rollen haben schlüpfen lassen. Es hat stets andere Charakterzüge und ist nicht einfach in ‚gut‘ oder ’schlecht‘ zu kategorisieren. Ich will das Bild aber nicht vorzeitig zu sehr ausmalen, sonst wisst ihr zu viel haha!

Mehrmals liest man, die anstehende UK-Tour wäre ein großer Traum von euch, der nun Wirklichkeit wird. Wieso genau ist das so ein großes Ding für euch?

England hat flair! Aber es ist nicht nur UK. Es ist die ganze Tour, die uns glücklich macht! Wir sind Musiker, wir wollen unsere Musik in die ganze Welt raustragen und alles sehen, was es gibt. Davon träumen wir schon, seit wir mit dem Musikmachen angefangen haben. Das erste Mal so richtig im Ausland und dann gleich London – das ist unbeschreiblich. Wir schreiben hier gerade unsere eigene, kleine Geschichte in Echtzeit und sind sehr dankbar für all das!

So sympathische Kerle und so verdammt gute Musik, oder? Jetzt stürzt euch endlich voll ins Vergnügen und hört den ganzen Tag Kid Dad!

Tourdaten (mit The Deadnotes)
27.02. Darmstadt, Oetinger Villa
28.02. Stuttgart, Kap Tormenso
01.03. AT – St. Georgen, Fümreif
02.03. AT – Linz, Secret Location
03.03. Hamburg, Astra Stube
04.03. SWE – Göteborg, Sekten
05.03. SWE – Stockholm, Spinnrocken
06.03. DK – Kopenhagen, Rahuset
07.03. NL – Capelle aan den Ijssel, Capsloc
08.03. Münster, Gleis 22

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