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KILIANS? Wieso hast du die denn ausgegraben?
In den späten 2000er Jahren ging das ungefähr so: Kilians aufgelegt, die Leute wippen mit und es dauert ca. 20 Sekunden bis jemand fragt, ob dies denn die Strokes sind. Es wird freundlich verneint – und das Interesse der Unkundigen wächst. Klingen irgendwie britisch, hmm, wer ist denn das? Die Kilians. Ahja. Und weißt du was das Witzige ist? Die kommen aus dem Ruhrpott. Es folgt etwas zwischen blankem Entsetzen, Überraschung und Neid. Wie kriegen es diese fünf Bubis hin so unglaublich hippe Indie-Mukke zu machen? Ein Geheimnis. Jedoch eins, welches nicht lange hält. Nach drei Alben machen die Kilians Schluss. Wegen zeitlicher Probleme. Sehr schade für die deutsche Indie-Rock-Landschaft. Doch nun kehrt das Quintett für sechs Konzerte anlässlich seiner 10-jährigen Bandgeschichte zurück. Grund genug, das geniale Debüt nochmal einzulegen.
Wieso muss ich mir „Kill the kilians“ jetzt anhören?
Es war wohl die beliebteste Kritikerzeile zum Kilians-Debüt: „Viel mehr als ein Strokes-Plagiat.“ Truth! So sehr die Jungs aus Dinslaken nach den Amerikanern klingen mögen, so sehr kreiert ihre Platte einen eigenen Charme. Hier wird noch mehr gefetzt, die Gitarren rotzen ein wenig intensiver und im Vergleich zu Casablancas und Co. sind die Kilians sogar ein bisschen abwechslungsreicher. Da findet auch mal eine Mundharmonika-Gitarren-Ballade seinen tanzenden Weg aufs Album. „Kill the kilians“ ist zwar an vielen Stellen simpel und erfindet die Weltgeschichte wahrlich nicht neu – das Ding ist aber ein komplettes Indie-Rock-Album. Vielleicht ein wenig so wie das Debüt der schicken, schottischen Kollegen von Franz Ferdinand. Fast jeder Track ist ein Hit oder macht mindestens Laune. Muss man erstmal schaffen.
Was sind die großen Momente auf „Kill the kilians“?
Ich habe das Gefühl, es wurde bereits erwähnt. Aber nochmal: die Hit-Dichte der Platte ist immens. Bereits das Anfangstrio setzt ein klares Zeichen. Mit „Short life of margott“ rocken Simon und Co. mit ihren drei Gitarren enorm los, scheißen erstmal dezent auf eine Bridge und führen den Song im Jam-Style zu Ende. Es folgt später von Cro verwurstete „Fight the start“, welches den Dinslakern hoffentlich heute noch die Miete bezahlt. Das Original bleibt trotzdem eine heiße Indie-Single, in der sich Simon in bester Gallagher-Manier durch den Refrain nölt. Etwas außergewöhnlicher wird es dann in „Enforce yourself“, in dem der Basslauf zunächst seine eigene Party schmeißt und im Refrain Teil einer Dampfwalze wird. Die hier schon angedeuteten Ska-Elemente werden im genialen „Inside outside“ perfektioniert. Der heimliche Klassiker überzeugt mit Offbeat-Gitarre und einem Mid-Tempo-Groove. Dieser tut dann auch mal gut, da die Knaller „Sunday“ und „Jealous lover“ davor fett auf die Tube gedrückt haben.
Was muss ich wissen, um meine Freunde beeindrucken zu können?
Die Anfangsgeschichte der Kilians wird immer gerne erzählt. Und das zurecht – sie ist einfach ziemlich amüsant und nett. Entstanden aus zahlreichen Musik-Combos im ultracoolen Dinslaken nehmen die fünf Jungs „Jealous lover“ auf und steigen mit der Single in die Campuscharts. Bis hierhin nicht außergewöhnlich. Kurz darauf gelingt es den Kilians jedoch die deutsche Nahezu-Musik-Legende Thees Uhlmann von sich zu überzeugen – mit einer gerissenen Strategie. In einem Interview wird dem Tonte-Sänger ein Tape der Kilians zugeschoben. Thees ist begeistert, lädt das junge Quintett auf die nächste Tour ein und wird schließlich ihr Manager. Also liebe junge Musiker da draußen – versucht doch mal euer Glück bei Dirk von Lowtzow oder Marcus Wiebusch. Vielleicht haben die ja noch einen Manager-Slot frei.
Wann sollte ich „Kill the kilians“ auflegen?
Wie nahezu jedes von Gitarren getriebene Indie-Rock-Album benötigt „Kill the kilians“ im besten Fall die Sonne. Da kann man nichts sagen. Der Groove von „When will I ever get home“ oder die Gute-Laune-Party in „Sunday“ verzaubern einfach am besten mit Sonnenstrahlen im Auge. Ob im Auto, auf dem Balkon, im Park oder am See – die Kilians sind auch nach zehn Jahren immer noch der perfekte Soundtrack für jene Momente. Außerdem eignet sich die Musik der Jungs weiterhin perfekt, um Freunde zu überraschen oder entsetzen. Beispiel: Legt mal mit euren Formatradio-Freunden „Fight the start“ auf und achtet auf die verwirrten Gesichter wenn da statt einem Stuttgarter Panda eine coole Sau wie Simon den Hartog loslegt. Köstlich!
BOCK? „Inside outside“ hat sich in den that new music mix gemogelt. Außerdem könnt ihr die Kalians auf diesen ausgewählten Dates nochmal live sehen.