Weder aus Polen noch aus der Türkei stammen Kraków Loves Adana. Die in Hamburg ansässige Band vereint nicht nur in ihrem Namen Städte. Auch musikalisch gibt es ein großartiges Potpourri, welches mit elektronischen Elementen den Zeitgeist trifft und ältere, traditionellere Klänge aufgreift.
Gut getroffen:
Mitglieder:
Hinter Kraków Loves Adana stecken die beiden Musiker Deniz und Robert, die sich im Studium in der sonnigsten Stadt Deutschlands kennenlernten. Aus Freiburg ist das Duo, welches auch privat ein Paar ist nach Hamburg gezogen und nun dort ansässig. Spannend ist bei der Zusammensetzung, dass sich die Rollen in der Band in den letzten Jahren stark verändert haben. Während Kraków Loves Adana zu Beginn als klassisches Duo aufgetreten sind, übernimmt Sängerin Deniz in den letzten Jahren immer mehr das musikalische Zepter. Die Songs schreibt sie größtenteils alleine, Robert ist als Musiker dabei und kümmert sich um den Vertrieb und ähnliches.
Musikstil – das sagt die Band:
So klingen Kraków Loves Adana eigentlich:
Wie die lässige Nightclub-Version einer Indie-Rock-Band. Kraków Loves Adana gelingt es durch die Kreation einer nachwirkenden Stimmung ihre Indie-Tracks in ein ungewöhnliches Licht zu tauchen. Dabei ist gar nicht leicht zu beschreiben, wie das gelingt. Vielleicht ist es der Hang zu elektronischen Elementen, die aber trotzdem selten die Überhand gewinnen. Deniz und Robert scheuen sich definitiv nicht davor stark produzierte Elemente in ihre Songs zu integrieren. Diese treffen dann häufig auf The-Cure-Gitarren, welches der Chose einen feinen, einzigartigen Anstrich verleiht.
Hauptzielgruppe:
Personen, denen ein gewisser Kunstwerk-Faktor bei Musik nicht unwichtig ist, die sich aber trotzdem an bereits existenten Strukturen erfreuen können. Kraków Loves Adana erfinden das Indie-Rad schließlich nicht neu, bieten aber in jeglichem Song musikalisch interessante Elemente, stellen hin und wieder mal Gewöhnliches auf den Kopf und bleiben dabei aber trotzdem auf eine angenehme Art und Weise leicht zugänglich.
Das sagen die Zyniker:
Falsche Fährte, die Texte sind ja gar nicht polnisch. Geht mir weg mit diesen immer gleichen Indie-Acts, die auf Englisch singen. Alternativ ist anders!
Zentraler Song:
Insbesondere die letzte Platte „Call yourself now“ bietet ein große Auswahl für diese Kategorie. Neben dem treibenden „False alarm“ und dem fließenden „Oh what a drag“ ist vielleicht das überaus dunkle „Never quite right“ der markanteste Track. Hier übernehmen Synthie-Flächen und eine hallige Gitarre die breit erscheinende Instrumentierung im Refrain, während sich die schleppenden Drums zurückhalten und Deniz‘ Stimme in tiefer Tonlage mit den ebenfalls tiefen Tönen verschwimmt. Gänsehaut.
Aktuelles Werk:
Gerade haben Kraków Loves Adana mit dem Track „American boy“ eine neue Platte angekündigt. Die vorausgeschickte Single schickt sich dabei an, der neue zentrale Song des Duos zu werden. Basierend auf einer eigentlich simplen Akkordprogression, die von einem Piano-Riff getragen wird, kommt das Stück wahnsinnig kraftvoll daher. Mehrere Refrain-taugliche Melodienfragmente bleiben außerdem hängen und zeigen, dass Deniz und Robert nicht nur stimmungsmäßig überzeugen. HIT!
Gut gesagt:
“I was definitely angry when I wrote American Boy. I was angry with the world, I was angry with myself, I was angry about feeling powerless. I felt like I had no power to right a wrecked system. All this anger turned out to be a strong tool when you dare to act upon it and not on it. It resulted in a creative output, it resulted in American Boy.”
Sängerin Deniz über die neue Single „American boy“, deren überragende Lyrics mit dieser Hintergrundinfo noch viel mehr reinhauen.
Fun-Fact:
Wie bereits die letzte Platte „Call yourself new“ erscheint auch der für April angekündigte Nachfolger auf Roberts eigenem Label Better Call Rob. Dieses ist überdies Wohnzimmer anderer durchaus interessanter Acts wie beispielsweise den Shoegaze-Schweden von Wy.
Passend zu:
Nachtspaziergängen. Die melodischen The-Cure-Gitarren, die volle und sich ausbreitende Stimme von Deniz sowie die düstere Produktion machen Kraków Loves Adana zu der Band, die sich der vorherrschenden Stimmung anpasst und dabei vor allem die besinnlichen, alleinigen Momente untermalt.
Drei Fragen an Kraków Loves Adana
1) Im neuen Video zu „American boy“ erscheinen die Lyrics am unteren Bildrand. Das macht ihr nicht zum ersten Mal, im Clip zu „Never quite right“ gibt es das ebenfalls. Wieso habt ihr jeweils dieses Stilmittel benutzt?
2) Nach eurer diesjährigen dritten Platte erscheint der Nachfolger ja bereits in naher Zukunft. Wie kam es dazu, dass es dieses Mal so schnell ging?
Call Yourself New war quasi die initiale Zündung und die erste Platte, die komplett in Eigenregie entstanden ist – ich habe alles selbst geschrieben, aufgenommen, gemischt und produziert. Es war das erste Mal, dass ich mich im Schaffensprozess und auch mit dem fertigen Werk wohl gefühlt habe.
Songs After The Blue ist somit die logische Konsequenz meiner kreativen Evolution. Warum zwischen beiden Werken so eine kurze Zeitspanne liegt, ist ganz einfach: Wenn ein Song fertig ist, muss er raus. Es heißt nicht umsonst ‘Release‘. Erst wenn ich das Geschriebene veröffentliche, kann ich es wirklich loslassen. Jede Veröffentlichung ist für mich wie eine Befreiung, ein Sich-Öffnen für das kreativ bisher noch Unerschlossene.
3) Was könnt ihr schon über das nächste Album erzählen, welches in den Startlöchern steht?
Es handelt sich um ein komprimiertes Werk von 8 Stücken, die sich alle auf unterschiedliche Art mit den existenziellen Fragen eines aufstrebenden Kreativen befassen. Ich habe hier besonders viel Spaß mit dem Wechselspiel zwischen Drum Machine-Sounds und Synthies, gepaart mit organisch anmutenden Gitarrensounds gehabt. Dies wird schon mit der ersten Auskopplung American Boy sehr deutlich. Songs After The Blue wird am 06.04.2018 bei Better Call Rob erscheinen.
Bevor „Songs after the blue“ erscheint, könnt ihr hier die ganze letzte Platte hören: