Lambert & Dekker (Band) | Portrait + Interview

Portrait und Interview zu/mit Lambert & Dekker | Wenn aus einem kurzen Zusammentreffen ein ganzes Album wird. Lambert & Dekker haben „We share phenomena“ trotz Distanz fertiggestellt und bieten damit eine fantastische Piano-Platte, die durch in sich ruhenden Gesang und traumhafte Klavier-Motive überzeugt.

Gut getroffen:

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Mitglieder:

Lambert & Dekker bestehen – ihr werdet es nicht glauben – aus einem Herren namens Lambert und einem Herren namens Dekker. Während ersterer sich unter diesem Künstlernamen und mit einer Maske bewaffnet als deutscher Neo-Klassik-Pianist einen großen Namen gemacht hat, singt Brooklyn Dekker eigentlich im Indie-Duo Rue Royale. Nach einem ersten Treffen vor einigen Jahren hatten die beiden Künstler direkt vor Musik zu machen – und nun Lambert & Dekker ins Leben gerufen.

Musikstil – das sagen die Künstler:

Piano and Voice steht bedeutungsschwanger auf Facebook’s About-Seite.

So klingen Lambert & Dekker eigentlich:

Wie die minimalistische Zweisamkeit, die sowohl Bandname als auch Genre-Bezeichnung so schön proklamieren. Ganz simpel, und das im allerbesten Sinne. Lambert liefert traumhafte Neo-Klassik-Klavierparts, die hier und da im Jazz fischen gehen und Brooklyn Dekker singt darüber eindringlich und doch sanft. Hin und wieder kommt ein kleiner Beat dazu, vereinzelt noch ein paar Streicher – ansonsten gibt es nur das Klavierspiel und den Gesang.

Besonderheit:

Lambert & Dekker verbinden zwei Dinge, die viel häufiger verbunden gehören. Wie oft fehlt in moderner Klaviermusik einfach dieser kleine, erfrischende Touch, der das Ganze eben vom unendlichen Rest abhebt? Hier entsteht dieser Touch durchgängig durch einen angenehmen, charakteristischen Gesang und vereinzelt immer wieder mit sorgfältig eingesetzten Spielereien wie eben Beats, Effekten und Streichern.

Aktuelles Werk:

So gut die Idee von Lambert & Dekker von Grund auf ist, sie wäre wertlos, wenn sie nicht mit derart guten Tracks wie denen von „We share phenomena“ ausgestattet wäre. Das erste gemeinsame Album der beiden Musiker erlaubt sich im gesteckten Rahmen wenig Experimente und bleibt trotzdem über ein ganzes Dutzend Songs lang kurzweilig. Mal ist die Platte etwas schwungvoller wie im hübschen „Another one“, mal dezenter wie in „Manifold“ oder dem traumhaften „Bluffing“, welches insbesondere am Ende das fantastische Klavierspiel in den Vordergrund stellt. Trotz der geringen, instrumentalen Abwechslung gelingt es „We share phanomena“ auch verschiedene Stimmungen abzustecken. „A real possibility“ und „Tone“ schlummern in Frieden, während „Uncivil“ oder „Illuminate and collide“ mysteriös wirken und trotz ihrer Schönheit im Filmzusammenhang sicher Grusel verbreiten könnten.

Zentraler Song:

Zwischen ausschließlich schönen Tracks zeigt „In an oblique way“ eindrucksvoll, wie wenig Lambert & Dekker benötigen, um einen Hit zu schreiben. Ein gar nicht mal unbedingt virtuoses Klavier-Motiv, ein in sich ruhender Gesang – schließlich ein kurzes Zwischenspiel, welches einige Sound-Texturen spendiert bekommt. Insgesamt wirkt das Stück nahezu wie ein Gedicht und ist dadurch vor allem in Verbindung mit dem Opener „The tug“ und dem folgenden „Another one“ zauberhaft.

Fun-Fact:

„We share phenomena“ ist ein absolutes Long-Distance-Album. Während der Aufnahmen haben sich der in Berlin lebende Lambert und sein Pendant aus Großbritannien nicht nur nicht gesehen – sie haben nicht einmal miteinander gesprochen. Nur geschrieben. Über ihre Smartphones. Und natürlich Sound-Files hin und her gesendet. Häufig begann Lambert mit einem Piano-Part, den er schließlich Brooklyn zukommen ließ, der den Song mit einer Gesanglinie und Lyrics vergoldete. Kaum zu glauben, dass das wirklich funktioniert. Und dann auch noch zu einem so bestechend gutem Ergebnis kommt.

Das sagen die Zyniker:

Sehr vorhersehbar und ohne große Überraschungen.

Passend zu:

„We share phenomena“ ist das perfekte Herbst-Album, um am Abend oder auch zu jeder anderen Tageszeit zur Ruhe zu kommen. Durch den tollen Gesang von Brooklyn Dekker ist die Platte instrumentalen Neo-Klassik-Werken dadurch überlegen, dass sie mehr Struktur besitzt und somit den Fall in eine konzeptuelle Tastenwelt verhindert. Obendrauf gibt es einen Haufen fantastischer Melodien, die Lambert & Dekker zu einer ganz besonderen Musikentdeckung machen.

Drei Fragen an Lambert von Lambert & Dekker

Über die Entstehung der Stücke von „We share phenomena“ wurde schon viel gesagt, eine Frage habe ich aber doch noch: Wie häufig wurde so ein Track zwischen euren Mailboxen hin und her geschickt, bevor er fertig wurde?

Meistens ging der Schreibprozess sehr schnell. Manche Stücke waren fertig, nachdem wir uns jeweils ein Mal ausgetauscht haben, wie z.B „Free to Cut“ oder „With your own kind of swagger“. Der Refrain von „The Tut“ blieb Ewigkeiten unbearbeitet, bis Brookln die geniale Idee hatte einfach „Uhhhhhhhhhhhh“ dort zu singen, weil es ihm auf die Nerven ging, dass ich ihn immer wieder daran erinnerte, dass hier noch etwas Großes geschehen muss.

Wie sind die Themen der Lyrics entstanden? Hast du Brooklyn einfach mal „machen lassen“ oder durch die Stimmung des Klavier-Tracks bestimmte Anmerkungen bzw. Wünsche geäußert?

Keine Wünsche meinerseits. Ich kenne die lyrische Qualität seiner Texte und würde es nicht wagen ihm dort in sein Kompetenzbereich zu pfuschen.

Bei TV Noir habt ihr vor einigen Wochen euer Live-Debüt gegeben. Wie hat es sich angefühlt dieses von euch selbst als „ghost duo“ betiteltes Projekt auf die Bühne zu bringen und auf was kann sich das Publikum auf der Tour einstellen?

Das war großartig. Das erste Konzert gleich im ausverkauften Admiralspalast zu geben war ein ziemliches Glück. Auf der anderen Seite waren wir natürlich auch ganz schön aufgeregt. Auf der Tour werden wir die Songs so umsetzen, dass wir flexibel damit agieren können. Wir haben uns darauf geeinigt, dass es uns dort nicht darum geht, die gleichen Arrangements wie auf dem Album zu präsentieren oder die Produktion exakt live umsetzen wollen. Vielmehr geht es uns darum die Songs so zu gestalten, dass wir spontan damit improvisieren können. Formen und Arrangements so zu behandeln, wie es der Rahmen, das Publikum und die aktuelle Stimmung vorgeben.

Hier könnt ihr nun ausführlich reinhören. Seid ihr auch so begeistert von den beiden? 

Freut euch auch auf die Tour von Lambert & Dekker:

13.11 Leipzig / Neues Schauspiel
14.11 Berlin / Burg Schnabel
15.11 Münster / Gleis 22  
16.11 Cologne / Arttheater  
17.11 Karlsruhe / Cafe Nun 
19.11 London / Hoxton Bar & Kitchen
20.11 Nottingham / Jam Cafe
21.11 Dublin / Bello Bar  
23.11 Utrecht / Tivoli Vredenburg Club 9  
24.11 Düsseldorf / FFT  
25.11 Amsterdam / Paradiso Noord Tuinzaal 
27.11 Hannover / Feinkost Lampe

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