Handgemachter Indie-Pop Made In Germany ist „en vogue“, wie man neudeutsch so schön sagt. Mit dabei: Die Berliner Band Lion Sphere, die mit ihrem Debütalbum „A moving sun“ im Hochsommer ein Mal quer durch die Republik tourt. Auf dem Freiburger ZMF zeigt die Truppe live ihre vielfältigen Sound-Facetten.
Anlass:
Freiburg hat wieder sein Festival. Zum bereits 36. Mal schlägt das ZMF am Stadtrand seine großen Zelte auf und lädt gut zwei Wochen lang zu Fraß, Trunk und Musik ein. Dabei verursacht das Programm des größeren Zirkuszeltes dieses Jahr bei Indie-Liebhabern weitgehend Kopfschütteln. Immerhin gibt es da ja noch das sehr geschmackvoll gebuchte, kleinere Spiegelzelt – und das freie Actionprogramm, welches neben lokalen Acts hin und wieder feine Truppen auf die Bühnen holt. An diesem Abend sind das die sympathischen Lion Sphere, die erst im Frühling ihr Indie-Soul-Debütalbum „A moving sun“ rausgehauen haben und mit diesem nun quer durch die Republik reisen.
Venue:
Nachdem Lion Sphere am Tag zuvor eine Mainzer Indoor-Show gegen Spende gegeben haben, steht das Quartett hier auf der Bühne des gar nicht so kleinen Fürstenberg-Zeltes. Zum späten Konzertbeginn um 22:30 ist es draußen schon dunkel und nur vereinzelte Interessierte haben sich in das an den Seiten geöffnete Zelt verschlagen.
Dramaturgie:
Noch bevor es um kurz vor elf richtig losgeht, stehen die vier sympathischen Kerle von Lion Sphere auf der Bühne, testen wild den Sound und spielen dabei vereinzelte Stücke an. So ist das eben als kleine Band. Zum Glück verzichten die Boys dann auf die peinliche Aktion die Stage zu verlassen und bleiben einfach gleich da. Nach kurzer Begrüßung geht es mit „Under my skin“ los, ehe sich zumindest grob an der Reihenfolge des Debütalbums orientiert wird. Die Hitsingle „Alice at once“ folgt früh auf das fantastische „Particles in motion“. Danach wechseln sich alte EP-Stücke mit neuen Tracks und Jam-Sessions ab, ehe gen Ende das vermehrt elektronische „Shadows follow“ nochmal dynamisch heraussticht.
SpecialFX:
Insbesondere für eine kostenlose Show sind Sound und Licht vollkommen zufriedenstellend und wahrscheinlich das Beste, was das Actionprogramm des ZMFs dieses Jahr zu Ohr und Gesicht bekommt. Das Schlagzeug drückt, die Gitarren sind klar und die zwei gleichzeitig bedienten Keyboards von Dominik lassen sich eindrücklich unterscheiden. So erscheint auch die größte Action von Lion Sphere in angemessenem Licht. Mehrfach setzen die vier Jungs zur Improvisation an – am beeindruckendsten vermutlich im starken „Rest of me“. Hier zeigt die Band Finesse und Talent und bringt gleichzeitig durch Dynamik-Wechsel Bewegung ins Publikum.
Ansagen:
Sänger Joel ist in Freiburg groß geworden und erzählt das gerne und häufig während der Show. Immerhin sei er quasi auf dem ZMF aufgewachsen, weswegen es eine große Ehre sei, hier nun zu spielen. Durch die Wiederholung wird die Story dabei ein bisschen arg breitgeschlagen. Andererseits köstlich, wie selbst die Kollegen auf der Bühne ihren Sänger leicht genervt angucken. Bleibt dann eben doch alles natürlich.
Publikum:
Was an einem späten Donnerstagabend eben so ausgehen kann. Insbesondere junge Leute tummeln sich vor der Bühne, nach dem Schluss des Konzertes im Spiegelzelt auch gleich noch ein paar mehr. Die Styles sind dabei sehr unterschiedlich. Vorne tanzt einer mit Pferdeschwanz, ein anderer holt mit dem Rücken zur Bühne die besten Moves aus seinen Kumpels heraus, nebenan gucken sich ein Pärchen und eine Jungstruppe aus dem Umland die Show an. Schnell sind sie alle angesteckt von der groovenden Musik der Berliner.
Und sonst so?
Nach einer Zugabe hat die Band keine Songs mehr für das weiterjubelnde Publikum und spielt einfach „Alice at once“ nochmal. Der Debütalbum-erste-Tour-Klassiker, aber immer wieder sympathisch.
Gut getroffen:
Hier könnt ihr euch Lion Sphere die nächsten Wochen noch anschauen.
29.07. Zugvögelfestival – Malmedy, Belgium
02.08. Rocken Am Brocken Festival – Elend, Germany
03.08. Kurhaus Dangast Strand – Varel, Germany
16.08. Artlake Festival – Lichterfeld, Germany
17.08. Ms Dockville – Hamburg, Germany
17.08. Alte Feuerwache – Mannheim, Germany
29.08. c/o pop – Cologne, Germany
01.09. The Boiler House – London, UK
02.09. The Boiler House – London, UK
21.09. Dit Is Schade Festival – Stuttgart, Germany
Und hier nochmal der Platte lauschen: