Love A – Nichts ist neu (LP)

LOVE A? Schon wieder ein neues Album?

In der Tat! Das Post-Punk-Quartett legt ein beachtliches Tempo hin. Ein Mal mehr brauchen Love A nur zwei Jahre zwischen zwei Alben. Nur kurz zur Orientierung. Im Jahr 2011 erschien das erste Album „Eigentlich“ von Jörkk und Co. – nun steht mit „Nichts ist neu“ schon der vierte Longplayer im digitalen Regal. Qualitativ hatten die Vier von Album zu Album zugelegt – war „Jagd und Hund“ (2015) mit seinen halligen Gitarren und den abwechslungsreichen Songs doch ein Riesenhighlight. Geht die Kurve weiter nach oben?

Wie ordnet sich „Nichts ist neu“ in den Output von Love A ein?

Auch wenn der erste Hördurchgang noch einige Fragen offen lässt, ist sofort klar, wieso dieses Album genau jetzt und nicht einen Monat später erscheint. „Nichts ist neu“ kommt dringlich wie noch nie daher, zeigt Kante, teilweise Aggressivität und einen nicht zu stoppenden Willen. Musikalisch gehen Love A den Weg von „Jagd und Hund“ weiter: Das Quartett bleibt sehr variabel und gleichzeitig seiner Post-Punk-Instrumentierung treu. Teilweise gibt es dabei ordentlich auf die Fresse („Unkraut“); in den sanfteren Momenten wie „Die anderen“ springen die Gedanken zu Größen wie The Smiths oder Joy Division. Auch Jörkks Gesang ist dieses Mal besonders Chamäleon-artig. Singt er im Opener „Nichts ist leicht“ noch in typischer Love-A-Manier, verbreitet er im direkt folgenden „Nachbarn II“ in anderer Stimmfarbe fast schon Angst.

Welches sind die großen Momente auf „Nichts ist neu“?

Ein klarer Hit lässt sich auch nach wiederholtem Hören so schnell nicht ausmachen. Zunächst bleibt die dunkle und wütende Grundhaltung hängen. Am Interessantesten sind Love A jedoch, wenn sie in das teils wüste Poltern ihre unverkennbaren Melodien einbringen wie in der ruhigen Single „Die anderen“. Catchy und trotzdem immer noch zappenduster wird es im spannenden „Sonderling“, das mit einer Art Disco-Beat überzeugt. Das Gitarren-Epos „Nachbarn II“ liefert dafür im Songwriting und ist mit seinem Hinterdruck wohl der zentrale Track von „Nichts ist neu“. Während im Mittelteil teilweise die ein oder andere Melodie auf der Strecke bleibt, überzeugt das Abchluss-Duo nochmal vollkommen. „Weder noch“ übt sich in Zurückhaltung auf der Instrumental-Ebene und sorgt dabei für willkommen Abwechslung und das abschließende  „Verlieren“ überrascht mit einem vergleichsweise hoffnungsvollen Klang. „Am Ende des Tages sind wir alle gefickt“ singt Jörkk und verweist damit auf den Album-Closer von „Jagd und Hund“. Doch nicht so hoffnungsvoll. Aber verdammt geil!

Über was singen die da eigentlich?

Eine gute Frage, zeichnen sich Love A doch seit eh und je durch poetische und definitiv ungewöhnliche Ausdrucksweise aus, die oft messerscharfe Kritik vertont. Dieses Mal kriegt es – grob gesagt – die Gesellschaft ab. Vor allem jene braune, sich deutsch-fühlende Masse, die so groß wie nie scheint. Sänger Jörkk spricht diese im Stakkato brutal scharf und aggressiv an. Da darf man auch „Hochzeitskleid“ auf „Candlelight“ reimen („War klar“). „Unkraut“ faucht „Deutschland-Stolz“ aller Art an, „Nachbarn II“ prangert den weiterverbreiten Hass gegenüber anderer Mitmenschen an. Oft treffen Love A die idealen Worte zur richtigen Zeit. Die negativen Vorurteile gegenüber Ausländer werden zum Beispiel in „Weder noch“ gnadenlos dargestellt und kritisiert. Harter Ballast. Indie-Pop-Heartbreak-Songs wirken dem gegenüber wie First-World-Problems von kleinen Schulkindern.

Was muss ich wissen, um meine Freunde zu beeindrucken?

Kleiner Fun-Fact für Nerds: Love A haben nicht nur in Attitüde und gewissermaßen Musik die ein oder andere Ähnlichkeit mit Turbostaat, für die sie auch schon als Support-Act gespielt haben. Die beiden befreundeten Bands verbindet ebenfalls eine alte Geschichte. Love-A-Sänger Jörkk hat selbst auch mal journalistisch gearbeitet – und sein erstes Interview mit den Husumern gehabt, damals noch zu „Flamingo“-Zeiten. Eine schöne Geschichte.

Wann sollte ich „Nichts ist neu“ am besten auflegen?

„Nichts ist neu“ ist ein Brocken – ein Album, in das man sich in Ruhe einarbeiten muss, um darin die definitiv vorhandene Schönheit für sich persönlich zu entdecken. Für die gesellige Runde und den Hintergrund ist es zu sperrig, brachial und düster. Außerdem lohnt es sich mehr denn je auf die wirklich guten Texte zu hören. Der Tipp lautet hier also: am besten alleine. Und am besten laut. So laut, dass es der ganze braune Dreck auch hört.

Love A auf Tour:

24.05. Hamburg – Molotow

25.05. Düsseldorf – Zakk

26.05. Wiesbaden – Schlachthof

27.05. Leipzig – Conne Island

01.07. Trier – Exhaus

14.07. Dortmund – Youth Brigade Festival

29.09. Hannover – Faust

30.09. Flensburg – Volksbad

01.10. Rostock – PWH

02.10. Bremen – Tower

27.10. Weinheim – Cafe Central

28.10. Koblenz – Circus Maximus

Außerdem ist das wunderbare „Die anderen“ im that new music mix vertreten – nächste Woche gibt’s mit „Verlieren“ dann ein weiteres Highlight.

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