Martin Baltser – The wasteland incident (LP) | Review

Review „The wasteland incident“ von Martin Baltser | Der Herbst hat noch nicht richtig begonnen, die letzten Fühler des Sommers strecken sich aus. Doch auch die goldenen Momente dieser Zeit vorauszuahnen, kann schon glücklich machen. Wie schön also eine Platte wie „The wasteland incident“ – das Debüt von Martin Baltser – auflegen zu können. Eine Portion Musik, die den Übergang im Kopf langsam geschehen lässt und begleitet.

Martin Baltser? Sach ma‘, wer das ist.

Ein junger dänischer Künstler (hier ausführlich vorgestellt), der sich mit Ausdauer und eindringlicher, zarter Stimme zu einem fabelhaften Album gespielt hat. Ein kleinerer Überraschungshit gelang ihm 2017 mit „Call me wild“, dem er 2018 drei weitere Singles nachschob. Seitdem tingelt Martin mit seinen Songs durch die skandinavischen und deutschen Musikzeitungen und mit Gitarre, Loopmachine und Band durch Europa.

Was für ’ne Platte ist „The wasteland incident“?

Das erste Album von Martin Baltser erscheint nach den zeitlich etwas entfernten Singles „Call me wild“, „Eye parade“ und „Hypothermia“, die auch auf dem Album zu hören sind. Nicht nur zeitlich sondern auch die Stimmung betrachtend liegen die drei Stücke auseinander. Zu diesen bewährten Schätzen reihen sich weitere Tracks, die von elektronisch-rauschenden Hintergründen und Mehrstimmigkeiten gebunden werden. Ein nicht überstürztes Album, welches auch nicht überstürzt gehört werden sollte. Über die teils sehr rhythmischen Grundbeats kann man in Ruhe in die tieferen Ebenen eindringen und die Feinheiten in sich eindringen lassen. Dazu gehört besonders die intensive und weitreichende Stimme des Künstlers.

Welche Instrumente gibt es zu hören?

Schön limitiert auf Gitarre, Bass, Synthesizer, elektronische Beats und dem prägenden, allgegenwärtigen Instrument – der Stimme. Das alles wird solange durch- und ineinandergeschoben, bis ein wechselhaftes, vielschichtiges Tongewebe entsteht.

Was sind die großen Momente?

„Manuel“ leitet die rhythmisch-dahinfließende Ruhe des Albums langsam mit Meeresrauschen und akustischer Gitarre ein. Anfangs wie ein Singer-Songwriter-Song wirkend, der auch als solcher funktionieren würde, wird das Lied nach und nach von elektronischen Tönen durchsetzt – eine Vorausdeutung  auf die folgenden Hörmomente des Albums. Das direkt folgende „Call me wild“, Martins erste Single, bleibt auch auf dem Album ein Stern inmitten anderer Songraketen. Der Refrain dringt tief in die Hörnerven und bleibt langfristig im Kopf hängen. „The boy in the stable“ beginnt hingegen wie die Blaupause eines Sigur-Rós-Songs. Wie die sanften Rufe kleiner Geister erklingen Stimmen im Hintergrund – kurz aufleuchtend und wieder verschwindend. Dazu die ruhigen Schwingungen eines Synthezisers. Dann erscheint der Geistervater Baltser und führt mit hoher, fester Stimme den minimalistischen Song durch immer wieder einsetzende Beats.

Wann sollte ich die Platte auflegen?

Am Wochenende in der Küche. Der Frühstückstisch liegt noch voll Krümel, vereinzelt stehen leere Bierflaschen der letzten Nacht herum. Man sitzt gemütlich, den lauwarmen Sonntagskaffee in der Hand und hängt den Gedanken und Momenten der vergangenen Woche mit einem stillen Lächeln nach.

Words by Paul Schuler

Kaffee schon aufgesetzt? Dann könnt ihr hier in „The wasteland incident“ von Martin Balster eintauchen:

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