Miley Cyrus – Plastic hearts (Album)

Dass Miley Cyrus es hier mal reinschafft, haltet ihr vielleicht für eine Überraschung, ist es aber keineswegs. Wer nun generell ob der Bekanntheit und Musikrichtung Pop abwinkt, dem sei nochmal der Post zu Dua Lipa ans Herz gelegt, wo ich im Pöbelmodus klarstelle, was ich von derartigen Ablehnungen halte. Aber nicht nur deshalb ist es nicht verwunderlich, dass hier Miley mit pinkem Comic-Filter auf eurem Bildschirm flackert. Eine gute Stimme konnte man auch schon in „Wrecking ball“ erspähen, ihr experimentelles Album mit ihren „Dead petz“ klang zwischendurch nach Tame Impala und charakterlich war die provokante Bad-Girl-Abkehr vom Hannah-Montana-Desaster in jeglicher Weise nachvollziehbar und sympathisch. Nun also „Plastic hearts“ – was für ein Kracher, die Platte. Miley trägt nicht nur optisch den dicken Lidstrich auf, sondern liefert auch klanglich ein elektrisierendes Poprock-Feuerwerk ab, das Sehnsucht nach Nietengürteln, zerrissener Strumpfhosen und Lederjacken oder -stiefeln schürt. „WTF do I know“ brettert flott los, der Bass sichert sich – Shotgun! – direkt die prägende Rolle und in der Bridge heult die Gitarre in Stoner-Manier los. Der Titeltrack schlägt in die gleiche Kerbe, während das industrielle „Gimme what I want“ epochal durch den Nachtclub marschiert. Neben dem großartigen „Midnight Sky“ – die vielleicht beste Ballade des letzten Jahres – überzeugt natürlich das Dua-Lipa-Traumduett „Prisoner“, dessen 80s-Drive im neondurchfluteten „Night crawling“ weitergeführt wird. Hier ist Leder-Idol Billy Idol zu Gast und treibt den top produzierten Hit entlang der Überholspur in die Nacht. Das macht richtig Laune, wie die gesamte Scheibe, die vielleicht die beste Überraschung des letzten Musikjahres ist – ohne dabei wirklich eine Überraschung zu sein.

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