Heute gibt es einen Ausflug in die elektronische Musikszene, in der es teilweise etwas anders zur Sache geht. Da kann ein Musiker wie Benni Matern auf seinem Soundcloud-Account fast 2000 Follower und über 1 Million (!) Plays haben – ohne eine Facebook-Seite zu betreiben. Grund genug sich ordentlich Zeit zu nehmen und mit dem jungen Freiburger zu quatschen. Ihr wollt vorher wissen, wie Benni so klingt? Hier gibt’s „Euphoria“. Im Chat redet Benni Matern über seine Anfänge in der Musik, die Software FL-Studio, sein zweites Projekt Isetern, die Namensgebung von Tracks, wie er die Million Plays gefeiert hat, beantwortet die Frage, wieso er keine Facebook-Page hat und erzählt, wie man sich ohne eine solche vermarktet. Gespannt? Jetzt geht’s los!
that new music blog:
moin moin Benni!
Benni Matern:
Halloo
that new music blog:
ich muss hier jetzt mal ganz kurz eine Sache anmerken. Wir kennen uns von „früher“, über mehrere Ecken (sagen wir das mal so). Ich weiß daher natürlich einige Sachen über dich.
Benni Matern:
Stimmt. Freiburg, the place to be!
that new music blog:
Vielleicht willst du dich trotzdem kurz vorstellen – mit all den Sachen, die du gerne so von dir im Internet preisgeben möchtest 😉
Benni Matern:
OK. Ich bin Benni, 21 Jahre alt. Ich komme aus Freiburg und mache sehr sehr sehr gerne Musik. Ich hab vor ca 4 Jahren damit angefangen, kurz danach auch die ersten Male aufgelegt.
that new music blog:
sauber. weil du das hier jetzt nicht konkretisierst: was für Musik?
Benni Matern:
Elektronische. Genretechnisch find ich das schwer zu beschreiben. Es ist kein richtiger Techno, weils größtenteils entspannte Musik ist, House würde es auch nicht treffen
that new music blog:
let’s call it elektronische Musik!
was die zahlen betrifft, bist du da ein ziemlich großes Tier, wie ich finde.
Benni Matern:
Joa. Es geht auf jeden Fall voran.
that new music blog:
fast 2000 Follower auf SoundCloud uuuund…
vor kurzem die Millionenmarke der Plays geknackt. Wie hast du dich in dem Moment gefühlt?
Benni Matern:
Ich habs leider nicht mitbekommen. Eigentlich wollte ich ne Flasche Sekt oder Oettinger aufmachen, war dann aber übers Wochenende weg und hab es dann später erst bemerkt. Aber cool war das auf jeden Fall.
that new music blog:
haha
Sekt oder Oettinger – was würde da besser passen?
Benni Matern:
Oettinger. Ohne Frage.
that new music blog:
also eine große, innerliche Party gab’s nicht?
Benni Matern:
Naja. Ich bin mir bewusst, dass Aufrufzahlen alleine ja nicht wirklich was bedeuten.
that new music blog:
waren das alles bots oder was? 😉
Benni Matern:
Nur weil jemand 50000 Clicks auf irgendeinem Lied hat, heißt das nicht, dass viel Arbeit darin steckt. Kann auch alles erfolfreiche Vermarktung sein.
Klar, alles socialbots und fakenewsbots
Wobei die Menge von Bots auf Soundcloud auch mittlerweile nicht mehr gering ist.
that new music blog:
das stimmt, über „Vermarktung“ reden wir nachher auch nochmal ein bisschen mehr. erstmal ganz straight zur musik!
hier ganz kurz für die nerds: WIE machst du Musik? (also technisch)
Benni Matern:
Mit FL Studio auf meinem Computer, wahlweise noch mit midi-keyboard und drumpad.
Ach und mit Mikrofon
that new music blog:
ok, du hast quasi ein midi-keyboard und spielst damit dann dinge in fl-studio ein, haust evtl. was mit nem Drumpad drunter und dann gibt’s noch ein paar Außengeräusche?
Benni Matern:
Schwer zu sagen, mal so mal so. Manchmal fängt es damit an, dass ich irgendwo rumklimper und daraus dann eine Melodie entsteht die ich irgendwie verbaue.
Manchmal ist aber auch alles andere zuerst da.
that new music blog:
hat sich da an dem Prozess irgendwas verändert in vier Jahren oder war das schon immer so?
Benni Matern:
Ich schraube viel länger an den einzelnen sounds als früher. Mittlerweile habe ich eine grobe Vorstellung davon, wie man aus jedem Geräusch oder Synthesizer das Maximum rausholt. Das macht riesig Spaß, kann aber auch echt anstrengend sein.
Und im Gegensatz zu früher versuche ich mich daran, die Songs so gut ich kann zu Mastern. Das ist natürlich eine Kunst für sich, aber es ist nicht falsch, das auch mal selber mit den Mitteln, die man hat zu versuchen.
that new music blog:
ich hab früher (als ich’s mal mit der music versucht habe – du magst dich erinnern) auch mit fl-studio gearbeitet, fand aber, dass das irgendwie zu steril und nach Plastik klingt. Vielleicht konnte ich einfach nicht mit umgehen, aber wie siehst du das? Würdest du gerne mal upgraden?
Benni Matern:
Ich sehe im Moment keinen Grund dazu. Ich bin ehrlich: Zu 100% habe ich das Programm noch nicht durchschaut. Ich komme super damit klar und lerne immer noch dazu.
that new music blog:
schön!
kurz ganz zum Anfang zurück: wie ging’s bei dir los mit dem Musik machen?
Benni Matern:
Das erste Programm, mit dem ich am Computer „gearbeitet“ hab, hieß Rebirht One und lief auf Windows 95. Ich hab das Programm zu 5% verstanden, hatte aber 200% Spaß. Das ist so der erste große Einfluss gewesen. Danach kamen diverse Programme, bis ich zuletzt bei Fruity Loops hängen geblieben bin.
that new music blog:
haha!
Benni Matern:
Ansonsten hab ich immer viel Musik gehört und mich an der Gitarre versucht.
Kann aber bis heute kein Instrument spielen und auch keine Noten lesen. Theorie ist bei mir nicht vorhanden.
that new music blog:
wie kam’s dann zum elektronischen und zu den ersten Veröffentlichungen?
Benni Matern:
Als ich die ersten Lieder mit Fl Studio (damals mit der Probeversion) gemacht habe, habe ich angefangen, die hochzuladen.
Die waren so grottenschlecht
that new music blog:
haha. hast du die inzwischen gelöscht?
Benni Matern:
Ich hab sie nach und nach mit richtigen Lieder ersetzt. Aber auf diversen Festplatten gibts die noch. Ist immer interessant, die wieder anzuhören, einfach weil sie so komplett ohne Konzept und Rhythmus sind.
Wobei ich heute auch kein Konzept habe 😛
that new music blog:
aber du hörst sie manchmal noch 😉
Benni Matern:
Auf jeden Fall. Ich glaube das hilft mir auch.
that new music blog:
wie sieht’s denn damit generell aus. wenn du im park oder an der dreisam mit freunden chillst, schmeißt du dann auch mal eigene tracks an?
ich meine, es würde sich ta gut dazu eignen
Benni Matern:
Ich freu mich riesig, wenn jemand meine Musik spielt, aber selber mache ich das eher ungern.
that new music blog:
ok, das kann ich verstehen
und so für dich, hörst du dir die fertigen tracks manchmal an? oder nur im Prozess, beim Mixen und Mastern?
Benni Matern:
Ich hör meine Musik oft und viel an. Manchmal versuche ich dann auch mich zu erinnern, wie ich den Track angefangen habe und was für Probleme es gab.
Und achte auch auf Unsauberkeiten usw
that new music blog:
also quasi zur Weiterbildung 😉
Benni Matern:
Ja. Es gibt aber auch Tracks, die ich eine Weile nicht hören kann wenn ich sie dann fertig gemacht habe. Einfach weil ich so lang daran gesessen habe, und die Melodie nicht mehr aus dem Kopf kriege.
that new music blog:
was ich mich immer frage: wie kommen bei elektronischer Musik die Songtitel zustande? Meistens stammen die ja aus den Lyrics, was aber tun, wenn es keine gibt (wie sehr häufig bei dir)?
Benni Matern:
Manchmal ist das ganz spontan, das erste Wort das mit einfällt wenn ich das Lied höre.
*mir
Selten gibts bei mir da eine tiefgründige Bedeutung im Titel
that new music blog:
also so ein bisschen der working title des ersten Entwurfs, den FL-Studio beim Speichern will?
Benni Matern:
Ja, manchmal. Oft gehe ich auch einfach dem Gefühl nach, das der Track auslöst und versuch das in Worte zu fassen.
Und klar, Insider gibts auch.
that new music blog:
zum Beispiel? 😀
Benni Matern:
Mal sehen. Idefix ist nach dem Shot ausm Shooters benannt. Nach nem Abend dort hab ich den Song fertig gemacht.
that new music blog:
haha, sehr gut!
du hast auch ein paar „bootlegs“ gemacht, quasi remix-artige Songs. wie kommen die zustande?
Benni Matern:
Das sind Lieder, mit denen ich unbedingt was machen wollte. Cinder & Smoke beispielsweise. Ich hab das Lied gehört und mir sind sofort Ideen in den Kopf gesprungen, die ich einbauen wollte.
that new music blog:
und kommt das auch ganz gut an?
Benni Matern:
Scheinbar schon. Der Jack Johnson Bootleg und die Bob Marley Interpretation sind schon gut abgegangen.
Wobei die Idee für den Marley Track von Sven kam
that new music blog:
wie sieht das aus, wenn du auflegst. also, was sind das für schuppen und was spielst du dann für tracks?
Benni Matern:
In Freiburg habe ich neben Privatparties bisher im Ruefetto, im Harmoniekeller im Waldsee und in der Stusie aufgelegt. Aufgelegt hab ich ganz verschiedenes. Von Techno bis HipHop war da schon einiges dabei.
that new music blog:
cool – und dann mit platten oder digital? und sind da auch eigene tracks dabei?
Benni Matern:
Digital. Laptop-DJ-Haters incoming. Ja, nicht oft, aber ja. Das ist dann schon ein echt cooles Gefühl, wenn die Leute zur eigenen Musik tanzen. Das macht mich dann schon ziemlich stolz.
that new music blog:
haha, here comes the shitstorm
das glaube ich.
kurzer Kommentar zur Freiburger Club-Szene, bevor wir ein bisschen über SoundCloud + Vermarktung reden?
Benni Matern:
Uff. Da gibts nicht viel zu kommentieren. Sehr traurig das ganze.
that new music blog:
😀 ich denke, das sagt genug, alles klar!
also Vermarktung: du bist persönlich in diesem Internet mit deiner Musik NUR auf Soundcloud zu finden. Ganz banal: wieso?
Benni Matern:
Nicht ganz. Auf Youtube gibts mehrere Kanäle die meine Musik supporten. Aber ich selber lade nur auf Soundcloud hoch. Es gibt keinen wirklichen Grund, außer den, dass ich keine Lust habe, 3 Plattformen parallel zu bedienen.
Wenn erfolgreiche Kanäle mit beachtlichen Abonnentenzahlen meine Musik präsentieren, dann machen die das eh besser als ich das kann.
that new music blog:
wie funktioniert denn diese Zusammenarbeit mit erfolgreichen YouTube-Kanälen?
Benni Matern:
Entweder die kommen auf mich zu und fragen mich, ob sie meine Musik in ihrem Kanal mit Link zu meinem Soundcloud Profil veröffentlichen dürfen, oder sie machen es ohne mich vorher zu fragen 😀
that new music blog:
haha!
wie reagierst du dann? ich meine, du stellt deine musik ja auch frei zum download verfügbar?
Benni Matern:
Ich freue mich. Ich bin in einem Stadium, in dem ich mich über jede Art von Vertrieb freue. Es sei denn, jemand verkauft meine Musik. Das fänd ich nicht cool.
that new music blog:
dieses „ihr könnt meine Musik für Umme runterlasen“ ist ja ne ziemliche aussage. was steht dahinter?
Benni Matern:
Mittlerweile mache ich das nicht mehr. Dahinter stand der Gedanke, dass meine Musik möglichst viel rumkommen soll.
that new music blog:
also den Link gibt’s immer noch. aber du lädst keine neue Musik mehr rein?
wieso nicht mehr? 🙂
Benni Matern:
Nein. Ich hab das auch noch nicht vollständig mit mir abgeklärt. Mir ist nur aufgefallen, dass wenn ich immer alles kostenlos zum Runterladen zur Verfügung stelle, das auch irgendwie beliebig wird.
Ist nicht ganz einfach auszudrücken
that new music blog:
also du willst quasi nicht, dass die Musik komplett ihren Wert verliert?
Benni Matern:
Ja, das trifft es am ehesten
Wobei man das natürlich auch nicht so sehen muss
that new music blog:
wie ist denn da generell dein blick für die Zukunft? Du sagst, die Musik soll gerade möglichst viel rumkommen. Hast du auch mal Lust damit ein kleines bisschen Geld zu verdienen?
Benni Matern:
Bisher ist das nicht der Plan, aber wenn es dazu kommen sollte, werd ich mich nicht beschweren 😉
that new music blog:
haha, wie könnte es denn dazu kommen?
Benni Matern:
Durch ein Label oder so. Man weiß ja nie…
Angebote von der Art gab es auch schon
that new music blog:
die hast du aber abgelehnt?
Benni Matern:
Die kamen, als Sven und ich mit Isetern angefangen haben. Wir haben ca 4 Anfragen von kleineren und einem großen Label bekommen. Irgendwie hat das aber noch nicht gepasst. Wir wollte beide unsere komplette Freiheit in der Sache behalten. Deswegen haben wir abgelehnt. Heute wäre ich offener für so ein Angebot…
Ich sehe die Vorteile deutlicher, gerade was die Veröffentlichung auf den Plattformen betrifft.
that new music blog:
du nimmst mir die Überleitungen quasi vorweg 😉 zu Isetern habe ich gleich noch ein paar Fragen
vorher nochmal
mal ganz suggestiv gefragt: meinst du nicht, eine facebook-page würde bei der Verbreitung ein bisschen helfen?
Benni Matern:
Doch schon. Ich spiele auch schon länger mit dem Gedanken. Vielleicht mache ich das bald.
Ich sag dir dann Bescheid 😉
that new music blog:
check!
wie ist denn der Kontakt zur Community bei Soundcloud? Erfährst du so ein bisschen, was für Leute auf deine Musik stehen?
Benni Matern:
Ich bekomme ab und zu sehr nette Nachrichten. Ansonsten freue ich mich über die Kommentare, die sich bei den Liedern finden.
that new music blog:
und wie schätzt du so dein hauptpublikum ein?
Benni Matern:
Puh. Da hab ich ehrlich gesagt keine genaue Vorstellung.
Ist denke ich bunt gemischt
that new music blog:
jo, okay! dann kurz rüber zu Isetern, ein Projekt von dir (an den Elektro-Geräten) und Sven (an der Gitarre), wenn ich das richtig verstehe. wie kam’s dazu?
Benni Matern:
Sven und ich kennen uns aus der Schule. Irgendwann haben wir jeweils von einander erfahren, dass wir Musik machen. Sven hat mir kurz darauf eien Gitarrenaufnahme von sich geschickt und es hat sofort gepasst. Seitdem sind zwischen uns tausende Projektdateien hin und hergeflogen
that new music blog:
du sagst, ihr schickt viel hin und her, wie unterscheidet sich der workflow im duo?
Benni Matern:
Wir kommunizieren viel über die Sachen die wir austauschen, sagen wenn uns etwas nicht gefällt und woran man noch arbeiten muss. Und oft geht es um die Namensgebung, bei der wir meistens ins absurde abdriften und nach 20 Minuten nur noch Müll schreiben.
Es macht schon echt richtig Spaß mit ihm.
that new music blog:
und trefft ihr euch auch manchmal so richtig old-school und arbeitet gleichzeitig an einem track?
Benni Matern:
Ich höre auch richtig gern seine eigenen Sachen die er hochlädt
Ja, doch das gibts auch. Ist aber seltener, weil wir in verschiedenen Städten studieren.
that new music blog:
hab ich mir fast schon gedacht
den Leuten scheint’s auch zu gefallen, „Purzelbaum“ ist der meistgestreamte Track, den ich von dir gefunden habe. wieso denkst du, dass das so gut ankommt?
Benni Matern:
Das hab ich mich auch schon gefragt, der hat wirklich beachtliche Zahlen für unsere Verhältnisse. Ich glaube es liegt einfach an der Leichtigkeit, die in unserem Sound liegt. Klassische gute Laune Musik.
that new music blog:
jo
Gute-Laune-Musik ist auch der Deep-House-Chartkram, der in den letzten Jahren so die Runde macht. Wie stehst du dazu so?
Benni Matern:
Ist nicht mein Ding. Der Großteil klingt komplett gleich und hat einfach nichts neues dabei.
Gleiche Synthesizer, gleiche Melodien
Klar, nicht alles davon ist schlecht. Manches wird auch einfach so oft gespielt dass mans nicht mehr hören kann.
that new music blog:
jup. gut Benni, dann vielleicht noch ein kurzes mini-set an abschlussfragend. worauf tanzt du am liebsten?
Benni Matern:
Verspielten Techno
that new music blog:
Einen ultimate Beispieltrack?
Benni Matern:
Tinush
that new music blog:
hör ich mir an!
und jetzt haben wir sehr viel über Musik und deren Vermarktung geredet. was ist dir generell wichtig bei Musik?
Benni Matern:
Ist ein Künster, aber fast alle seiner Lieder sind großartig
Kreativität. Neues schaffen.
Gefühle auslösen
that new music blog:
was denkst du, was du mit deiner Musik „neu schaffen“ kannst. Rhythmen, Melodien oder Strukturen?
Benni Matern:
Hoffentlich alles davon. Ich fange ja gerade erst an.
that new music blog:
yeah my dear! dann abschließend: wie kann man dich persönlich am besten unterstützen?
Benni Matern:
Auf soundcloud.com/bennimatern folgen und meine Musik in die weite Welt tragen.
that new music blog:
top!
Benni Matern:
Immer schön weiterempfehlen
that new music blog:
alles klar, vielen dank Benni!
Benni Matern:
Ich dank dir!
Da Benni leider auch auf Spotify nicht existiert, gibt es keinen Track von ihm im wöchentlichen Musikmix. Wenn ihr bis hierhin gelesen habt, wollt ihr aber sicher seinem Soundcloud-Kanal folgen. Und wer zum Hyperlink zu faul ist, hier gibt es nochmal alles zum direkten Anklicken.