Verpasste Konzerte sind natürlich gerade im dystopischen Live-Entertainment-Jahr 2020 ein mit Wehmut besetztes Thema. Wieso bin ich da und da nicht hingegangen, als es noch ging? All die nicht wieder kommenden Möglichkeiten, ausgelassen aufgrund von Müdigkeit, Unlust, Kater oder vergessenen Verpflichtungen. Mich schmerzt seit längerer Zeit schon, dass ich es vor ein paar Jahren verpasst habe, die wundervollen Protomartyr zu sehen. Die Band aus den Staaten waren damals for free in La Rochelle (Frankreich) zu Gast, anschließend an ihr liebenswertes Postpunk-meets-The-National-Album „Relatives in descent“ – und ich lag auf der Couch anstelle mich stehend die Bass- und Gitarrendröhnung zu geben. So traurig das zwar rückblickend ist, so sehr zeigt die aktuelle Pandemie, wie wichtig und richtig der freiwillige Verzicht aber ist. Ich war an dem Tag kränkelnd, habe lange mit mir gerungen und bin schließlich zuhause geblieben – eine Entscheidung, die eigentlich jede*r immer treffen sollte bei Krankheitssymptomen, sei es jetzt in der Freizeit oder bei der Frage, ob es zur Arbeit/Uni/Schule geht oder nicht. Vielleicht bereut man es im Nachhinein manchmal, in sehr schwachen Phasen wie der derzeitigen, im Grunde ist es aber besser so. Und meistens gibt es ja die erneute Chance. Protomartyr sind schließlich auch ein Album später noch absolut sehenswert, was Songs wie das wunderschöne „The aphorist“ verdeutlichen. Klar, gerade sieht es schlecht aus, aber wenn wir nun genug Platten kaufen, Venues unterstützen und zuhause bleiben, wird die Truppe irgendwann wieder live zu sehen sein. Wenn ihr das neue Fontaines D.C. Album gefeiert habt, Idles aber auch The National mögt, dann ist die Band für euch!