Sommer Tape 2018

Das erste Halbjahr ist rum und die Vorrunde der WM hat das Sommerloch eingeläutet. Zeit sich ein bisschen zurückzulehnen und auf fabelhafte Songs der ersten sechs Monate 2018 zurückzublicken. Viel Spaß mit diesen 11 Tracks.

Palace Winter – The ballroom

Ihr wisst es: Die guten Tapes beginnen allesamt mit einem waschechten Kracher. Palace Winter’s „The ballroom“ braucht dabei nur ein Blitz-Drumfill um auf Betriebstemperatur zu kommen. Der dynamischste Song vom eher gemächlichen aber doch wunderschönen „Nowadays“ taucht mit treibenden Drums und vielen versteckten Melodien hinein ins Vergnügen.

Seht euch hier nochmal die Video-Review der Platte an.

L’impératrice – Paris

Wer könnte im Sommer 2018 eher für locker flockige Töne sorgen als die französische Truppe L’impératrice. Auf dem im März veröffentlichten Debüt „Matahari“ hat das kaiserliche Ensemble seinen smokten Disco-Funk perfektioniert und sich damit unwiderstehlich einen Platz in der Sommer-Playlist gesichert. Das extrem lässige „Paris“ verbreitet von all den heißen Anwärtern die sonnigsten Gefühle.

Auch hier könnt ihr euch nochmal über das ganze Album informieren.

Arionce – Storm

Mehrfach hatte ich in diesem Halbjahr angemerkt, wie viele tolle Bands sich hierzulande in der artistischen Indie-Pop-Ecke tummeln. Gerade erst HYMMJ, davor Lion Sphere oder And The Hurley Sea. Am allermeisten konnten aber die drei Berliner von Arionce überzeugen. Mit ihrer ersten EP „The coast“ stehen die Zeichen gut dafür, dass das Trio sich ähnlich rasant wie die Genre-verwandten Giant Rooks entwickeln könnte. Bester Eindruck: der umwerfende Refrain von „Storm“. Schaurig schön und jetzt schon für die ersten Festival-Aftermovies vorgemerkt.

Die sympathischen Arionce könnt ihr hier nochmal in länger kennenlernen.

Holly Miranda – On the radio

Nach drei eher flotteren Stücken wird es Zeit für die erste Ballade. Und was für eine. „On the radio“ ist das erste Highlight auf dem sehr ausgefeilten 2018er Album „Mutual horse“ von Holly Miranda. Die talentierte Songwriterin schwebt auf einer Wolke mit Feist und Joan As A Police Woman und zeigt mit jenem Albumtrack ausdrücklich, wie es ihr trotz simplem Songwriting gelingt, eine besondere, eine fantastische Stimmung zu erzeugen. Im Grundsatz von Klavier, Gitarre, Bass und Schlagzeug getragen entfaltet sich „On the radio“ vor allem im bittersüßen Refrain mit Hollys Kopfstimme und einem sanften Bläsereinsatz.

Mehr Hits von „Mutual horse“ könnt ihr in der zugehörigen Video-Review entdecken.

Golden Dawn Arkestra – Wings of Ra

Bläser-Einsatz hatten wir doch gerade erst. Bei Golden Dawn Arkestra gehören derartige Dinge jedoch zum Alltagsgeschäft. Das Riesen-Kollektiv aus Austin überzeugt mit einem wilden Sammelsurium an Instrumenten – und bringt dieses Spektakel doch äußerst geordnet auf Platte. Das Highlight ihres zweiten Albums „Children of the sun“ ist ohne Zweifel das spektakuläre „Wings of Ra“, welches minutenlang auf den befreienden hinsteuert, um in jenem dann genau das erwartete zu erfüllen. Episch, in jeder Lebenslage und jedem Moment.

Hier könnt ihr die irre Formation voll und ganz kennenlernen.

Donots – Gegenwindsurfen

So. Ein Tempo-Knaller muss noch sein. Auch wenn das zweite Muttersprache-Album der Donots nicht an allen Ecken überzeugte, ist den sympathischen Jungs aus Ibbenbühren mit „Gegenwindsurfen“ mal wieder ein Clou gelungen. In 2:24 durchläuft der Track peitschende Riffs, einen epischen Refrain und ein gelungenes Turbostaat-Feature, welches alle vorher gesteckten Erwartungen erfüllt. Und jetzt sind alle wieder wach.

Wenn ihr mehr zum Album „Lauter als Bomben“ erfahren wollt, solltet ihr mal hier klicken.

Laura Carbone – Tangerine tree

Ähnlich wie Holly Miranda legte auch die Wahlberlinerin Laura Carbone dieses Jahr ein Spektakel der Vielseitigkeit hin. Ihr zweites Album „Empty sea“ schwirrt zwischen Overdrive-Gitarren, Jeff-Buckley-Referenzen und Dream-Pop und könnte auch mit mehreren Songs in diesem Tape vertreten sein. Letztlich landete hier das melancholische „Tangerine tree“, welches mit seiner hypnotischen Art und Weise das Fernweh wunderschön vertont.

Spannende Dinge hat sie zu sagen, die Laura Carbone. Ihr wollt wissen, was Sache ist? Dann klickt mal hier.

WhoMadeWho – Crystal

Auch mit dem neuesten WhoMadeWho-Werk hatte ich anfangs so meine Probleme. Zu ungewöhnlich, ohne die großen Melodiebögen. Mit dem elektronischen „Crystal“ hat es dann aber doch ein Track in die Dauer-Rotation geschafft. Auch wenn hier Vocalizer und Produzenten-Spielereien im Vordergrund stehen, eignet sich das Stück bestens für Lounge-Momente im Sand – und dieses Sommer Tape.

Auch das neue WhoMadeWho-Album „Through the walls“ habe ich per Video rezensiert.

Jacob Bellens – More than anything

Und gleich nochmal elektronische Klänge aus Dänemark. In der Rezension zur letzten Scheibe von Jacob Bellens hatte ich erklärt, dass der Songwriter auf „Trail of intuition“ nicht versucht seinen Riesen-Hit „Untouchable“ zu kopieren – und dann letztlich doch ein ähnlich gutes Stück schreibt. Das schwermütig mäandernde „More than anything“ bietet trotz seines Gewichts ganz wundersame Töne, die sich auch gut auf einer Sommer-Playlist machen.

Immer noch da? Dann guckt die Video-Review zu „Trail of intuition“.

Geowulf – Hideaway

Die Marketing-Guys von Corona hatten es schon richtig erkannt: Geowulf machen astreine Sommermusik. Im letzten Jahr verfeinerten die Biermacher ihren weltweiten Werbespot mit dem Hit „Saltwater“. Und auch das dieses Jahr folgende Debüt-Album „Great big blue“ versprüht ein ähnlich frisch-sommerliches Gefühl wie die Limette in der durchsichtigen Pulle. „Hideaway“ ist mit seinen wärmenden Gitarren da nur eines von vielen Indie-Pop-Highlights.

Hier habe ich euch Geowulf ausführlich vorgestellt.

Typhoon – Remember

Zum Abschluss etwas schwerere Kost. Damit kennen sich Typhoon schließlich so richtig aus. Ihr neues Werk „Offerings“ ist eine konzeptuelle, über einstündige Reise durch die Gedanken einer Person, die ihr Gedächtnis verliert. Hui. Nun da der schwierige Teil erklärt ist, zum angenehmeren: Die fantastisch einprägsamen Gitarren und der ungewöhnliche Song-Aufbau verleihen dem Top-Stück „Remember“ eine flockige Leichtigkeit, die den ganzen Schmerz vergessen lässt. Viel schöner könnte der Abschluss nicht sein.

Hier erkläre ich euch das Meisterwerk-Album „Offerings“ und hier beantwortet die Band Fragen zu „Remember“.

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