Auch das Songquartett steht diese Woche im Zeichen des Dour Festivals. Alle hier vorgestellten Acts spielen dort nämlich vom 12. – 16. Juli. Check it out!
1) Blonde Redhead – Spring and by summer fall (Opener)
Ein Lied wie eine angenehme Lawine. Von den neun Alben in über zwanzig Jahren Bandgeschichte ist „Spring and by summer fall“ das ausfallende Highlight. Ein wahrer Hit, der sich eingängig und trotzdem süchtig machend in die Gehörgänge bohrt. Alles verschwimmt, wenn Blonde Redhead zu „Spring and by summer fall“ ansetzen. Mehr muss eigentlich nicht gesagt werden. Klassiker, der sich wunderbar am Ende, in der Mitte und am Anfang einer Playlist macht.
2) Phoenix – Ti amo (Neu-VÖ)
Oh oh oh. So hatten sich das Thomas und Co. aus dem schnuckeligen, reichen Versailles nicht vorgestellt. Nach Release ihrer zweiten Single „Ti amo“ brach ein waschechter Shitstorm oder eine „tempête de merde“ auf die Franzosen ein. Gut, war vielleicht auch nicht ganz so intelligent, die Zeilen „Open up your legs // Don’t tell me, don’t tell me no“ in den Refrain zu setzen. Obwohl der Aufschrei – ganz ehrlich – auch stark übertrieben ist. Hat hier denn noch niemand „Closer“ von Nine Inch Nails gehört? Oder einen Rammstein-Song? Nur weil es da ein bisschen expliziter wird, sind die Industrial-Helden ja keine bösen Menschen. Musik ist ja auch Kunst, und da darf man ja auch mal Perspektiven anderer, vielleicht fragwürdig handelnder Menschen einnehmen dürfen. Wie dem auch sei: PR-mäßig trotzdem ein Schuss ins Bein. Dabei geht auch leider unter, dass „Ti amo“ ein starker Track ist, der vor allem das zuvor veröffentlichte „J-boy“ klar in die Tasche steckt.
3) Circa Waves – Wake up (Hit)
Die Circa Waves sind irgendwie as British as anyone could be. Mit ihrem ersten Album haben die Liverpooler eine waschechte Gute-Laune-Indie-Pop-Platte rausgebracht – knapp zehn Jahre nach der Hochphase dieses Genres. Doch ohne Scham wurschtelte sich das Quartett durch Disco-Beats, fancy Gitarren und treibende Bässe. Auf dem zweiten Album „Different creatures“ (2017) wurde dann alles ein wenig anders. Düster, härter, negativer, ein bisschen Emo-Touch hier und da. Circa Waves klingen nun erwachsener und ein gutes Stück wütender. Der Album-Opener „Wake up“ war dafür die Initialzündung, und ist überdies ein beeindruckender Hit. Da ballert die Gitarre so richtig durch die Gegend.
4) Die Antwoord – Strunk (Ballade)
Was? Die Antwoord können auch Balladen? Die Antwortet lautet (auch für mich überraschend): ja! Auf ihrem 2014 Longplayer „Donkey mag“ verstecken die südafrikanischen Rabauken die ruhige Perle „Strunk“. Man kann über das verrückte Paar ja wirklich denken, was man will – dieser Track dürfte aber auch bei Nicht-Fans Freude auslösen. „Strunk“ zeigt das Potential der beiden äußerst gut zueinander passenden Stimmen. Natürlich ist Yolandi immer noch piepsig, sie zeigt aber eine verdammt gute Performance, die auch insgesamt sagen lässt: Schade, dass Die Antwoord derzeit ihr letztes Album aufnehmen und im Anschluss auf Abschiedstour gehen. Ein ganz anderes Duo, welches sich ohne jegliche Anpassung bis auf den Headliner-Slot gespielt hat. Respekt Yolandi & Ninja!
Die vier Tracks sind wie immer in die wöchentliche Playlist eingebunden. Den „that new music mix – dour special“ findet ihr wie immer unten oder rechts vom Artikel.