Zu einer neuen Woche gehört auch ein neues Songquartett. Hier gibt’s die aktuelle Vierer-Auswahl mit Abay, Emily Haines, All We Are und Ride.
1. Abay – The queen is dead (Opener)
Es gibt zwei Arten von Songs, die sich in erster Linie als Opener auszeichnen lassen können. Und zwar jene, bei denen nach einer Sekunde bereits das Feuer lodert, die Party steigt und man sofort hineingeschmissen wird. Schöne Sache. Auch gut sind hingegen die sich gemächlich aufbauenden Opener – so wie „The queen is dead“ vom Abay-Album „Everything’s amazing and nobody’s happy“ (der Name ist so gut, der muss einfach gedroppt werden). Hier singt Aydo Abay erst ganz genügsam über simple, eingängige Klaviertöne – und dann kracht es. Fuzz-Bass und ein wildes Schlagzeug sorgen dafür, dass man weiß woran man hier ist. „The queen is dead“ springt nach einer knappen Minute zwischen Gitarrengeschredder und ruhigen Klavierparts hin und her. Auch für den Mix ein wunderbares Intro.
2. Emily Haines – Fatal gift (Neu-VÖ)
Die Neuveröffentlichung der Woche von Emily Haines ist gleich in mehreren Dingen (positiv) überraschend. Mit Solo-Material der erfolgreichen Metric-Sängerin hätte man eigentlich gar nicht mehr gerechnet. Über zehn Jahre ist das Klavieralbum „Knives don’t have your back“ jetzt schon her – und seitdem hatte die Kanadierin eigentlich alle Hände voll zu tun. Steigender Ruhm für Metric, jetzt auch wieder Konzerte mit Broken Social Scene. Doch nun kündigt die Kanadierin vollkommen unerwartet ein Solo-Album für den Herbst an. Zu vermuten ist, dass viele der Tracks ursprünglich für die nächste Metric-Platte, die nur organische Instrumente enthalten sollte, geplant waren. Da Emily mit ihren Boys aber den alten Trademark-Sound ihrer Band wiederentdeckte, machte sie dieses Album ihres. Und nach „Fatal gift“ darf man sich riesig freuen. Während der Track noch als klassische Klavierballade startet, nimmt er eine überraschende Wendung und rifft sich mit Keyboard-Bässen und „The man who sold the world“-Gitarrenmelodie zum Höhepunkt.
3. All We Are – Youth (Hit)
Streng genommen auch erstmal eine Neuveröffentlichung – aber was für eine. Das gesamte zweite Album „Sunny hills“ von All We Are geht einen spannenden, äußerst krachenden Weg. Nichts mehr mit Chillo-Funk-Indie – hier wird ordentlich gerockt. Das spät platzierte „Youth“ bietet dabei die perfekte Erlösung. Dem Trio aus Liverpool gelingt es hier Drive, Melodie und Epicness zu vereinen und daraus einen genialen Track zu kreieren. Zunächst folgt Sängerin Guro Giklo einem eingängigen Bass- und Schlagzeug-Beat, bevor der große Refrain mit breiterer Instrumentierung daherkommt. Besonders: das effektive Gitarrensolo sowie der schöne Tonart-Wechsel im abschließenden Teil. Geil!
4. Ride – Lannoy Point (Hymne)
Und die Shoegaze-Reunion-Party der 90er geht weiter. Nachdem vor kurzem die Helden von Slowdive ihr erstes Material seit zwei Jahrzehnten veröffentlichten, ziehen nun die Wegbegleiter von Ride nach. Auch für die Truppe aus Oxford ist die neue Platte „Weather diaries“ die erste nach über 20 Jahren. In jener Zeit hat sich der Kopf der Band übrigens gut in Form gehalten. Andy Bell spielte die meiste Zeit über als Bassist der Chaoten von Oasis. Wer mit Noel und Liam auf Tour war, ist vermutlich auch wirklich unsterblich. Vom am Freitage erscheinenden „Weather diaries“ gibt es zwar noch nicht alles zu hören, der geniale Album-Opener „Lanny point“ lässt die Erwartungen auf jeden Fall schon mal in die Höhe fliegen. Poppiger als gewöhnlich, trotzdem hymnisch und nicht zu banal. Shoegaze is back!
Wie immer könnt ihr die vier Tracks im that new music mix hören. Einfach einmal am Ende der Seite gucken und auf Spotify abonnieren.