Diese Woche entführt euch das Songquartett gleich zweimal nach Australien. Neben dem John Butler Trio und den traumhaften Tinpan Orange könnt ihr euch außerdem auf ein erstklassiges Video von Emily Haines und eine ungewohnte Ballade von Triggerfinger.
1. John Butler Trio – Bully (Opener)
Der Lieblings-Indie-Künstler und sein Anhang sind zurück! Wer im druckvollen „Bully“ jedoch den Vorboten für ein neues Album des John Butler Trios sieht, irrt sich. Auch wenn ein Langspieler für das nächste Kalenderjahr geplant ist, hat der neue Track damit herzlich wenig zu tun. Vielmehr ist „Bully“ ein Standalone-Track gegen Machtmissbrauch jeglicher Art. Während die Band in einem Facebook-Post darunter auch die schrecklichen Dinge in Charlottesville anprangert, ist der Song ein Aufruf gegen jegliche davon ausgehende Gewalt. Ungewohnt rumpelnd treibt „Bully“ dann auch voran. Insbesondere der unheimliche Refrain zeigt dabei die brutal gute Message der Single vorbildlich. Zwischen dem teil grummelnden Riff rappt sich John Butler nahezu durch die Strophen. Ein mehr als gelungenes Experiment – zur richtigen Zeit.
2. Emily Haines – Statuette (Video)
Da weiß jemand, wie man die Vorfreude auf ein Album in unmenschliche Höhen treibt. Nachdem Emily Haines von Metric mit „Fatal gift“ bereits einen Übersong in den Raum geschmissen hat, legt die Kanadierin nun mit dem famosen „Statuette“ nach. Musikalisch und stimmungsmäßig an die ersten Metric-Jahre erinnernd, zeigen die Lyrics sowie das Video was für eine unglaublich wichtige Gesamtkünstlerin Emily Haines ist. Mit gewohnt luftig-hauchender Stimme singt sie über Klaviertöne von der Über-Sexualisierung von Frauen und bietet dazu ein äußerst passendes Video da. Einerseits in wunderbarem Gegenlicht hingebungsvoll tanzend, andererseits im Amateur-Film bei einem Vorstellungsgespräch auf der Couch sitzend. Mitten im Clip stoppt die Musik und eine männliche Stimme fordert Emily auf, ihr T-Shirt zu entkleiden. Die Instrumente steigen wieder ein und überblendet mit dem anderen Bild zieht sich die Kanadierin ihr Shirt aus. Im Vordergrund gibt sie weiter die starke, selbstsichere Person. Ein unfassbarer, künstlerischer Trip, zu dessen Ende sich Haines wieder bedeckt und damit die Gesellschaftskritik perfekt abrundet.
3. Tinpan Orange – Wanderers (Hit)
Und wieder ein stimmungsvoller Song mit einer großen Hintergrund-Geschichte. Das verträumte „Wanderers“ von Tinpan Orange ist ebenfalls eine Standalone-Single und vertont die von Sängerin Emily Lubitz öffentlich gemachte Geschichte einer persönlichen Fehlgeburt. Doch nicht erst zu dem zugehörigen Facebook-Post wird der kleine Pop-Track bedrückend und emotional. Die tragisch schöne Musik hätte dies eigentlich von ganz allein gemacht. Zusammen mit ihrem Mann Harry Angus (Sänger von The Cat Empire) hat Emily Lubitz „Wanderers“ geschrieben. Dieser spendiert dem Track eine der schönsten Hooks die das Indie-Folk-Trio bisher gesehen hat. Da funktionieren sogar die reichlich eingesetzten Geigen, die dem Refrain den letzten Kick geben. Vielleicht kein sehr lauter Hit, dafür aber umso intensiver.
4. Triggerfinger – Afterglow (Ballade)
Triggerfinger, das waren doch die mit dem „I follow rivers“-Cover? Was haben sich die drei Herren mit dieser Geldmaschine nur selbst eingebrockt. Auch zwei Alben nach der Erfolgsversion des Lykke-Li-Klassikers assoziiert man mit dem belgischen Trio immer noch jene Schunkelnummer – zumindest außerhalb der Heimat, in der Triggerfinger Superstars sind. Dabei spielen die adretten Herren doch sonst feinsten Rock mit Stoner-Einflüssen und bieten geile, rockende Live-Shows. Auch auf ihrem neuen Album „Colossus“ kracht es größtenteils ordentlich. Doch eine Ballade hat sich eingeschlichen zwischen all den treiben Rock-Tracks. Dafür hat es diese so richtig in sich und geht klar als Highlight des Albums durch. „Afterglow“ erinnert an die vorletzte Queens-Of-The-Stone-Age-Platte, startet ruhig-mysteriös mit Akustikgitarre und entwickelt sich dank eines tollen Gitarrensolos zu einem echten Kracher. Da darf man auch mal klatschen.
Wie immer findet ihr die handerlesene Auswahl des Songquartetts auch im ebenso handerlesenen that new music mix.
1. „selbst eingebrockt“? nein, in dieser Radioshow des niederländischen Senders wo Triggerfinger „I follow rivers“ gecovert haben, ist es generell üblich, dass die Bands und Sänger die als musikalische Gäste kommen, 1 Song aus der top 50 covern müssen und ihre aktuelle single spielen. Triggerfinger waren dort schon zuvor zu Gast und haben je 1 Song gecovert. Nur bei „I follow rivers“ ist das Cover unerwartet viral durch die Decke gegangen, was schlussendlich dazu geführt hat, dass der song als singel veröffentlicht wurde. Ärgerlich nur ,dass sie dadurch speziell in Deutschland in die Coverband-Schublade gesteckt worden sind…
2. auch schon auf den 2 vorherigen Alben „All this dancing around“ und „By absence of the sun“ sind langsame, „balaldige“ songs zu finden!
Hey Stefanie! Vielen Dank für die Hinweise. Das Erste war nicht ganz so wörtlich gemeint, sondern mit einem zwinkernden Unterton. Das Zweite habe ich ein wenig angepasst – ich meinte, dass ich eine derartige sich aufbauende, mysteriöse Ballade nicht gefunden hatte. Dass es die erste Ballade ist, stimmt aber sicher nicht, da hast du Recht.
Liebe Grüße an dich!
Till