Songquartett der Woche (17/17)

Das Songquartett stellt euch auch diese Woche wieder vier aktuelle Tracks vor – dieses Mal mit einem Cover von She Drew The Gun, einem netten Video von Tim Neuhaus, ungewohnten Klängen von Wolf Alice und berührenden Output von Hundred Waters.

1. She Drew The Gun – Sweet harmony (Opener)

Hach, die Indie-Disco. Irgendwie hat es ja doch immer etwas Schönes, wenn organisch Gitarrenklänge auf Disco-Beats treffen. Nicht selten ist dies im Indie-Rock der Fall, nicht selten spricht man davon, dass sich jene Bands bei Einflüssen aus dem Electro, New Wave und Post-Punk der 80er bedienen. Ist zwar nicht unwahr, aber inzwischen auch ein wenig überstrapaziert. Bei „Sweet harmony“ von She Drew The Gun kann man diesen Vergleich aber vollkommen berechtigt anbringen – bei dem Song handelt es sich schließlich um ein Cover der britischen Electro-Truppe The Beloved. Auch wenn das Original erst Anfang der 90er veröffentlicht wurde, klingen hier alle 80er-Klischee-Glocken. Die Liverpooler Band She Drew The Gun ist es gelungen eine vollkommen unpeinliche, frisch klingende Version von „Sweet harmony“ aufzunehmen – und das obwohl das obligatorische Saxofon-Solo auch seinen Weg in die Indie-Rock-Version gefunden hat.

2. Tim Neuhaus – The music that you are (Video)

Einer der ersten Gründe, einen Künstler gleich unsympathisch zu empfinden, ist, wenn sich dieser vom ersten Ton an viel zu ernst nimmt. Durchgeplante Live-Shows, affektierte Interviews oder auch pseudo-seriöse Performance-Videos, in der jede Pose sitzt – das sind solche Dinge, auf die man gut und gerne verzichten kann. Schön wird es doch letztlich immer dann, wenn jemand das tut, worauf er oder sie ehrlicherweise so richtig Bock hat. Ein Paradebeispiel ist dafür nicht nur das neue Album von Tim Neuhaus, sondern auch das zugehörige Video zu „The music that you are“. Auf der Platte „Pose I + II“ gibt Tim seinen verschiedenen Einflüssen Freiheit und bringt so rockende Stampfer wie „American dream in Berlin“ und folkige Zupfer wie „Pose“ zusammen. Im Clip zum Album-Opener zieht er hingegen jegliche Performance-Clips ins Lächerliche und rastet an verschiedenen Instrumenten im Studio so richtig aus. Nicht nur angenehm anzuhören, sondern auch unterhaltsam anzugucken.

3. Wolf Alice – Heavenward (Hit)

Auch mit ihrem zweiten Album scheinen Wolf Alice ihrem Ruf als Wundertüten-Band gerecht zu werden. Schon das alles in allem sehr überzeugende Debütalbum „My love is cool“ hatte so seine Genre-Sprünge. Genialer 90s-Rock aus „Lisbon“ oder „Giant peach“ reihte sich an ruhige Ausflüge wie „Turn to dust“ oder „Silk“. Auf der Bühne wendete sich das Quartett um Sängerin Ellie aber stets Ersterem zu und sorgt für fulminante Konzerte, die man aufgrund der etwas unglücklichen Produktion des Debüts so nicht erwartet hatte. Auch die vier bisher veröffentlichten Songs der zweiten Platte zeigen die Chamäleon-Seite der Briten. „Yuk foo“ ballert richtig, „Don’t delete the kiss“ ist eine schöne Mid-Tempo-Nummer und „Beautifully unconventional“ fast schon ordinärer Indie-Rock. Und dann ist da noch das schöne „Heavenward“ welches sich vollkommen dem Shoegaze verschreibt und damit am meisten überzeugt. Ein wunderbar triefender Track, der in knapp fünf Minuten zeigt, wie gut sich insbesondere Ellie an verschiedene Genres anpassen kann. Die Königsfrage – wie wirkt dieser Genre-Mix auf dem Album?

4. Hundred Waters – Blanket me (Ballade)

Mit ihrem zweiten Album haben Hundred Waters mehr oder weniger die Platte gemacht, die viele von The XX Anfang des Jahres erhofft haben. Auch wenn der Sound der Amerikaner um Nicole Miglis sicher seine Differenzen hat, gelingt hier die Mischung aus minimalistischen und elektronischen Elementen ganz großartig, ohne dabei kitschig zu werden. Das Trio präsentiert mit „Communicating“ ein Album voller leicht tanzbarer Songs wie „Particle“ oder „Wave to anchor“ und Balladen wie das feine „Parade“ oder das epische „Blanket me“. Letzteres stellt lange Zeit nur das Klavier und Nicole Miglis in den Mittelpunkt, ehe die Amerikanerin den Liedtitel eindrücklich wiederholt und damit die Percussion sowie die großen Flächen an Bord holt. Eine absolut überzeugende Einleitung zum Schlusspart dieses schönen Albums.

Keine Lust einzeln auf die Links zu klicken? Dann hört die vier Tracks im that new music mix auf Spotify – der ist auf dieser Seite fast nicht zu verfehlen.

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