Songquartett der Woche (20/17)

Das Vereinte Königreich dominiert dieses Mal das Songquartett. Mit der Rückkehr von Django Django und den Debütanten Pale | Seas und Tusks werden gleich drei Acts aus Großbritannien vorgestellt. Komplettiert wird die Zusammenstellung von Warhaus aus Belgien.

1. Django Django – Tic tac toe (Opener)

Django Django melden sich zurück. Und die Band, die sich definitiv als einer der Indietronic-Pioniere bezeichnen darf, tut dies mit einem Paukenschlag. Epische Orchestral-Trommeln gibt es auf der neuen Single „Tic tac toe“ zwar nicht zu hören. Der Vorab-Track vom Anfang 2018 erscheinenden, neuen Album überzeugt dafür mit ungewohnter Dynamik. Weit über bereits schnellen 140 bpm drückt der zackige Song mit simplem Drumbeat straight voran – und dauert dabei doch fast vier Minuten. Besonders der einprägsame Refrain wird dabei zu Genüge wiederholt. In der Bridge ist hingegen Platz für experimentelles Keyboard-Gezirpe. Das flackert ähnlich schön wie das amüsante Musikvideo im Stop-Motion-Style. Kurz gesagt: Rückkehr geglückt.

2. Pale | Seas – Into the night (Video)

Mit „nachtschwarzem Indierock“ werden die Briten von Pale | Seas angekündigt. Dieser Hang zur Dunkelheit lässt sich sowohl in Biographie und Musik der Band als auch im Clip zum imposanten „Into the night“ erahnen. Aber zunächst zur Geschichte: Das Quartett aus dem Königreich war auf dem besten Wege sein Debütalbum zu veröffentlichen, erhielt Radio-Support und Airplay und entschied sich dann just vor dem Release, alles umzuschmeißen und die Platte neu aufzunehmen. Wie dem auch sei: Das zwei Jahre später endlich in UK veröffentlichte „Stargazing for beginners“ kommt beeindruckend intensiv daher und stellt schwere Gitarren in den Vordergrund, ohne dabei in den Grunge abzudriften. Bevor das Album in Deutschland offiziell im November erscheint (pssst, auf Spotify ist es schon), kann man sich von dieser dunklen Ausrichtung in den veröffentlichten Videos überzeugen. „Into the night“ kommt nur mit düsteren Performance-Aufnahmen daher. Hier aalen sich die Protagonisten im Blitzlicht und erzeugen damit simple aber vollkommen passende Bilder. Hoffentlich geben sich Pale | Seas dieses Mal auch damit zufrieden.

3. Warhaus – Well well (Hit)

Da muss die Arbeit außerhalb seiner prominenteren Band Balthazar Herrn Maarten Devoldere aber schon besonders gut gefallen haben. Schließlich legt der Belgier gemeinsam mit seiner Freundin Sylvie Kreusch als Warhaus binnen zwei Jahren bereits das zweite Album hin. Im Vergleich zur ersten Scheibe sind die Songs dabei auf der gemeinsamen Tour entstanden und unterscheiden sich demnach stark in der Herangehensweise. Ist man ganz ehrlich, hört man diese herausgestellte Differenz dem selbstbetitelten Nachfolger kaum an. „Warhaus“ macht da weiter, wo „We fucked a flame into being“ aufgehört hat, wirkt aber überraschenderweise weder langweilig noch überflüssig. Kaum zu glauben, dass der doch relativ simpel gestrickte Dark Pop mit ordenlich Serge-Gainsbourg-Chanson so viel Abwechslungspotential offeriert. Neben dem bereits länger bekannten „Love’s a stranger“ imponiert vor allem das folgende „Well well“. In der Strophe pirscht insbesondere ein dröhnender Bass über angenehme Percussion, Maarten reibt dabei sanft die Stimmbänder. Seine musikalische Partnerin steigt schließlich im gemeinsamen Refrain ein und bringt damit frisches Licht in den Track.

4. Tusks – False (Hymne)

Ein wunderbares Album hat in der Zwischenzeit die Engländerin Tusks veröffentlicht. Obwohl die dahinterstehende Emily Underhill ihr Debütalbum eher als Ansammlung einzelner Tracks beschreibt, ist „Dissolve“ in sich stimmig und zeigt einen spannenden Überblick des breiten Repertoires der jungen Künstlerin. Währens Tusks im Opener „For you“ noch eher sphärische Elektro-Sounds irgendwo zwischen R’n’B und alter Grimes auspackt, nähern sich die folgenden Tracks eher Daughter-esquen Sphären an. Häufig versieht Emily ihre musikalischen Ideen mit überraschend eingängigen Melodien wie im Titeltrack, im gitarrenlastigen „Last“ oder dem bekannteren „Toronto“. Die heimliche Hymne bleibt aber gleich der zweite Song „False“. Richtungsweisend für folgende Tracks beginnt Tusks mit zerbrechlichen Piano-Klängen, ehe sich in der linken Stereo-Box ein schön gebauter Beat einfindet. Eine fast schon dissonante Gitarre stößt dazu und übernimmt schließlich die Kontrolle, bis „False“ im Schlussteil den Rahmen zum Beginn vervollständigt. Ohne bekannte Struktur ist die Hymne nach drei Minuten bereits vorbei. Und doch schwirrt das wiederholte „I-still-believe“-Motiv weiterhin im Kopf. Ein schönes Gefühl.


Wie immer könnt ihr die vier Tracks auch im that new music mix hören.

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