Songquartett | Dezember ’18

Hallöchen 2019! Bevor das neue Musikjahr ab Mitte Januar wieder so richtig Fahrt aufnimmt, gibt es im Songquartett einen keinen Blick auf die Highlights des Dezembers. Mit dabei: We Invented Paris, Grimes, Ex:Re, Moonlight Breakfast, American Football und und und.

We Invented Paris – Okay

Schublade: Starsailor, The Decemberists, The Dears, Honig
Jetzt aber schnell, Leute! We Invented Paris haben sich für die Veröffentlichung ihrer neuen Scheibe etwas Besonderes ausgedacht. „Are we there yet?“ gibt es seit dem 12. Dezember einen Monat lang – also nur noch ein paar Tage – im Pay-As-You-Want-Prinzip auf Bandcamp. Und danach erstmal nicht. Was sehr schade ist, schließlich bietet das Projekt um Mastermind Flavian mal wieder zuckersüßen Indie-Pop, der trotz aller Eingängigkeit musikalische Kreativität nicht vermissen lässt. Ganz besonders zu erkennen im großen „Okay“, welches an ganz große Momente des Genres erinnert. Ihr wisst was zu tun ist, geht auf Bandcamp, sammelt so viele Kröten ihr gerade geben könnt und unterstützt We Invented Paris.

Charlotte Gainsbourg – Such a remarkable day

Schublade: Lykke Li, Air
Anschließend an ihr tolles, ein Jahr altes Winteralbum schenkt Charlotte Gainsbourg der Welt im Dezember ’18 die EP „Take 2“ – und damit hat die Femme Fatale und Tochter von Ikone Serge alles richtig gemacht. An zwei Liveversionen knüpfen neue Tracks wie das sanft stolzierende „Such a remarkable day“ an. Das Stück wirkt erst sehr simpel, fast ein bisschen öde mit seinem Celesta-Gehüpfe, entwickelt sich aber durch spannende Harmonie-Sprünge in der zweiten Hälfte zu einem echten Goldstück.

Moonlight Breakfast – Look up

Schublade: Chvrches, The Knife, Phantogram, Feist
Schaut her, Moonlight Breakfast sind zurück. Die rumänische Band, die mit ihrem Vorgänger „Time“ ordentlich den Kopf verdrehte, bleibt auch auf der neuen Single „Look up“ unverkennbar. Die elektronische Klangwelt bedient sich ein wenig bei einem Swing-Rhythmus und wird von Christies Feist-Stimmlein charmant getragen.

Ex:Re – Too sad

Schublade: Daughter, Julia Stone, Warpaint
Dezember-Überraschung, und was für eine! Hinter Ex:Re und dem plötzlich veröffentlichten, selbstbetiteltem Debüt steckt Daughter-Sängerin Elena und das – seien wir ganz ehrlich – hört man ab der ersten Sekunde. Nur die junge Engländerin kann so verletzlich und traurig der ebenso düsteren Musik noch mehr Leid einhauchen. Im Vergleich zum Hauptprojekt fehlen hier die ausufernden Gitarren und dynamischen Ausbrüche, dafür bestechen Stücke wie „Too sad“ durch ihre klaustrophobische Intensität, die einzig von einer verzerrten Bassgitarre ausgesprudelt wird.

Wicca Phase Springs Eternal – Just one thing“

Schublade: Emo, Rap
Mal was komplett anderes, was ihr daran erkennt, wie aufgeschmissen ich bei der „Schublade“-Auswahl bin. Hinter Wicca Phase Springs Eternal steckt Adam McIlwee, zuvor Indie-bekannt als Songwriter und Sänger der DIY-Emo-Pop-Band Tigers Jaw, nun aber Wortakrobat oder – sagen wir es doch einfach – Rapper. Dass dieser absurde Sprechgesang mit deepem Beat aber von einem Hardcore-Kid kommt, ist eigentlich in jeder Sekunde ersichtlich. Brutal gut.

Grimes – We appreciate power

Schublade: Nine Inch Nails, Depeche Mode, Madonna
Grimes is back und ähnlich wie bei Verkündung ihrer bizarren, romantischen Allianz mit Silicon-Valley-Freak Elon Musk, heißt es wieder überall „mimimimi“. Viel Hate, dabei ist das Comeback-Stück „We appreciate power“ ein herrlicher Mutant zwischen Soft-Industrial und Elektro-Pop. Nine Inch Nails trifft Madonna und nimmt damit noch ein bisschen düstere Depeche-Mode-Stimmung mit. Ein 6-Minuten-Monster, was nicht voreilig weggeskippt werden sollte.

Kaleidoscope of Colours – Scarlet

Schublade: Klavier, Romantik
Ein super spannendes Konzept hat sich Susanne Geisler überlegt und unter dem Namen Kaleidoscopfe of Colours in die Welt gesetzt. Die Klavierspielerin bedient nicht nur ihre weiß-schwarzen Tasten sondern lässt sich für jedes Stück ihres Albums von einer bestimmten Farbe inspirieren. Stark, oder? Besonders schön ist zum Beispiel das kleine aber feine „Scarlet“, welches zu deutsch übrigens „scharlachrot“ bedeutet und federleicht über die Tasten schwingt.

American Football – Silhouettes

Schublade: Emo, Joan of Arc, Owen, Owls
Da ist auf YouTube aber mal wieder etwas los. Die Emo-Pioniere American Football haben gerade mit dem wunderschönen „Silhouettes“ ihr drittes Album – das zweite nach der Reunion – und die Nerven liegen blank. „Hurt me like it’s 1999“ oder „No question about it – I am ready to get hurt again.“ heißt es da, andere meinen „I can’t wait for another depressing album.“ oder „really going to enjoy this on my next depressive episode“. Wie nah diese Band also der YouTube-Emo-Audience geht, wäre schon mal klar. Umso wichtiger, dass auch „Silhouettes“ ein echtes Kaliber ist und neben dem Emo-Feeling auch Post-Rock und Shoegaze-Einflüsse zulässt. Die Band tritt also nicht auf der Stelle und wird im März auch wieder in voller Länge Seelen heilen.

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