Brrr, es wird kalt. Damit euch ums Herz ein bisschen warm wird, gibt es hier erheiternde, exklusiv ausgewählte Musikhäppchen, u.a. von Apparat, Sparkling, Ry X, D/Troit, H-Burns, Odette, Island und Sportelli.
Little Simz – Selfish (ft. Cleo Sol)
Schublade: Loyle Carner, Princess Nokia
Häufig lobe ich an dieser Stelle ja nicht Hip-Hop-Tracks. „Selfish“ von der talentierten Little Simz ist aber so smooth, dass bei einer Smoothness-Bewertung jegliche Skala gesprengt werden müsste. So entspannt, so toll.
Apparat – DAWAN
Schublade: Radiohead, Moderat, The Notwist, Archive
Das war’s vorübergehend mit Moderat, hatte das Trio schon vor zwei Jahren eine etwas längere Pause angekündigt. Schade, bedeutet aber zeitgleich, dass die ursprünglichen Projekte der Bandmitglieder wieder im Vordergrund stehen. So kommt es, dass im ersten Halbjahr 2019 neben einer neuen Modeselektor-Platte auch eine neue Apparat-Platte (viel interessanter!) auf der Release-Liste steht. Und der erste Appetizer ist verdammt groß. Das verschachtelte „DAWAN“ schlägt sich durch verschiedene Welten und fasziniert von der ersten bis zur letzten Sekunde. WOW! Also nicht das Spiel, sondern die Reaktion!
Sparkling – The same again
Schublade: Blur, The Whitest Boy Alive, Beck, Modest Mouse
Tempowechsel im Hause Sparkling. Während die drei Buben auf ihrer rasanten Debüt-EP noch feinsten Pilzfrisur-Indie im Sinne der frühen Arctic Monkeys gespielt haben, wird es auf ihrer ersten neuen Single eher ruhiger. Im zurückgenommenen „The same again“ lassen sich eher gestandenere als junge, wilde Acts raushören – der dezent eingesetzte Sprechgesang erinnert zudem stark an Lieblingsmastermind Damon Albarn. Mal gucken, wohin die Reise nun geht.
Ry X – Foreign tides
Schublade: James Blake, The Paper Kites, Bon Iver, Radiohead
Der Indie-Whisperer ist zurück und imponiert in vielfachen Disziplinen auf seinem neuen Album „Unfurl“. Die Rede ist von Ry X, der sich wieder mal unterschiedlichste Sphären wagt. Im Opener ist eine Radiohead-Percussion erkennbar, in „Body sun“ steht hingegen ein gefühlvolles Klavier im Vordergrund. Auch „Foreign tides“ schleicht sich sanft voran, nimmt an jeder Stelle eine zaghafte, geniale Melodie mit und verzückt damit in zurückhaltender und doch bestimmter Art und Weise.
D/troit – Let there be rock
Schublade: Ephemerals, Lee Fields, St. Paul & The Broken Bones, Charles Bradley
Immer wieder schön den Aufstieg bestimmter Bands mitzuverfolgen. Nachdem wir D/troit damals als No-Name-Truppe im Campusradio gespielt hatten (Korrelation gibt’s sicher keine), ging es langsam aber stetig bergauf für die Soul-Kombo aus Kopenhagen. Auf that new music blog vorgestellt, auf Plattentests.de das Debüt abgefeiert, und inzwischen füllen die dynamischen Boys zumindest mittelgroße Clubs in Deutschland. Neuer Tanzgarant auf Shows ist das AC/DC-Cover „Let there be rock“, welches im unverkennbaren D/troit-Style diesen alten Klassiker wiederbelebt. Let’s grooooove!
John J Presley – Cold water
Schublade: Mogwai, Explosions In The Sky, Ride
Was hat es für eine Bedeutung bei einem Songwriter-Album einen Instrumental-Track als Highlight hervorzuheben? Zunächst mal keine gute, zumindest für die Stimme des Musikers. Diese ist jedoch bei John J Presley an sich auch sehr spannend. Mit düsterem Gesang versieht der Engländer seine alternativen, teils auch vertrackten Folk-Tracks. Ganz wunderbar wird es jedoch in „Cold water“, wenn vollkommen ohne Gesang komplexe Drum-Fills auf Keyboard-Post-Rock-Motive treffen und schließlich eine zerstörerische Gitarre die nötige Distortion reinbringt. Ein Außenseiter auf dem Album, aber ein toller!
H-Burns – Crazy ones
Schublade: Eels, Beck, The Weakerthans
„Crazy Ones ist einer der groovigsten Tracks, den ich je aufgenommen habe“ tönt H-Burns klipp und klar und behält absolut Recht. Die neue Single des französischen Musikers pirscht in ungewohnt flotte Sphären hinein und schielt dabei beachtlich in Richtung Mr. E und seinen traumhaften Bart. Da darf auch die Vorfreude aufs Album steigen, schließlich könnte hier für H-Burns Ende März endlich mal ein ausgeglichenes Werk zu Buche stehen, bei dem sich die Songs ab der zweiten Plattenhälfte nicht mehr ähneln. Ouh la la!
Odette – Lights out
Schublade: Banks, Lorde, Jorja Smith, Kate Tempest
Ganz erfüllt es die hohen Erwartungen nach dem Übersong „Watch me read you“ nicht, aber Odettes Debütalbum „To a stranger“ lässt doch das ein oder andere Zuckerstück aufblitzen. Weniger im Kate-Tempest-Stil, mit einer guten Prise gefühlvollem R’n’B wimmert sich die Australierin im dramatischen „Lights out“ schön voran.
Island – All in my head
Schublade: Razz, Kings Of Leon, Foals, Bombay Bicycle Club
Sie tun es schon wieder. Nachdem Island im letzten Jahr ein absolutes Top-Indie-Debüt abgeliefert haben, machen die Briten wie es im Sprichwort so schön heißt genau da weiter, wo sie aufgehört haben. Auch die neue Single „All in my head“ findet die richtige Linie zwischen Kreativität und Eingängigkeit, all das überzogen von den brutal guten Gitarren und einer besonderen Stimme. Da können Kings of Leon sich endgültig verziehen.
Sportelli – Blame
Schublade: Elliott Smith, Jack Johnson
Nicht immer muss ein gutes Stück unbedingt durch seine Firlefanz und Länge überzeugen. Auch ein kleiner Zwei-Minüter wie „Blame“ von Sportelli bietet gelungene Abwechslung. Irgendwo zwischen Elliott Smith und Jack Johnson sucht sich der Schweizer Künstler einen Sitzplatz und groovt mit seiner Gitarre sanft voran. Beautiful.