Der letzte wirkliche Release-Monat hat nochmal ordentlich etwas zu bieten. Bevor sich jedermann an das Erstellen von Jahreslisten macht, könnt ihr euch hier nochmal auf neue Musik, u.a. von Parra For Cuva, Club Yoko, Linn Koch-Emmery, Liela Moss, Tusq und Lapwings freuen.
Parra For Cuva – Useless magic
Schublade: Kavinsky, HVOB, Chet Faker, Kerala Dust, Bonobo
Gleich ein zweites Mal ins Songquartett musste ich einfach Parra For Cuva packen. Wann kommt das schon mal vor, dass man im häufig so platten Deep-House-Bereich einen Act findet, der derart schön und echt traumhafte Gitarrenmelodien einbringt wie der deutsche DJ in „Useless magic“. Generell ist die gesamte „Paspatou“ Platte ein Ohrenschmaus, der in einem Flow daherzieht und sich höchst harmonisch im Herz einnistet. Auch toll: die Tracks mit Vocal-Unterstützung.
Club Yoko – Voilà
Schublade: Moonlight Breakfast, Little Dragon, Parov Stelar, Phantogram
Ein mal kurz Truth-Talk: Ja ich gucke hin und wieder Riverdale. Und liebe es. Zum Beispiel wenn darüber zwischen all dem High-School-Glam mal eben unbekannte Musik gespielt wird, die derartig im Ohr hängen bleibt, dass sofort das Handy rausgeholt und Shazam angeschmissen werden muss. So geschehen mit Club Yoko, die mit ihrem Swing-Electro-Stück „Voilà“ den perfekten Soundtrack für das Opening von Veronica Lodges 20er-Jahre-Alkfree-Cocktail-Bar bereitgestellt haben.
Hilma Nikolaisen – Only me
Schublade: The Loch Ness Mouse, Ball Park Music, Wilco, The Black Crowes, Spoon
Eine Beschreibung so geradlinig wie der dazugehörige Song: Hilma Nikolaisen aus Oslo liefert mit „Only me“ ein wunderbar schmissiges und doch detailreiches Rock-Vorabstück mit Psychedelic-Tüpfelchen für ihr am Freitag erscheinendes Album.
Alpines – Out of view
Schublade: Massive Attack, Portishead, Moby, School Of Seven Bells, Polica
Fröhliche Musik machen Alpines auch auf ihrem neuen Album „Full bloom“ wahrlich nicht. Im großartigen „Out of view“ widmet sich das Duo dann auch noch einer der wohl düstersten Musikrichtungen überhaupt. Getrieben von einem richtig starken Trip-Hop-Beat schwingt Catherine Pocksons Stimme so über eine tiefschwarze Schicht an Tönen, dass es sich hier auch um einen 90er-Track von Massive Attack handeln könnte. Hinzu kommen kleine, schmucke Electro-Pop-Sound. Sehr schön!
The Grand East – Sweet boy
Schublade: DeWolff, Triggerfinger, The Desert Sessions
Ui, ui. Da passiert mal was innerhalb der knapp fünf Minuten von „Sweet boy“. Der Track ist mit seinem ruhigen Beginn und dem schließlich verspielten Gitarrensolo nach langsamer Steigung so ein bisschen das Aushängeschild vom neuen The-Grand-East-Album „What a man“. Eine Blues-Rock-Kanone aus den Niederlanden, die zunächst ganz unschuldig daherkommt, es aber faustdick hinter den Ohren hat.
Linn Koch-Emery – Don’t sleep on my luv
Schublade: Alvvays, Courtney Barnett, Muncie Girls, Sløtface
Die Name mit dem schönen Doppelnamen hat eine neue EP rausgebracht! Nachdem ich Linn Koch-Emmery schon vor einigen Wochen mit „Wires“ in mein großen Female-Fronted-Rock-Songwriter-Herz gepackt habe, bin ich auch über die kleine Songsammlung, die gerade erschienen ist, sehr erfreut. Vier Stücke, die den Kosmos dieses tollen Genres perfekt abstecken und sich dabei vor vergleichbaren Größen nicht verkriechen müssen. Besonders spaßig: Opener „Don’t sleep on my luv“, der sich großflächig ausbreitet und dabei trotzdem verdammt schmissig bleibt.
Liela Moss – Above you, around you
Schublade: The Duke Spirit, Patti Smith, PJ Harvey
Wenn die Sängerin oder der Sänger einer Band ein Solo-Album rausbringt, gibt es eigentlich ungefähr drei Varianten. 1) Die Platte ist musikalisch ganz anders und daher mehr irgendwo zwischen gewöhnungsbedürftig. 2) Das Album enttäuscht, weil Sänger/Sängerin wohl offensichtlich vor allem das können, aber es mit den Songs haben. Oder 3) Die Scheibe kann nur spannend werden, da allein die Stimme einen derart hohen Wiedererkennungswert hat, dass sie alles um sie herum problemlos mitreißt. Letztere Kategorie trifft nicht nur bei The-Cat-Empire-Mastermind Felix Riebl sondern auch bei Liela Moss zu, von deren charmante Stimmfarbe ich mich letztes Jahr auf der letzten Platte von The Duke Spirit verzaubern ließ. Nun veröffentlicht die britische Musikerin ein Solo-Album, welches insgesamt orchestraler und noch weniger straight ist als die Werke ihrer Hauptband. Über allem schwebt aber der Gesang, der zum Beispiel in „Above you, around you“ fantastisch aufhellende Momente begleitet und damit noch intensiver macht.