Review zu „Flow state“ von Tash Sultana | Was für ein Hype. Tash Sultana ist gerade in aller Munde und füllt Konzerthallen in rasantem Tempo. Und zwar zurecht – das gerade veröffentlichte Debütalbum „Flow state“ ist eine rasante und mutige Reise.
Zugegeben, eigentlich blicke ich argwöhnisch auf Künstler wie Tash Sultana. Natürlich nicht, weil Tash non-binär ist, was natürlich vollkommen irrelevant ist, aber kurz zur Erklärung gesagt werden sollte, da dieser Text demanch ohne die Personalpronomen „er“ und „sie“ auskommt und überdurchschnittlich viele „Tashs“ entthält. Sondern weil es Tash Sultana gelingt drei Mal in Folge Konzerthäuser wie das Kölner Palladium zu füllen – ohne dass das Album veröffentlich ist, wohlbemerkt. Bei einer Kapazität von 4000 ergibt das mal easy 12000 Personen, die sich unbedingt Tash Sultana ansehen wollen. An sich ist das nur eine kleine Überraschung. Die viel Größere ist, dass Tash weder waschechte Formatradio-Mukke noch U2-Stadionrock macht. Stattdessen fliegt mit dem Debütalbum „Flow state“ gerade ein abgefahrener Gitarren-Loop-Hybrid – der weit weniger mit Ed Sheeran zu tun hat, als es an dieser Stelle scheint – über den weiten Teich aus Australien. Es ist Tashs Meisterwerk, dessen Entwicklung aufgrund gesundheitlicher Probleme ein ganz harter Brocken Arbeit war, die man der Platte auch in jeder ihrer 61 Minuten anhört. Zwischen dem sommerlichen Intro „Seed“ und dem faszinierenden Neon-Instrumental „Seven“ liegen Welten. Der erste richtige Track „Big smoke“ spinnt zum Beispiel die Offbeat-Gitarre des Intros weiter und unterlegt sie mit einem klassischen R’n’B’–Beat. Wahrlich nichts besonders, würde da nicht nach einem langsamen Interlude eine Solo-Gitarre derartig loslegen, dass man denken könnte, Santana käme nun aus Down-Under und hätte sich elektronische Beats zur Untermalung ausgesucht. Derartige Ausbrüche folgen zahlreich – immer wird ein unschuldig erscheinender, aber stets guter Song ins Virtuose getrieben, sei es „Murder to the mind“, „Cigarettes“ oder das etwas ruhigere „Salvation“. Von diesem Konzept kann man halten, was man will. Unbestritten ist aber das Ausnahmetalent von Tash Sultana. Wer Meisterstücke wie „Pink moon“ komplett alleine konstruiert und einspielt (!), der darf meinentwegen auch 365 Mal das Palladium füllen.
Bekannt geworden ist Tash Sultana übrigens mit „Jungle“, den ihr vielleicht schonmal irgendwo gehört habt. Gebt euch aber lieber das volle Album „Flow state“.
Vielleicht ergattert ihr ja noch ein Ticket für eine der Konzerte der nächstes Jahr kommenden Sommer-Tournee.
26.07.19 Köln – Tanzbrunnen
27.07.19 Berlin – Zitadelle