THE CAT EMPIRE? Wer ist das denn?
Liebe Personen, die das hier gerade lesen und The Cat Empire vorher nicht kannten. Glückwunsch zu einem großen Moment in eurem musikalischen Leben. Ihr lernt gerade die beste Live-Band unserer Zeit kennen (ist zumindest meine steile These). Aber kurz zurück auf Anfang. The Cat Empire sind in ihrer Heimat Australien ein großes Ding. Sie füllen Hallen und Open-Air-Locations und wenn alle paar Jahre ein Album des Katzen-Kollektivs kommt, findet dies immer wieder seinen Weg in die Charts. Kein Wunder, der ultimative Musik-Clash aus Pop, Funk, Soul, Jazz, Ska und Reggae ist einzigartig und einfach verdammt gut. Auf ihren Konzerten verlängern die Vollblutmusiker von The Cat Empire die zahlreichen 4-Minuten-Hits dann teilweise auf Viertelstunden-Virtuosen – jedes Jahr auf der ganzen Welt zu erleben. The Cat Empire kommen nämlich mit einer Verlässlichkeit fast jedes Jahr auch nach Deutschland. Bock bekommen und keine Geduld? Kein Problem. Die Australier haben nämlich gerade den Live-Mitschnitt eines Konzerts aus der Royal Albert Hall in London veröffentlicht.
Wie ist „Live at the Royal Albert Hall“ zustande gekommen?
Wer den Mitschnitt gerne auf CD kaufen möchte, der muss an dieser Stelle leider enttäuscht werden. The Cat Empire haben das Konzert aus dem Juni 2015 auf Spotify veröffentlicht – im Rahmen ihrer „Sunday Sessions“, in denen sie jeden Sonntag eine kleine Überraschung bereit haben. Das Konzert in der legendären Royal Albert Hall ist also quasi ein Geschenk. Wenn man in der Streaming-Zeit noch von Geschenken sprechen kann.
Was hat die Setlist so zu bieten?
Vor „Rising with the sun“ aufgezeichnet, enthält das Konzert mit „Que séra ahora“ und „You are my song“ nur zwei Songs vom letzten Album („Rising with the sun“) der australischen Kapelle. Das emotionale „Bataclan“ fehlt somit genauso wie der neue Hit „Bulls“ und das abgedrehte Jazz-Impro-Stück „Daggers drawn“. Kein Problem, für ausfallende Solo-Einlagen und Instrumental-Teile bieten sich dafür jede Menge alte Hits an. „The lost song“ oder „The chariot“ vom ersten Album, die neueren „Steal the light“ und „Still young“ und natürlich die bekannten Kracher wie „The wine song“, „In my pocket“ oder „Two shoes“. 16 Songs in knapp zwei Stunden, Ansagen größtenteils rausgeschnitten: Ein wahres Brett, das sich durch die über zehnjährige Karriere schneidet. Nur „Cinema“ wurde mal wieder ausgelassen.
Welches sind die großen Momente auf „Live at the Royal Albert Hall“?
Wer bereits bei einem Konzert von The Cat Empire war, der kennt die Highlights, die sich auch auf diesem Live-Mitschnitt tummeln. Der spannungsaufbauende Mittelpart von „Two shoes“, die außergewöhnlichen Tempowechsel von „The wine song“, die tropfende Melancholie von „The lost song“, der unvergleichliche Druck von „Still young“ und das die Lichter-ausmachende „The chariot“. Für famose Instrumental-Action ist natürlich auch genug Platz. Mit „How to explain“ noch zaghaft angekündigt, sind „Sly“ und „In my pocket“ wahre Solo- und Impro-Monster. Scratching-, Drum-, Klavier-, Gesangs- oder Bass-Solo? Alles irgendwo am Start. Besonders beeindruckend – Harrys Gesangs-Performance in der Bridge von „In my pocket“. Zu den klassischen Highlights gesellt sich das äußerst dynamische „Prophets in the sky“ und „All night long“, mit dem Harrys Mikrofon-Kollege Felix den letzten Teil des Abends einläutet.
Fängt der Mitschnitt das Live-Erlebnis ein?
Auditiv ja, stimmungsmäßig nicht zu 100%. So lässt „Live at the Royal Albert Hall“ zwar definitiv die musikalische Virtuosität von The Cat Empire erklingen, die unvergleichbare Atmosphäre eines Konzerts kommt aber nicht komplett rüber. Neben dem etwas leise abgemischten Publikum liegt das vor allem daran, dass die visuelle Komponente schlichtweg fehlt. Gut, geht bei einem mp3-Mitschnitt ja auch nicht anders. Würde man zu den wilden Klängen von „In my pocket“ aber nun noch Felix auf die Percussions eindreschen sehen oder Ollie’s imposantes Klavier-Intro von „The wine song“ aus der Nähe sehen, wäre das Live-Erlebnis perfekt. Dafür muss man dann eben doch auf ein Konzert gehen. Oder The Cat Empire endlich mal eine aktuelle Live-DVD auf den Markt bringen. Immerhin: Im Rahmen der Sunday Sessions veröffentlichen die Australier in den nächsten Monaten ein komplettes Konzert aus ihrer Heimat Melbourne auf YouTube. Daher stammt übrigens auch das hier eingebundene Video.
Was muss ich wissen, um meine Freunde zu beeindrucken?
Als erste Zugabe spielen The Cat Empire die außergewöhnlich ruhige Ballade „Miserere“ – ein Song, der sich selten in der Setlist befindet und für dieses Konzert ausgegraben wurde. Gastsänger ist dabei Felix’ Bruder Max, mit dem der Cat-Empire-Sänger bei dieser Show erstmals gemeinsam auf der Bühne steht. Ein Moment, der für Felix auch heute noch unvergesslich ist – erzählt er zumindest im Interview. Das zerbrechliche, hoffnungsvolle „Miserere“ ist trotz seiner Andersartigkeit kein Fremdkörper und definitiv ein Highlight im Repertoire der Australier.
6) Wann sollte ich „Live at the Royal Albert Hall“ am besten auflegen?
Gemeinsam mit Freunden, die sich entweder an das letzte Konzert von The Cat Empire erinnern wollen, sehnsüchtig auf das nächste waren, oder schnellstens überzeugt werden sollen, diese tolle Band kennenzulernen. Mit knapp zwei Stunden Spielzeit und teils hochkomplizierten Instrumental-Parts kostet „Live at the Royal Albert Hall“ zwar ein bisschen mehr Zeit und Zuwendung als die Alben der australischen Kapelle: Viel besser könnte man die 113 Minuten aber auch nicht investieren.
Tourdaten für Europa sind derzeit leider nicht angekündigt. Dafür ist die Live-Version von „Prophets in the sky“ im aktuellen that new music mix enthalten. Siehe rechts oder unten. 🙂