The Sounds – The tales that we tell (EP)

THE SOUNDS? Wer ist das denn?

Eigentlich eine Band, die ich schon lange abgeschrieben hatte. Auf ihren ersten drei Alben machte das schwedische Quintett noch relativ süßen Indie-Pop mit Schrammelgitarren, der nicht nur vereinzelt an eine moderne Version von Blondie erinnerte. Klar, auch damals war der Pop-Appeal schon extrem groß, man ließ sich aber gerne von der charismatischen Maja Ivarsson am Gesang und Songs wie „Painted by numbers“ verzaubern und nahm dafür teilweise arg simple Songs dankend in Kauf. Mit dem vierten Album „Something to die for“ folgte aber die lang befürchtete, stark elektro-poppige Fortsetzung – leider aber in eher nicht gelungener Ausprägung. Ein irgendwie bekanntes Schicksal, dem zum Dank sich trotz leicht steigender Bekanntheit vermutlich einige alte Fans abgewendet haben. Doch die können sich jetzt „The tales that we tell“ wieder mit Hingebung zuwenden.

Was machen The Sounds denn jetzt musikalisch auf der EP?

Tatsächlich gelingt den Schweden die berüchtigte Rückbesinnung auf alte Stärken. Während der 10-Jahre-Geburtstagstour ihres Zweitlings „Dying to say this to you“ ist Maja und Co. wohl aufgefallen, dass ihr altes Repertoire einfach ein wenig besser zu ihnen passt. Eingängigen Elektropop mit Frauengesang gibt es ja auch wirklich in allen Formen. „Tales that we tell“ ist nun zwar etwas weniger roh und jugendlicher als die beiden ersten Alben, macht aber mit einigen Gitarren wieder ordentlich Druck und Laune. Erwachsener könnte man The Sounds in diesen vier Songs bezeichnen – nicht wirklich experimentierfreudig aber dafür im Songwriting wieder voll auf der Höhe. „Thrill“, „The darkness“ und „Turn to gold“ befinden sich alle im tanzbaren Mid-Tempo, einzig „Sail to the sun“ nimmt mit einer melancholischen Akustikgitarre ein wenig die Luft raus und verleiht somit federleichte Flügel.

Was sind die großen Momente auf „The tales that we tell“?

Während tatsächlich jeder Track seinen eigenen Charme hat – gut, ist bei vier Songs auch nicht so schwer – sticht das großartige „The darkness“ mit seiner Hit-Attitude heraus. Der gleichzeitig als Single veröffentlichte Kracher zeigt darüber hinweg alle zentralen Elemente, die die EP so ausmachen. Die etwas düstere Strophe erinnert dabei an jüngere Metric-Songs. Passend zu Majas immer noch charismatischer Stimme ertönt eine Crunchy-Gitarre, die den Track durch den Synthie-Beat in einen befreienden Refrain führt. Aus ihrer normalen Range ausbrechend bekommt Maja hier gut passende männliche Gesangunterstützung. Ganz wunderbar ist auch das kumulierende Gitarrensolo im abschließenden Part, welches tatsächlich an die großen Momente von früher erinnert und nochmal eine Schippe Melancholie dazugibt.

Gibt’s wirklich nichts zu meckern?

Nur Kleinigkeiten. Insgesamt sind die vier Songs eine überaus stimmige Zusammenfassung der verschiedenen, hörenswerten Facetten von The Sounds. „Sail into the sun“ lässt träumen, „Thrill“ bewegt sich in ähnlich hittigen Gewässern wie „The darkness“ und „Turn to gold“ rundet das Quartett äußerst tanzbar, obwohl es das abschließende Saxofon-Solo wohl auch in der Gitarrenvariante getan hätte. Große Musikkunst ist das natürlich nicht – aber schöne, leicht süchtig machende Pop-Songs bietet die EP auf jeden Fall. Da kann man auch mal über die etwas einfältigen Lyrics hinwegsehen und sich einfach wieder ein bisschen jung, fröhlich und unbekümmert fühlen.

Wann sollte ich „The tales that we tell“ auflegen?

Gar nicht so leicht zu sagen. Selbst wenn sich der Sound von The Sounds (see what I did there?) ja grundsätzlich dank fluffiger Gitarren als Sommermusik bezeichnen lässt, schwimmt auf der EP eine Melancholie mit, die im Gegenzug für noch intensivere Euphorie-Ausbrüche sorgt. Vermutlich passt „The tales that we tell“ so am besten zu einem mittelspäten Sommerabend, wenn im Park oder Garten langsam die Dunkelheit anbricht, die ersten Sterne zu sehen sind und jene besondere Transitionsphase zwischen Tag und Nacht herrscht. Hier entfalten die weiten und doch kompakten Songs bestenfalls eine noch intensivere Wirkung.

Tourdaten sind derzeit nicht angekündigt. Den Hit „The darkness“ könnt ihr auch im that new music mix hören.

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